Seit gutem einem Jahr treiben Hardware-Hersteller aber auch Anbieter aus dem Bereich System Management das Thema Green IT voran. Wie weit dabei Anspruch und Realität auseinander liegen, zeigte die diesjährige Cebit. Die Erwartungen der Anwender waren hoch. Sie wurden aber jäh enttäuscht.
"Zwar war Green IT eines der Top-Themen der Cebit 2008, jedoch waren die Inhalte eher dünn gesät", sagt Wolfgang Schwab von der Experton Group. Die meisten Anbieter hatten zwar Green IT auf ihren Fahnen stehen, die wenigsten zeigten aber tatsächlich Neues zum Thema.
Aus Sicht der Experton Group sollten sich die Anbieter schnellstens auf ein realistisches und nachvollziehbares Produkt-Marketing besinnen. Nicht alles muss "Grün" sein. Aber Produkte, die unter diesem Label angeboten werden, sollten auch etwas mit dem Thema zu tun haben.
Denn das Hype-Thema wird zunehmend von platten Marketing-Sprüchen überlagert. Ob sich die Anbieter damit selbst einen Gefallen, ist mehr als fraglich. Eine aktuelle Studie der Experton Group zeigt, dass derzeit rund ein Drittel der deutschen Unternehmen bereit wäre, Geld auszugeben, um den CO2-Ausstoß der IT zu senken. Das ist auch dann der Fall, wenn sich die Investitionen nicht über geringere Kosten wie zum Beispiel beim Strom amortisieren lassen.
Für Investitionen ist mehr nötig als nur markige Sprüche
Seit einem guten halben Jahr steht das Thema auch bei den CIOs auf der Agenda. Viele Anwender sind bereits tatsächlich dabei, ihre Rechenzentren durch entsprechende Investitionen in Virtualisierungslösungen für Server, Storage und Netzwerk aber auch in Hardware und Klimatechnik umweltfreundlicher zu machen. Die Bereitschaft zum Investieren ist also durchaus gegeben. "Diese Bereitschaft wird aber nur dann auch in Investitionen umgesetzt, wenn die erwünschten Ziele auch tatsächlich erreicht werden und vor allem realistisch vorab dargestellt werden", sagt Schwab.
Aus Sicht der Experton Group besteht Green IT im Wesentlichen aus vier Teildisziplinen, die allesamt wichtig sind, um die IT umweltfreundlicher aber auch wirtschaftlicher zu machen: Effizientere Nutzung der Energie, Energieeffiziente Hardware und Steuerung, Energieeffiziente Kühlung und Abwärmenutzung.
Laut Studie führt nur gut ein Fünftel der deutschen Unternehmen Untersuchungen zur Energieeffizienz bei ihrer IT-Infrastruktur durch. Etwa ein Drittel setzt dafür Software ein und wiederum ein Fünftel wird dabei von IT-Dienstleistern unterstützt, wobei jedoch keiner der großen im Markt dabei besonders auffällt. Vielmehr zeichnet sich der Markt durch eine extrem starke Fragmentierung auf. Offenbar haben die meisten großen IT-Dienstleister das Thema viel zu spät entdeckt.
Der Bereich energieeffiziente Hardware wird bei vielen Firmen noch relativ stiefmütterlich behandelt. Hardware wird in den meisten Unternehmen deutlich länger eingesetzt als dies wirtschaftlich sinnvoll ist. Der CIO ist in den seltensten Fällen für den Stromverbrauch im Rechenzentrum verantwortlich. Bei der Neuanschaffung spielt die Energieeffizienz bisher kaum eine Rolle, da der Einkauf sich damit nicht auskennt. Außerdem erschweren die Hardware-Anbieter die Selektion, da keine objektiv vergleichbaren Informationen über den tatsächlichen Energiebedarf zur Verfügung stehen.
Umdenken bei der Energieeffizienz
Die Experton Group geht aber davon aus, dass mit steigenden Energiepreisen auch in diesem Bereich eine Life Cycle-Betrachtung bei den Unternehmen Einzug halten wird. Damit wird sich der Druck auf die Hardware-Hersteller und den Einkauf erhöhen, verwertbare Informationen zu veröffentlichen und bei den Planungen mit einzubeziehen.
Echte Green IT wird ein Thema bleiben. Der Markt wird in den kommenden Jahren mit durchschnittlich 66 Prozent wachsen. Dabei lassen sich die Anforderungen an die Hardware-Hersteller im Wesentlichen in zwei Bereiche zusammenfassen.
Hardware-Hersteller müssen ihre Hausaufgaben machen
Sie müssen ihre Hardware in Bezug auf Energieeffizienz weiterentwickeln. Wie die Entwicklungen der vergangenen sechs bis zwölf Monate zeigen, sind technologisch durchaus Fortschritte zu erzielen. Diese Anstrengungen müssen weiter voran getrieben werden, damit auch das in der IT drin ist, was außen versprochen wird.
Außerdem müssen relevante und objektive Werte zur Beurteilung der Energieeffizienz kommuniziert werden. Wenn diese Informationen nicht vorliegen, kann die Energieeffizienz keinen dominanten Einfluss auf die Kaufentscheidung haben.
Für die Studie "Green IT - im Spannungsfeld zwischen Modewort und wirtschaftlicher Notwendigkeit" befragte die Experton Group über 100 deutsche Unternehmen.