Die Motivation für beide Unternehmen - nach jahrelangen auch juristischen Auseinandersetzungen etwa um Java - eine Kooperation einzugehen, sieht Gartner auf Seiten von Sun in den gravierenden Umsatzrückgängen des Unternehmens. Sun hat die vergangenen zwei Jahre mit roten Zahlen abgeschlossen und schätzt den Verlust für das laufende dritte Quartal auf 750 bis 810 Millionen Dollar. Zudem leidet der Umsatz der hauseigenen Prozessor-Linie, Sparc, unter der Konkurrenz günstiger und leistungsfähiger Intel-Systeme.
Microsoft wie Sun macht zudem das von IBM im Server-Markt propagierte Linux zu schaffen. Hier sehen beide ihre Umsatzquellen bedroht. Für Microsoft war zudem die Auflage der EU-Kommission, die Server-Schnittstellen offen zu legen, ein Schuss vor den Bug.
Durch die Kooperation kann Sun sein eigenes Betriebssystem Solaris besser gegen Linux in Stellung bringen. Hier zeichnet sich auch eine Konvergenz von Solaris und Linux ab, indem Open-Source-Programme auf Solaris laufen werden. So hat Sun am Donnerstag bekannt gegeben, dass künftig Linuxprogramme direkt auf Solaris werden laufen können. Auf dieser durch Java verbreiterten Palette an Applikationen, kann Sun mehr Standfestigkeit gegenüber IBM gewinnen. Schließlich könnten CIOs durch die erhöhte Kompatibilität zu Windows und eine ausgedehnte Service-orientierte Architektur zu einer Lösung auf Basis der Produkte von Sun und Microsoft neigen.
Damit sich diese Zukunftsaussichten für Sun erfüllen, müssten allerdings, so Gartner, einige Bedingungen erfüllt sein. Dazu gehört der Brückenschlag bei Java und .Net um Web Services voran zu bringen. Sun muss zudem seine Vorliebe für Solaris ablegen und Strategien auch für Linux entwickeln. Referenzarchitekturen sollen die hohen Lizenzkosten für Middleware senken. Letztlich sollte Sun seine großen Posten für Forschung und Entwicklung senken, indem ein Teil der anstehenden Entwicklungen für die Interoperabilität von Solaris und Windows an Microsoft abgegeben wird.
Den Kunden werden die Vereinbarungen kurzfristig keine Vorteile bringen. Auswirkungen erwarten die Gartner-Analysten frühestens 2005. Trotz des positiven Szenarios behält Gartner seine Bewertung von Sun bei: "Vorsicht."
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