Neun Fußballfelder voll Eier, eine Kette von Schokoladentafeln, die einmal rund um den Globus reicht, und so viel Mehl, wie ein Luxusdampfer wiegt - wer jährlich mehr als 146.000 Tonnen Kekse backt, braucht Zutaten im großen Stil. Bei Griesson de Beukelaer fahren Tag für Tag rund 30 Tankfahrzeuge vor, um die Rohstoffe anzuliefern. Entsprechend komplex ist die Lieferkette. Von der Bestellung der Rohstoffe über die Qualitätskontrolle und die Chargen-Rückverfolgung bis zur Auslieferung des Gebäcks muss das Unternehmen eine Vielzahl von Anforderungen berücksichtigen.
Ein kritischer Punkt ist beispielsweise die Haltbarkeit sowohl der Zutaten als auch der fertigen Erzeugnisse. Dies gilt vor allem bei Gebäckmischungen, deren einzelne Sorten in verschiedenen Werken produziert werden. Damit für alle Kekse in einer Packung dieselbe Mindesthaltbarkeit garantiert werden kann, muss die Produktionsplanung in den zuliefernden und den verpackenden Werken exakt aufeinander abgestimmt sein. Gleichzeitig sind auch Zwischenlager- und Transportzeiten zu berücksichtigen sowie Abläufe bei Partnern, die Kommissionier- und Logistiktätigkeiten übernehmen.
Lohn- und Gehaltssystem ergänzt
Der Mittelständler setzt dazu seit November 2006 auf die SAP-Business-All-in-One-Branchenlösung Foodsprint des Software-Hauses Cormeta und auf die Planungskomponente SAP Avanced Planning and Optimization aus SAP Supply Chain Management. Im Januar 2008 nahm das Unternehmen außerdem noch SAP ERP Human Capital Management für die Lohn- und Gehaltsabrechnung in Betrieb.
Die neue Unternehmenslösung automatisiert zahlreiche Geschäftsabläufe, für die der Gebäckhersteller mit seiner alten, heterogenen IT-Landschaft viele Daten zunächst auf Papier sammeln und anschließend per Hand eingeben musste. Ein mühsames Geschäft, das aber selbst Kernprozesse wie die Produktionsplanung und -steuerung betraf. Durch die zahlreichen Schnittstellen zwischen den teilweise selbst programmierten Anwendungen und die manuelle Datenerfassung kam es immer wieder zu Unstimmigkeiten.
Die Produktionsplanung beruhte zunächst ausschließlich auf den Erfahrungswerten langjähriger Mitarbeiter und wurde nur unzureichend von der IT unterstützt. Das machte es allerdings nahezu unmöglich, auch Faktoren wie Rüstzeiten, Kapazitätsauslastung oder den Rohstoff-Nachschub zu optimieren. Um einen Produktionsstillstand zu vermeiden, dürfen die Silos zum Beispiel nie vollständig leer sein. Gleichzeitig müssen die anliefernden Tankwagen ohne Wartezeiten entladen werden, damit keine zusätzlichen Kosten anfallen und die Rohprodukte rasch weiterverarbeitet werden können.
Heute sind sämtliche Produktionsschritte in dem zentralen SAP-System abgebildet. Auf Basis dieser Daten erstellt die Komponente SAP APO die Planung weitgehend automatisch und richtet dabei die Abfolge der Aufträge optimal auf die Rüstzeiten aus. Sie berücksichtigt also, dass eine Anlage vor dem Wechsel von dunkler auf helle Schokolade gereinigt oder eine Walze vor dem Prägen einer neuen Kekssorte gewechselt werden muss. Die Mitarbeiter kümmern sich heute vor allem darum, dass die Stammdaten korrekt gepflegt werden und die Abstimmung mit den Nachbarbereichen Absatzplanung, Lagerlogistik und Einkauf funktioniert.
Externe Partner angeschlossen
Inzwischen hat der Gebäckhersteller auch seine Subunternehmen und Logistikdienstleister über Schnittstellen in Foodsprint und SAP APO integriert, so dass Medienbrüche selbst über die Unternehmensgrenzen hinweg ausgeschlossen sind. Alle Daten können auf Knopfdruck abgerufen werden und sind zuverlässig. Da keine wichtigen Informationen mehr auf Papier festgehalten und nachträglich in unterschiedliche Anwendungen eingegeben werden müssen, gehören Inkonsistenzen der Vergangenheit an.
Mit der automatisierten und rüstoptimierten Planung verkürzen sich außerdem die Durchlaufzeiten in der Produktion - wichtig gerade bei stark ausgelasteten Anlagen. Denn das Unternehmen produziert in der Regel an fünf Tagen die Woche rund um die Uhr. Das Wochenende gilt als Reservekapazität, zum Beispiel für Sonderaufträge.
Bei gleichbleibend hoher Lieferfähigkeit konnte das Unternehmen seinen Lagerbestand verringern. So sank der Vorrat an Verpackungsmaterial um 20 Prozent, der Bestand an Fertigwaren um zehn Prozent. Das spart nicht nur Kosten, sondern ist vor allem in Bezug auf die Haltbarkeit der Produkte von Vorteil.