Sechs von zehn IT-Managern in deutschen Firmen setzen bisher kein Cloud Computing ein. Damit ist die Akzeptanz des Modells hierzulande in etwa gleich hoch wie im weltweiten Durchschnitt. Das hat eine Befragung von Avanade ergeben, einem weltweit tätigen IT-Beratungshaus.
Von den Firmen, die bisher nicht auf Cloud Computing setzen, wollen 80 Prozent ihre Zurückhaltung auch innerhalb der kommenden zwölf Monate nicht aufgeben. Das Misstrauen ist groß. 72 Prozent der mehr als 500 befragten Manager und IT-Verantwortlichen aus 17 Ländern vertrauen ihren internen Systemen mehr als IT-Leistungen, die sie von fern beziehen können. Deutsche sind sogar noch vorsichtiger. Hier äußerten vier von fünf, sie hätten Angst vor einem Kontrollverlust über Daten und Systeme.
Fast zwei Drittel der deutschen IT-Entscheider meinen außerdem, Cloud Computing sei ein Thema, das nur kurzfristig hochgekocht werde. Gleichzeitig sehen sich 60 Prozent als Vorreiter, die sich auf Neuerungen grundsätzlich als Erste einlassen. Mit dieser Haltung sind Deutsche eher fortschrittlich, denn weltweit gaben 53 Prozent an, mit dem Einsatz neuer Technologie zu warten, bis diese sich bewährt habe.
Erfahrung mit Cloud Computing haben bisher 40 Prozent der befragten IT-Chefs in Deutschland gemacht, fünf Prozent setzen nur auf Cloud-Lösungen. In anderen Ländern ist der Ansatz schon weiter verbreitet. 57 Prozent der US-CIOs, jeweils 48 Prozent der IT-Chefs in Großbritannien und Norwegen und 44 Prozent der dänischen Verantwortlichen setzen zumindest teilweise darauf.
Ähnlich verbreitet wie in der Bundesrepublik ist Cloud Computing in Finnland, Schweden und Österreich. 42 Prozent der Firmen zwischen Garmisch und Flensburg, die sich der Wolke bisher verweigern, werden sich auf lange Sicht dafür entscheiden, allerdings noch nicht in den kommenden zwölf Monaten.
Cloud Computing soll Kosten senken
Einer der Gründe, warum sich IT-Manager für die neue Technologie interessieren, ist der Versuch, damit Geld zu sparen. So sagt jeder vierte deutsche CIO, seine derzeitigen internen Systeme seien zu teuer. Weltweit vertreten diese Ansicht 42 Prozent. Und mehr als die Hälfte aller IT-Chefs will neue Technologie gezielt einsetzen, um Kosten zu senken. Drei von vier deutschen CIOs sagen außerdem, vorteilhaft seien nutzungsabhängige Preismodelle.
Somit könnte sich die Haltung gegenüber Cloud Computing auf lange Sicht ändern. Sieben von zehn deutschen CIOs meinen, die IT-Einstiegskosten könnten damit gesenkt werden. Mehr als jeder Dritte meint, die Betriebskosten ließen sich deutlich senken. Die Hälfte der CIOs in Deutschland, die schon auf Cloud Computing setzen, haben dessen Einsatz seit Beginn der Wirtschaftskrise ausgeweitet.
Auf dem Stand der Technik bleiben
Neben Kostenvorteilen erhoffen sich die meisten Befragten mehr Flexibilität. Mehr als die Hälfte der Deutschen will mittels Cloud Computing schneller auf Markt- und Geschäftsveränderungen reagieren, ebenso viele hoffen, durch dieses Betriebsmodell immer auf dem neuesten technischen Stand zu sein. Sechs von zehn wollen sich durch die Verlagerung von Informationstechnologie in die Wolke auch aufs Kerngeschäft konzentrieren.
Avanade, ein Joint Venture von Microsoft und Accenture, ließ die Befragung vom Marktforschungsunternehmen Kelton Research durchführen. Die Mehrheit der 502 befragten Führungskräfte arbeitet in Großunternehmen, ein Viertel in Betrieben mit mehr als 10.000 Mitarbeitern. Die Firmen gehören verschiedenen Branchen an - von der Luftfahrt bis hin zu gemeinnützigen Unternehmen.