Fraport AG

Gutes Timing

20.06.2005 von Klaus Manhart
Lange Schlangen sind unerwünscht. Wenn Flugzeuge am Airport Frankfurt vom Terminal ablegen, sollen sie ohne Stau an der Startbahn ankommen. Damit alles reibungslos klappt, setzt Flughafenbetreiber Fraport künftig auf den „Departure Manager“.

Die Software koordiniert und steuert die Reihenfolge, in der die Flieger von den Gates abdocken. Für Piloten ist das ein echter Paradigmenwechsel, denn bisher galt für sie das Prinzip „first come, first serve“. Operative Programme wie der Departure Manager sind Teil einer umfassenden IT, um den Flughafenbetrieb optimal ablaufen zu lassen. Die Fraport AG als Eigentümerin und Betreiberin des Frankfurter Flughafens ist dafür verantwortlich. Zwar liegen mit Airports im türkischen Antalya, im peruanischen Lima sowie in Hannover und Saarbrücken noch weitere Flughäfen im Verantwortungsbereich des MDax-Unternehmens. 75 Prozent seines Umsatzes aber erzielt der Airport-Konzern mit dem Drehkreuz Frankfurt.

Und hier liegen auch die großen Herausforderungen an die IT. Die Passagierzahl des Flughafens Frankfurt hat im Jahr 2004 die magische 50-Millionen-Grenze durchbrochen, 1,8 Millionen Tonnen Güter wurden umgeschlagen und 477.500 Flugzeuge starteten und landeten. Neben London Heathrow und Paris Charles de Gaulle ist Frankfurt eine der drei großen Drehscheiben im europäischen Luftverkehr.

Hinzu kommt: Da Fraport auf dem Airport nur eine sehr kleine Fläche zur Verfügung hat, ist höchste Effizienz beim Betrieb angesagt. „Wir investieren deshalb massiv in IT-Systeme zur Verbesserung des Passagierflusses und des Bewegungsflusses von Fliegern am Boden“, sagt Roland Krieg, CIO bei Fraport.

Die IT-Strategie ist stark darauf ausgerichtet, genau diese Funktion zu sichern. „Konsolidierung des integrierten Geschäftsmodells“ nennt Fraport die Konzernstrategie, zu der die IT einen wesentlichen Beitrag leisten soll. Auch die beiden anderen Säulen der Konzernstrategie, das interne und externe Wachstum, soll die IT unterstützen

IT-Architektur, Standards und Sicherheitspolitik werden im Business Information Commitee mit allen Unternehmensbereichen besprochen und festgelegt. IT-strategisch ist man dort offen für Innovationen, versteht sich aber weniger als First Mover denn als Early Adapter. „Wir führen keine Systeme ein, die nicht einen klaren Business-Case haben und unternehmensweit abgestimmt sind“, erklärt Krieg.

Wenn möglich setzt Fraport auf Standard-Produkte vom Markt. Im kaufmännischen Bereich hat das Unternehmen sehr viele SAP-Anwendungen im Einsatz. Facility Management, Controlling, Finanzen und Human Ressources laufen alle über SAP.

Operativ nutzt Fraport eigens entwickelte Software wie den Departure Manager oder die Airport Operational Database. Die Datenbank wurde zusammen mit T-Systems entwickelt, die letzte Betriebsstufe wurde 2004 abgeschlossen. Im Bereich Business Intelligence kooperiert Fraport stark mit SAP und SAS, das erste Modul ist in Betrieb. Im für Airports extrem sensiblen Kommunikationsbereich wurde der digitale Bündelfunk Tetrapol eingeführt. Er wird gerade weiter ausgebaut.

Eine klare Strategie fährt Krieg beim Thema Outsourcing. Ausgelagert wird, was standardisiert und nicht spezifisch ist für Fraport. Dazu gehört der gesamte Rechenzentrumsbetrieb, der Service Desk und das Netzwerk, das seit dem 1. Juli ein Joint Venture mit der Gedas führt. Fraport erhofft sich davon vor allem niedrigere IT-Kosten, aber auch mehr Effizienz und eine verbesserte Servicequalität.

Die für Fraport und den Flughafenbetrieb essentielle IT wird weiter inhouse betrieben. „Unsere gesamte Erstellung und Betreuung von Software- und Kommunikationsinfrastruktur mit allen für den Flughafenbetrieb kritischen Programmen behalten wir selbstverständlich im Haus“, sagt Krieg. „Das sind IT-Lösungen, mit denen wir uns von anderen unterscheiden. Und von denen wir überzeugt sind, dass sie uns einen Wettbewerbsvorsprung sichern.