IM ENGLISCHEN WINDSOR baut Ford pro Jahr rund 700000 Motoren just in time ohne Lager für Fertigprodukte. Mit klassischer Serienfertigung geht das nicht. Am Band muss auf einen Dieselmotor direkt ein Benziner mit Automatikgetriebe folgen können. Was als Nächstes an der Reihe ist, bekommen die Montageroboter deshalb von den Motoren selbst mitgeteilt: über einen am Gehäuse angebrachten Transponder, der den Motor identifiziert und die erforderlichen Arbeiten vorgibt. Von der Industrie zum Bildungswesen: An der Columbia University sind die Buchausleih-Schalter abgeschafft; Studenten marschieren mit der ausgewählten Literatur einfach zur Tür hinaus. Dabei durchqueren sie den Erfassungsbereich eines Scanners, der die Transponder in den Büchern aktiviert und die gemeldeten Titel ausbucht. Die Bibliothekskarte ist ebenfalls ein Transponder, und so lässt sich der gesamte Leihvorgang -- auch bei Bücherbergen -- im Nu erledigen. Weiter in den Haushalt: Forscher von IBM haben unlängst ihre Variante der intelligenten Küche vorgestellt. Sie arbeitet mit Sensoren, die unter den Hängeschränken angebracht sind und auf Transponder reagieren. Ähnlich wie die aus Supermärkten bekannten Strich-Codes kleben diese Minisender an allen Waren und Gerätschaften. Wird eine Bierflasche aus dem Kühlschrank geholt, weiß die intelligente Küche sofort Bescheid und klärt den Durstigen darüber auf, wie viele Kalorien das Bier hat. Selbst Rezeptvorschläge oder Hinweise auf besondere Verkaufsaktionen können vom Transponder übertragen werden. Hightech für die Fischzucht Transponder sind eine Mischung aus Speicher-Chip und Sender. Im Unterschied zum einmal gedruckten Barcode können sie aktuelle Informationen aufnehmen; Gegenstände, Tiere und Menschen tragen praktisch einen Arbeitsspeicher mit sich herum. Nach Schätzungen des Duisburger Vereins zur Förderung innovativer Verfahren in der Logistik sind derzeit 100 Millionen Transponder im Einsatz; bis zum Jahre 2004 soll es eine Milliarde sein. Die Einsatzmöglichkeiten der Reiskorn-großen Produktausweise sind schon heute vielfältig. Bei der Lachszucht auf norwegischen Farmen helfen Transponder in der Bauchhöhle der Fische bei der Ermittlung des Schlachtgewichts. In Luxusautos kommen als Wegfahrsperre Transponder zum Einsatz, die zwei Antennen enthalten und damit Peilungen ermöglichen; sie erkennen, aus welcher Richtung und Entfernung ein Wagen geöffnet oder geschlossen wird und verändern entsprechend den Zugriffs-Code. Ähnlich funktioniert die gewichtsbezogene Müllabfuhr, die einige Kommunen eingeführt haben: Der Müllwagen erkennt die Tonne und misst vor dem Entleeren ihr Gewicht. Was den Transpondern zum Durchbruch noch fehlt, ist etwas Phantasie auf Seiten der Verantwortlichen: Verfahrenstechniker, Logistiker und Datenbank-Programmierer sind es einfach noch nicht gewohnt, in Abläufen zu denken, bei denen die Informationen vor Ort verfügbar sind. Aber vor wenigen Jahren wurden Handhelds und Mobiltelefone ja auch noch als Spielzeug belächelt. Inzwischen sind solche mobilen Informationssysteme unverzichtbar -- ist gar die Rede davon, dass jedes Unternehmen von einem so genannten Digital Nervous System durchzogen sein soll. Darin, kein Zweifel, werden Transponder die Rolle der Nervenzellen spielen.
In Containern und Schweineohren Mit der Identifikation fing alles an:Im Zweiten Weltkrieg waren Transponder große Kästen,die in Flugzeugnasen eingebaut wurden,damit die Besatzung Freund von Feind unterscheiden konnte.Erst 1977 wurde die Technik für den zivilen Einsatz freigegeben.Seit 1988 gibt es kommerzielle Transponder, die heute kaum größer sind als ein Reiskorn. Transponder-Label für den Massenmarkt Aktive Transponder sind batteriebetrieben und bieten hohe Reichweiten.Zum Einsatz kommen sie vor allem in der Containerlogistik und in elektronischen Schrankensystemen. Das Problem:Die erforderlichen Batterien machen neunzig Prozent der Herstellungskosten aus.Batterien, die als Transponder-Label einfach auf die Produkte geklebt werden, könnten zum Durchbruch auf den Massenmärkten führen. Dort sind die passiven Transponder bereits verbreitet.Sie brauchen eine externe Transponder-Schranke,um ihre Informationen zu senden. In Parkhäusern und an der Waschmaschine Entsprechend der Sendefrequenz und damit der Energiestärke,unterteilt man die passiven Transponder in drei Klassen.
Low-Transponder durchdringen Materialien bis zu einem halben Meter Dicke und kommen bei der Einfahrtskontrolle in Parkhäusern oder auf Schlachthöfen zum Einsatz.Sie müssen sehr robust sein, weil beispielsweise beim Absengen von Schweineborsten Temperaturen von bis zu 300 Grad erreicht werden. Low-Midlevel-Transponder sind auch unter dem Namen "Smartlabels" bekannt.Neben einer guten Materialdurchdringung und einer Reichweite von bis zu 2,5 Meter besitzen sie den großen Vorteil, dass ein weltweit kompatibler Standard existiert.Diese Transponder, die beispielsweise Ikea für die Warenlogistik einsetzt, werden gerade von der Konsumgüterindustrie als Vehikel für den Kundendienst entdeckt: Mit einem Smartlabel ist die Waschmaschine oder der Kühlschrank für Techniker einfacher zu identifizieren. High-Frequency-Transponder schließlich sind auf hohe Reichweiten ausgelegt und finden vor allem bei Maut-Systemen auf Autobahnen oder Brücken Verwendung.
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TRANSPONDER
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01.10.2001 von Detlef Borchers
Die clevere Steuerung der Lieferkette erfordert eine smarte Technik:
Sendefähige Datenspeicher sorgen dafür, dass Bierfässer, Motoren und Zuchtfische
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