Konzern startet Aufräumaktion

Henkel will sich von einigen Marken trennen

05.03.2020
Die Geschäfte bei dem Waschmittel- und Klebstoffhersteller laufen im Moment nicht sonderlich gut. Eine neue Strategie soll jetzt Abhilfe bringen. Dazu gehört auch die Konzentration auf wachstumsstarke Marken.
Schwarzkopf-Henkel: Kosmetik-Produktion am Standort Wassertrüdingen
Schwarzkopf-Henkel: Kosmetik-Produktion am Standort Wassertrüdingen
Foto: Henkel AG & Co. KGaA

Die Geschäfte laufen beim Persil-Hersteller Henkel zurzeit eher mau. Im Waschmittel- und Kosmetikgeschäft belasten der intensive Wettbewerb und die gestiegenen Marketingkosten das Ergebnis. Und die wichtige Klebstoffsparte leidet unter der Konjunkturschwäche in der Automobil- und Elektroindustrie, wie der Konzern am Donnerstag bei der Präsentation der Jahreszahlen mitteilte. Doch will Henkel nun gegensteuern: Unter anderem durch den Verkauf oder die Einstellung weniger erfolgreicher Marken im Konsumgütergeschäft und gezielte Akquisitionen.

Der neue Konzernchef Carsten Knobel betonte, der Konzern sei "insgesamt nicht zufrieden" mit den Ergebnissen des vergangenen Jahres. Der Gewinn des Markenartiklers brach im Geschäftsjahr 2019 unter dem Strich um fast zehn Prozent auf 2,1 Milliarden Euro ein. Der Umsatz stieg nur aufgrund von Wechselkurseffekten und Zukäufen noch leicht um 1,1 Prozent auf gut 20 Milliarden Euro. Organisch lag er auf Vorjahresniveau. Doch eine neue Strategie "für ganzheitliches Wachstums" soll dem Konzern nun neuen Schwung geben.

Kleine und wachstumsschwache Marken im Konsumbereich auf dem Prüfstand

Henkel hat dabei Marken und und Kategorien mit einem Gesamtumsatz von rund einer Milliarde Euro auf den Prüfstand gestellt, die nicht die Erwartungen erfüllen. Rund die Hälfte davon soll bis 2021 veräußert oder eingestellt werden. Der Rest solle wieder auf Vordermann gebracht werden, sagte der Manager. Im Visier bei der Aufräumaktion sind dabei vor allem kleine und wachstumsschwache Marken im Konsumbereich, also im Geschäft mit Kosmetik und Reinigungsprodukten. Welche Marken es treffen wird, teilte der Konzern zunächst nicht mit. Auch zu einem möglichen Stellenabbau in diesem Zusammenhang machte er keine Angaben.

Gleichzeitig plant Henkel aber auch Zukäufe, um die Zukunftsfähigkeit zu erhöhen. Im Konsumergeschäft werde es dabei vorrangiges Ziel sein, führende Marktpositionen zu gewinnen oder zu sichern, weiße Flecken auf der Landkarte zu beseitigen und neue Geschäftsmodelle zu erschließen, sagte Knobel. Bei Akquisitionen im Klebstoffbereich gehe es vor allem um den Ausbau der Technologieführerschaft. Auch im Digitalbereich will der Konzern stärker werden.

Henkel will vermehrt Kunststoffabfälle vermeiden

Außerdem will Henkel nachhaltiger werden und bis 2025 den Kohlendioxid-Fußabdruck seiner Produktion um 65 Prozent reduzieren. Bis 2040 will das Unternehmen klimapositiv sein. Gleichzeitig will der Konzern stärker an der Vermeidung von Kunststoffabfällen arbeiten.

Sicherlich nicht verkauft wird bei der Aufräumaktion im Markendickicht allerdings die bekannteste Marke im Henkel-Reich: Persil. Denn sie glänzte im vergangenen Jahr mit zweistelligen Wachstumsraten. Ohnehin war das Geschäft mit Wasch- und Reinigungsmitteln noch der größte Lichtblick für den Düsseldorfer Konzern. Die Sparte erzielte 2019 ein organisches Umsatzwachstum von 3,7 Prozent. Der Gewinn schrumpfte allerdings auch in diesem Bereich nicht zuletzt wegen erhöhter Investitionen in Marketing, Technologie und Digitalisierung deutlich.

Im wichtigen Klebstoffgeschäft bekam der Konzern dagegen die Konjunktureintrübung bei wichtigen Industriekunden zu spüren. Und auch im Kosmetikgeschäft lief es nicht rund.

Auch das laufende "Übergangsjahr" dürfte noch einmal nicht ganz einfach werden. Durch die Coronavirus-Krise erwartet Henkel allein im ersten Quartal des laufenden Jahres Umsatzeinbußen von rund 100 Millionen Euro. Und die weitere Entwicklung sei kaum vorhersehbar, heißt es bei Henkel. Insgesamt erwartet das Management 2020 wegen der aktuellen Konjunkturschwäche und höherer Investitionen erneut sinkende Ergebnisse. (dpa/rs)