Realtime-Planung

Hamm Reno migriert SAP Hana von x86 auf IBM Power

02.02.2016 von Philipp Mikschl
Der zweitgrößte Schuhhändler in Deutschland migrierte als eines der ersten Unternehmen die In-Memory-Datenbank von der x86-Technologie auf die IBM-Power-Plattform. SAP Hana ist der Kern der Sortimentsplanung.
  • SAP Hana ist das Herzstück der internen Planung und aggregiert Daten aus 2200 Filialen sowie von 3000 bis 4000 Schuhmodellen
  • Das Category Management möchte über die Sortimentsplanung möglichst in Echtzeit entscheiden
  • Durch die Migration verbesserte sich die Datensicherung deutlich, weil jetzt alle Hana-Datenbanken in automatisierte Sicherungsläufe eingebunden sind
  • Auch Außendienstler können jetzt über Smartphones und Tablets in Echtzeit auf aktuelles Zahlenmaterial zugreifen
"Mit SAP Hana on IBM Power verarbeiten wir unsere Geschäftsdaten in Realtime mit einer Lösung, die sich kostengünstig in unser Rechenzentrum einfügt", sagt Felix Finger, Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortlich für IT & Logistik bei der HR Group.
Foto: Hamm-Reno

Die Hamm Reno Group (HR Group) blickt auf eine über 125-jährige Tradition im Schuhhandel. Die aktuell rund 500 Reno-Filialen verteilen sich mittlerweile auf zwanzig verschiedene Länder. Darüber hinaus ist das Osnabrücker Unternehmen neben dem Einzelhandel auch im Fach- und Systemhandel an rund 2200 Standorten aktiv. Jährlich werden rund 25 Millionen Paar Schuhe, Textilien und Accessoires verkauft.

Unmengen an Planungsdaten schnell verarbeiten

Zur internen Sortimentsplanung und -bereitstellung setzt die HR Group bereits seit längerem auf eine SAP-Hana-Umgebung mit zwei x86-Servern als Appliance unter Suse Linux Enterprise. SAP Hana ist das Herzstück der internen Planung. Hier aggregiert das Unternehmen die Daten aus rund 2200 Filialstandorten sowie von 3000 bis 4000 Schuhmodellen.

Aus der Historie der jeweiligen Verkäufe - und unter Berücksichtigung der tagesaktuellen Bestände - lassen sich Durchschnittswerte für hunderte von Filialen und Prognosen für die kommende Saison ableiten. Interessant dabei ist, wie sich Sortiments- und Modelländerungen auf das verfügbare Gesamtbudget auswirken. Denn das Category Management möchte die möglichen Auswirkungen planerischer Entscheidungen sofort erkennen. Deswegen benötigt die HR Group eine zeitnahe Bearbeitung - möglichst in Realtime.

Mit der Performance der x86-Appliances war die HR Group zwar grundsätzlich zufrieden, der Schuh drückte aber an einer anderen Stelle: Die x86-Technologie stellte angesichts der ansonsten rein auf IBM-Power-Technologie basierenden weiteren IT-Umgebung quasi einen 'Fremdkörper' dar. Aus technischen Gründen war das Unternehmen allerdings darauf angewiesen, da SAP Hana bislang nur für x86 verfügbar war.

Das Category Management der HR Group möchte die möglichen Auswirkungen planerischer Entscheidungen in Echtzeit erkennen.
Foto: Hamm-Reno

Premiere für SAP Hana on IBM Power

Anfang 2015 gab SAP schließlich die Verfügbarkeit von SAP Hana für IBM-Power-Systeme im Ramp-Up bekannt. Ausgewählten Kunden stehen im Rahmen dieses Programms Software und neue Technologien vor der Markteinführung zur Verfügung. Dadurch erhielt die HR Group als eines der ersten Unternehmen weltweit die Chance zur Vereinheitlichung aller Systeme im eigenen Rechenzentrum. Die Migration auf IBM Power wurde gemeinsam mit dem langjährigen IT-Partner Fritz & Macziol und dem Hersteller in Angriff genommen.

Mit der IBM-Power-Plattform kann die HR Group die zahlreichen Virtualisierungsmöglichkeiten, etwa bei CPU und RAM, sowie Features wie Live Partition Mobility, auch für SAP Hana nutzen, sobald SAP sie auch für Produktivsysteme freigegeben hat. Hiervon verspricht sich das Unternehmen künftig mehr Flexibilität und eine höhere Skalierbarkeit bei bestimmten Anforderungsszenarien.

Neben diesen technischen Aspekten sprachen darüber hinaus ebenfalls kaufmännische Argumente für den Plattformwechsel. Die Entscheidung zur Homogenisierung der IT wurde durch den Umstand begünstigt, dass die x86-Systeme zum Jahresende ohnehin aus dem Leasing gelaufen wären.

Pro Jahr 25 Millionen verkaufte Paar Schuhe, Textilien und Accessoires – SAP Hana verarbeitet Unmengen an Datensätzen.
Foto: Hamm-Reno

Nur 28 Stunden Downtime

Zunächst erfolgte der Aufbau der vorhandenen IBM Power S822L-Maschine mit zwei redundanten virtuellen I/O-Servern und die Installation einer Suse Linux Enterprise 11 LPAR. In enger Abstimmung mit IBM, SAP und mit technischer Unterstützung von F&M wurde im Anschluss die Migration der bestehenden 2-System SAP Business Warehouse-Umgebung von x86 auf IBM Power vorgenommen. Um eine hoch performante und gleichzeitig auch redundant ausgelegte Storage-Anbindung gewährleisten zu können, entschied man sich zum Einsatz der N_Port ID Virtualization (NPIV)-Technologie.

Wegen des unterschiedlichen Endian-Typs der beiden Plattformen - erst Suse 12 verwendet auch im IBM-Power-Umfeld Little-Endian - erfolgte der Wechsel mit dem Migrationstool R3load. Dabei galt es, aufgrund der Datenbankgröße, im Vorfeld die potenziellen Engstellen bei der Netzwerkbandbreite sowie den zugeordneten CPU- und RAM-Ressourcen zu beachten. Der parallele Ex- und Import nahm dann auch einen großen Teil der Downtime ein.

In-Memory-Systeme lösen klassische Datenbanken ab
Basis: 2864 Befragte.jpg
2864 Anwender hat Crisp Research zum Thema In-Memory befragt: 42 Prozent haben sich mit der Technik bereits beschäftigt. Doch nur für 150 von ihnen steht der Einsatz von SAP HANA fest.
Eingesetzte Datenbank.jpg
Vor allem Microsoft- und Oracle-Systeme sind die bevorzugten Datenbanken in den befragten Anwenderunternehmen.
Pläne für In-Memory-Datenbanken
Gut vier von zehn Befragten haben bereits eine In-Memory-Datenbanktechnik evaluiert. Allerdings sagen auch fast 60 Prozent, dass derzeit eine In-Memory-basierte Datenverarbeitung für sie nicht von Interesse sei.
Entscheidung in Sachen HANA
200 Anwenderunternehmen von den 2864 Befragten beschäftigen sich intensiver mit SAP HANA. Rund ein Drittel setzt das System bereits produktiv ein. Fast die Hälfte prüft noch und knapp jeder Fünfte kann sich noch nicht so recht entscheiden.
Ziel: HANA als Beschleuniger.jpg
Mehr als die Hälfte der HANA-Interessenten erwartet, dass das In-Memory-System die Unternehmensprozesse beschleunigt. Außerdem soll HANA dabei helfen, Systeme zu konsolidieren, um so die Komplexität zu verringern. Immerhin jeder Achte ist unzufrieden mit Oracles Lizenzpolitik und will deshalb den Anbieter wechseln.
Strategische Ziele.jpg
Vor allem im Umfeld von Big Data, dem Customer Relationship Management (CRM) und Industrie 4.0 sowie dem Internet der Dinge solle HANA zum Einsatz kommen. Simulationen neuer Geschäftsmodell spielen bei der strategischen Zielsetzung allerdings noch keine besonders große Rolle.
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Das Gros der HANA-Interessenten will das System für Business Intelligence (BI) und das Reporting einsetzen. Der Einsatz als Betriebsplattform für neue Workloads kommt nicht einmal für ein Viertel der Unternehmen in Frage. Als Innovations-Show-Case spielt HANA derzeit nur eine untergeordnete Rolle.
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Die meisten Anwender sehen HANA derzeit als ergänzendes System und Beschleuniger für ihre bestehenden Architekturen. Nur jeder Fünfte der Befragten will HANA als Primär-System einsetzen und bestehende Systeme abschalten.
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Vor allem das fehlende Knowhow für HANA im eigenen Haus wie bei potenziellen Partnern bereitet den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Außerdem fehlen den Befragten Migrationskonzepte für Nicht-SAP-Systeme.
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Neben den Klassikern wie Zeit- und Budget-Überschreitungen beklagen die HANA-Anwender auch Probleme mit der Systemstabilität sowie nicht erfüllte Erwartungen hinsichtlich der Leistung.
Anwendern ist HANA zu teuer.jpg
Verbesserungspotenzial sehen die Befragten vor allem bei den Kosten. Sie wünschen sich ein attraktiveres Lizenzmodell, mehr Out-of-the-Box-Lösungen sowie günstigere Wartungskosten.

Letztendlich konnte die Migration von Intel nach IBM Power bereits nach 28 Stunden Downtime inklusive zahlreicher Keyuser-Tests erfolgreich abgeschlossen und das System für die Anwender freigegeben werden - diese konnten am nächsten Arbeitstag wie gewohnt weiterarbeiten.

Zusammenspiel von SAP Hana und IBM-Servern

Aktuell setzt sich die Systemumgebung bei der HR Group aus drei IBM Power S824-Servern für das SAP-ERP-System und weitere Anwendungen sowie einem IBM Power S822L-System für die produktive SAP-Hana-Datenbank zusammen. Zwei gespiegelte IBM Storwize V5000 Systeme mit SSD-Tier erfüllen problemlos die für SAP Hana nötigen KPIs und stellen ausreichend Kapazität sowie die notwendige Performance zur Verfügung.

Durch die Migration erreichte das Unternehmen auch bei der Datensicherung eine spürbare Verbesserung. Denn bislang wurde das Backup des x86-Servers nur mittels eines Festplatten-Dumps und einer Filesystem-Sicherung durchgeführt - eine wenig elegante Lösung. Jetzt sind alle Hana-Datenbanken über die SAP-Standardschnittstelle Backint in regelmäßige, automatisierte Sicherungsläufe eingebunden.

Anbindung des Außendienstes

Felix Finger, Mitglied der Geschäftsleitung bei der HR Group und verantwortlich für IT & Logistik, fasst die Vorteile zusammen: "Mit SAP Hana on IBM Power verarbeiten wir unsere Geschäftsdaten in Realtime mit einer Lösung, die sich kostengünstig in unser Rechenzentrum einfügt."

Zudem realisierte die HR Group 2015 eine Anbindung des Außendienstes, damit die Mitarbeiter vor Ort über Smartphones und Tablets in Echtzeit auf aktuelles Zahlenmaterial zugreifen können. Auch ist kundenseitig eine Integration zum Webshop denkbar, um etwa die Filialbestände in Realtime abzufragen. Zudem kann die Sortimentsplanung nun auch auf den Großhandel ausgeweitet werden, wodurch das Unternehmen bei der Bestückung kleinerer Filialen mehr Flexibilität erhält.

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Hamm Reno Group | SAP Hana Migration von x86 auf IBM Power

Branche

Handel

Zeitrahmen

Juli bis September 2015

Mitarbeiter

4 externe und 6 interne Mitarbeiter

Aufwand

20Projekttage

Produkte

Applications:

SAP Hana, SAP for Retail, SAP Business Warehouse, SAP BusinessObjects Mobile, SAP Point-of-Sale Data Management, SAP POS Loss Prevention Analytics for Retail, SAP Landscape Transformation Replication Server, SAPUI5

Hardware:

IBM Power System S824, IBM Power System S822L, IBM Storwize V5000, IBM System Storage DS3400

Software:

IBM AIX, IBM PowerVM Enterprise Edition, IBM Spectrum Virtualize, IBM Spectrum Protect for SAP HANA, IBM WebSphere Commerce, Suse Linux Enterprise Server

Dienstleister

Fritz & Macziol, IBM

Einsatzort

Herzstück der Planung für rund 2500 Filialen weltweit, genutzt von rund 100 Mitarbeitern aus dem Controlling, dem Vertrieb und der Revision

Internet

www.hr-group.de