Meta-Studie der WHO

Smartphone-Nutzung erhöht das Krebsrisiko nicht

06.09.2024
Hartnäckig hält sich der Glaube, Handystrahlung sei schädlich. Nun wurden im Auftrag der WHO Studien aus aller Welt dazu ausgewertet. Die Meta-Studie gibt Entwarnung.
Eine Meta-Studie im Auftrag der WHO konnte kein erhöhtes Krebsrisiko durch Mobilfunkstrahlung nachweisen.
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Wer Handys nutzt, hat kein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. Das ist die zentrale Aussage der aktuellsten und größten Meta-Studie zu dem Thema. In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Zu den beteiligten Instituten und Behörden gehörte auch das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS).

"Wir haben die gesamte wissenschaftliche Evidenz aus epidemiologischen Studien, also Beobachtungsstudien an Menschen, zu dem Thema aus der ganzen Welt analysiert und zusammengefasst", erklärte BfS-Wissenschaftler Dan Baaken, einer der Autoren der Studie. "Wir können mit hoher Sicherheit sagen, dass wir nichts übersehen haben."

Fokus auf Hirntumore

Für die Meta-Studie haben die Wissenschaftler 5.000 Studien der vergangenen Jahrzehnte gesichtet und daraus - nach vorher schon festgelegten und veröffentlichten Kriterien - 63 Studien ausgewählt, die ihren Kriterien entsprachen. Dabei ging es um alle Krebsarten, aber vor allem die des Zentralnervensystems wie beispielsweise Hirntumore.

Die Meta-Stuide im Auftrag der WHO konnte auch keine Anhaltspunkte für ein erhöhtes Krebsrisiko in der Nähe von Mobilfunkmasten feststellen.
Foto: Telefonica Deutschland/Jörg Borm

Das Ergebnis: Das Nutzen von Handys führte nicht zu einem erhöhten Risiko für Krebsarten wie Hirntumore, Hypophysen-Tumore, Speicheldrüsen-Tumore, Hirntumore bei Kindern oder Leukämie. Auch bei kabellosen Festnetz-Telefonen gab es kein erhöhtes Risiko. Geprüft wurde auch, ob das Leben in der Nähe von Rundfunkantennen und Mobilfunksendemasten die Wahrscheinlichkeit von Krebs erhöht. Auch das war der Auswertung zufolge nicht der Fall.

Ältere Studien teils fehleranfällig

Baaken erklärte, dass zudem sogenannte Zeitreihenanalysen angeschaut wurden. Dabei werden unter anderem die Anzahl der Mobilfunkverträge über die Jahre mit Daten aus den Krebsregistern etwa aus Australien, Südkorea, Großbritannien oder den skandinavischen Ländern abgeglichen. "Auch da gab es keine Zunahme an Hirntumoren, die auf einen Zusammenhang mit Mobiltelefonen schließen lassen würde."

Einzelne ältere Fall-Kontroll-Studien, in denen erkrankte Personen etwa zu ihrer Handynutzung befragt und mit Nicht-Erkrankten verglichen wurden, hatten immer mal wieder einen Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und Mobilfunknutzung hergestellt. "Aber die sind anfällig für bestimmte Fehlerarten", erläuterte Baaken. Mittlerweile gebe es Ergebnisse aus Studien mit großen Gruppen, die in vielen Aspekten den Fall-Kontroll-Studien überlegen seien. "Das hat die Einordnung noch mal geändert."

5G noch nicht mit untersucht

Die neue Meta-Studie ist im Fachblatt "Environment International" erschienen. Sie schließt Studien bis Ende 2022 ein. Deswegen fehlen Studien etwa zum neuen Mobilfunkstandard 5G. "Wir haben aber Studien mit Kontakt zu Radarquellen eingeschlossen, und Radar hat eine ähnliche Frequenz wie 5G", sagte Baaken.

Grundsätzlich stellt sich demnach die Frage, ob es überhaupt möglich ist, dass Strahlung von Mobiltelefonen, also elektromagnetische Wellen, einen Einfluss auf Zellen im Körper haben kann. So etwas wird zum Beispiel auch im Labor getestet. Das Bundesinstitut erklärt, so ein Wirkmechanismus sei nicht bekannt. "Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keinen gesicherten Wirkmechanismus, dass hochfrequente elektromagnetische Felder, die von Mobiltelefonen und Basisstationen ausgehen, Krebs erzeugen." (dpa/rs/pma)