SAP-Aufsichtsratschef

Hasso Plattner denkt über weitere Amtszeit nach

19.05.2020
SAP -Mitgründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner kann sich entgegen früherer Aussagen nun doch eine weitere Amtszeit als Chefkontrolleur des Dax-Schwergewichts vorstellen.
SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner
Foto: SAP

"So lange ich gesund und munter bin, warum nicht?", sagte Plattner dem "Handelsblatt" laut einem am Dienstag veröffentlichten Vorabbericht. "Ich wurde diesbezüglich bereits angesprochen und sehe zumindest eine gewisse Logik darin, in unruhigen Corona-Zeiten wie jetzt ein Stück Sicherheit und Kontinuität ins Unternehmen zu bringen", sagte der 76-Jährige. "Insofern denke ich zumindest darüber nach, ob ich mein Mandat als Aufsichtsratschef noch mal verlängern soll, ja."

Plattner ist nach wie vor der richtungsweisende Mann bei Europas größtem Softwarehersteller. Ursprünglich hatte er angekündigt, sich 2022 aus dem Kontrollgremium zurückzuziehen. Dem Blatt sagte er nun, er sei ja "schon 76. Da kommt's auf ein paar Jährchen mehr auch nicht mehr an".

SAP steht derzeit am Scheideweg. Nach kurzer Zeit in einer Doppelspitze mit der Amerikanerin Jennifer Morgan lenkt nun der 40-jährige Christian Klein die Geschäfte als alleiniger Vorstandschef. Vorgänger Bill McDermott hatte den Konzern mit mehreren milliardenschweren Zukäufen auf das Geschäft mit Software zur Miete und Nutzung über das Internet ("Cloud") getrimmt und den Konzern im Oktober überraschend verlassen.

Technologisch nicht die richtige Entscheidung getroffen

Plattner distanzierte sich ein Stück weit von seinem ehemaligen Angestellten. "Die Idee, alle einfach selbständig und eigenverantwortlich laufen zu lassen, mag wirtschaftlich sogar noch Sinn gemacht haben", sagte Plattner zu der losen Organisation der Zukäufe. "Technologisch haben wir trotzdem nicht die richtige Entscheidung getroffen. Das hat uns eineinhalb bis zwei Jahre gekostet, mental aber noch weit mehr."

"Die Integration, die funktioniert bei SAP immer noch nicht komplett", sagte Plattner. "Das ist leider ein Fakt." Klein muss den zusammengekauften Flickenteppich aus verschiedenen Softwarelösungen nun nach Kundenkritik zu einem Angebot aus einem Guss umformen. Allerdings bringt die Corona-Pandemie den wertvollsten deutschen börsennotierten Konzern derzeit in die Bredouille, weil Kunden große IT-Investitionen auf die lange Bank schieben. Im April musste der Konzern seine Jahresziele zurechtstutzen. An diesem Mittwoch findet die nur online abgehaltene Hauptversammlung der Walldorfer statt. (dpa/rs)