Was passiert mit der Rohmilch einer Molkerei, die täglich angeliefert wird, wenn die IT einmal nicht mitspielen würde? In der Lebensmittelindustrie ist Hochverfügbarkeit ein Muss. Die komplexen Anlagen für die Verarbeitung der Rohstoffe zu Endprodukten für den Verbraucher sind wie Organismen, die beim Ausfall einzelner Komponenten schnell schwere Störungen erleiden.
Das gilt für viele Bereiche, ob für pharmazeutische Prozesse, ob bei der Herstellung von Süßwaren oder wie bei Zott bei der Herstellung von Milchprodukten. Im Jahr 2014 betrug die geschätzte Milchverarbeitungsmenge der Unternehmensgruppe Zott 962 Millionen Kilogramm Milch. Zum Produktportfolio der Traditionsmolkerei Zott zählen Joghurt-, Dessert- und Käsespezialitäten, die in fast allen Supermärkten und in vielen Ländern der Welt zu finden sind.
Auf unterbrechungsfreien Betrieb ausgelegt
Das ausgeklügelte System von Herstellungs- und Reinigungszyklen sorgt dafür, dass die Fertigungslinien stets keimfrei sind und die hohen Erwartungen an die Produktqualität eingehalten werden können. Die empfindlichen Systeme der Prozesse dürfen nicht unterbrochen werden und sind deshalb auf einen unterbrechungsfreien Betrieb ausgelegt. Das gilt konsequenterweise auch für die Informationstechnik und insbesondere für die SAP-Umgebung.
Wie viele Fertigungs- und Lebensmittelunternehmen setzt auch Zott für die Abwicklung der Geschäftsprozesse die betriebswirtschaftliche Standardsoftware der SAP SE ein. Ganz konkret ist dies SAP ERP ECC 6.0 mit einer zentralen SAP Netweaver-Instanz und dem Datenbanksystem MaxDB. Die Software deckt die durchgehende Prozesskette vom Eingang der Rohware bis zur Kommissionierung, Lieferung und Fakturierung ab. Dabei wird auch das Hochregallager angesteuert und die Parameter für die Produktionsmaschinen werden aus dem SAP heraus übergeben.
Zeitversetzte Spiegelung der Daten
Zur Absicherung dieser komplexen SAP-Landschaft hat Zott jetzt Libelle BusinessShadow implementiert. Dabei handelt es sich um eine Software für die System- und Datenbankspiegelung, die nicht nur mit MaxDB, sondern auch anderen Datenbanksystemen lauffähig ist. Die Stärke der Libelle-Lösung ist die patentierte zeitversetzte Spiegelung: Durch diese Sicherung kann der Spiegel einem frei definierten Zeitraum hinter dem Original folgen und bietet so optimalen Schutz vor den Folgen von Hardwareschaden sowie vor Bedienerfehlern oder sonstigen inhaltlich logischen Fehlern.
Die Wiederherstellungspunkte einzelner Applikationen und Datenbanken können transaktionsgenau gesteuert werden, so dass auch in komplexen Applikationslandschaften in kürzester Zeit mit übergreifend konsistenten und transaktionsintegeren Daten weitergearbeitet werden kann.
System für schnelles Desaster-Recovery gesucht
"Wir haben eine Lösung für ein extrem schnelles Desaster-Recovery unserer SAP-Systeme gesucht, um Produktionsausfälle durch IT-Störungen möglichst auszuschließen. Unser Ziel ist es, im schlimmsten aller Fälle unsere IT so schnell wie möglich wieder verfügbar zu haben. Ohne zeit- und arbeitsintensives Restore", erklärt Ingo Bachmann, IT-Bereichsleiter bei Zott.
Mit klassischen Alternativen wie einem zweiten Server hätten die IT-Administratoren bei Zott unter Umständen das SAP-Produktivsystem neu installieren oder sogar die Datenbankinhalte aus einem Backup rekonstruieren müssen.
Minuten statt 14 Stunden für Recovery
Wenn, wie bei Zott, selbst für wichtige Systemänderungen nur kurze Wartungsfenster zur Verfügung stehen, stellt ein Restore eine zu große Unsicherheit dar. Bachmann blickt zurück: "Die Wiederherstellungszeit des Systems lag vor Einführung von BusniessShadow im besten Fall bei 14 Stunden. Bei Hardwarereparaturen hätte es noch länger gedauert. Mit BusinessShadow ist die Herstellung der Wiederverfügbarkeit des SAP-Systems eine Sache von Minuten."
Bemerkenswert und für den SAP-Einsatz durchaus relevant ist die hohe Fertigungstiefe bei Zott. Das Unternehmen stellt nicht nur die Milchprodukte selbst her, sondern fertigt Verpackungen und Fruchtzubereitung zu einem erheblichen Teil selbst. Auch die IT-Infrastruktur wird vom Unternehmen OnPremise betrieben.
Zwei Rechenzentren
Zott hat sich bereits bei der Einführung vor sieben Jahren für die SAP-eigene MaxDB-Datenbank entschieden, um die Vorteile der hohen Integration und der aufeinander abgestimmten Komponenten auszuschöpfen. Für die Verfügbarkeit der gesamten SAP-Landschaft sorgt nun die Libelle Lösung für die zeitversetzte Daten- und Systemspiegelung.
Zott betreibt zwei Rechenzentren am Firmensitz in Mertingen, wobei eines die Produktivsysteme beherbergt, während das zweite Rechenzentrum als Backup- und Notfallrechenzentrum konzipiert ist - hier läuft auch die Schattendatenbank von Libelle. Insgesamt umfasst die Landschaft rund 140 Server, die - mit Ausnahme der SAP-Systeme - bereits fast alle virtualisiert sind, um höchsten Wartungskomfort zu bieten und kurze Wiederherstellungszeiten zu garantieren.
Microsoft Windows und Suse Linux im Einsatz
Während der Großteil der Server auf Microsoft Windows basiert ist, setzt Zott für das SAP ERP-System und die Libelle-Schattendatenbank auf Suse Linux Enterprise. Bachmann erläutert: "Die Splittung auf zwei verschiedene Betriebssysteme im Rechenzentrum schafft Flexibilität und verkleinert die Angriffsfläche für Schadsoftware. Die Hochverfügbarkeit für unsere physischen SAP-Systeme erreichen wir dabei mit Libelle BusinessShadow".
So läuft die Daten-Spiegelung ab
Das gegenwärtig rund vier Terabyte große ERP-System wird mit dem Libelle-Prinzip gespiegelt: Nach einem Initial-Copy der Datenbank laufen alle Transaktionen in einen Zwischenspeicher auf der Spiegelseite, auch Zeitrichter genannt. Die Verweildauer der Daten im Trichter wird vom Anwender individuell festgelegt. Im Falle logischer Fehler wie zum Beispiel bei Anwenderfehlern, fehlerhaften Software-Updates oder ähnlichem, kann das Produktivsystem auf die Schattendatenbank umgeschaltet werden.
In wenigen Minuten werden dann alle gültigen Transaktionen, und zwar genau bis zum Zeitpunkt vor dem Anwenderfehler oder der Störung, aus dem Zeitrichter in die Schattendatenbank recovert. Fehlerhafte Transaktionen gelangen so gar nicht erst ins Spiegelsystem. Anschließend wird das bisherige Schattensystem als Produktivsystem online geschaltet. Darauf zugreifende Systeme und Benutzer arbeiten innerhalb kürzester Zeit mit einem konsistenten Datenbestand weiter.
Zeit für rettenden Eingriff
Zott verwendet dieses Verfahren gelegentlich auch für die Umschaltung vor einer Anlagenwartung. Jedoch ist man sich der eigentlichen Funktion bewusst: "Die Libelle-Lösung ist eigentlich eine Versicherung für den Fall eines inhaltlichen Fehlers auf der Logikebene", erklärt Bachmann. Während herkömmliche Spiegelungsverfahren auch fehlerhafte Transaktionen 1:1 aufs Spiegelsystem übertragen, bleibt mit Libelle noch Zeit für einen rettenden Eingriff. "Alle Umschaltungen und alle Umschalttests sind bislang absolut fehlerfrei verlaufen", fügt Bachmann hinzu.
Als großen Vorteil sieht Bachmann die Fähigkeit von BusinessShadow nicht nur die Datenbank zeitversetzt zu spiegeln, sondern auch das darunterliegende Betriebssystem und die Anwendung SAP ERP mit in den Umschaltprozess einzubeziehen. Im Falle einer Wiederherstellung wird so die Konsistenz von Anwendung und Datenbank sichergestellt. "Dadurch haben wir nicht nur ein Produkt aus einem Guss, sondern wir sparen auch weitere Speziallösungen", erklärt Bachmann. "Denn diese würden den Test- und Recovery-Aufwand wiederum verkomplizieren."
Nächster Einsatz beim Fertigungs-Management-System
Die Entscheidung für die Einführung von BusinessShadow geht vor allem auf das gute Feedback aus den Anwender-Communities zurück, wobei der ausschlaggebende Impuls für den Einsatz der Lösung von einem Mitarbeiter aus dem SAP-Basis-Team kam.
Aktuell in Planung ist die Anwendung der Technologie für das gerade im Aufbau begriffene Fertigungs-Management-System. Es wird für eine noch stärkere Integration der Prozessleitsysteme und der kaufmännischen Abbildung der Produktion im ERP sorgen und natürlich sind auch hier Ausfallsicherheit und schnelle Wiederherstellungszeiten wichtige Systemeigenschaften.
Das Familienunternehmen Zott
Die 1926 gegründete Genuss-Molkerei Zott ist ein selbstständiges Familienunternehmen. Neben dem Stammwerk der Unternehmensgruppe in Mertingen (Bayern) gibt es weitere Produktionsstandorte in Günzburg sowie in Polen und in Bosnien-Herzegowina. Zott gehört mit einem geschätzten konsolidierten Netto-Konzernumsatz von 955 Millionen Euro, einer Milchverarbeitung von 962 Millionen Kilogramm und 2200 Mitarbeitern im Jahr 2014 mit zu den führenden Molkereien Europas. Das Produktportfolio der Molkerei umfasst Spezialitäten im Jogurt- und Dessertbereich sowie in den Segmenten Mozzarella, Hart- und Schmelzkäse.
Das Unternehmen fühlt sich der Nachhaltigkeit verpflichtet und lebt Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt. Alle Aktivitäten an den internationalen Standorten der Molkerei, die sich entlang der Wertschöpfungskette über die Bereiche Rohstoff, Umwelt, Mitarbeiter und gesellschaftliche Verantwortung erstrecken, werden unter der inhaltlichen Klammer der Corporate-Responsibility-Strategie "Zott Caring for Life" vereint.
Zott | Datenspiegelung
Branche: Nahrungsmittel
Zeitrahmen: mehrere Monate
Produkt: Libelle BusinessShadow
Dienstleister: Libelle
Einsatzort: Mertingen
Internet: www.zott.de