Die Technologien sind vorhanden: Autonom fahren - können wir. Parkplatzvermessung durch das Auto - können wir. Automatisch einparken - können wir auch schon lange. Warum also nicht das Auto allein auf Parkplatzsuche schicken, wenn wir mehr oder weniger gestresst nach Hause kommen und wieder keinen Abstellplatz für das geliebte Blech direkt am Straßenrand finden?
Das Auto kreist autonom und langsam um den Häuserblock, vermisst freie Plätze am Bordstein und rangiert dann ohne Not in die Lücke. Ich werde - GPS macht's möglich - per App über den Standort informiert, und am nächsten Morgen, ein Druck aufs Knöpfchen, holt mich mein Auto vor der Haustür ab.
Technisch möglich ist das schon, aber ob so ein "Parking Space Finder" auch sinnvoll ist, bleibt fraglich. Meine Vision hinterlässt in mir den Anblick von unzähligen Fahrzeugen, die demnächst auf der Suche nach freien Parkplätzen um die Häuserblocks kreisen, bis das Benzin alle oder die Batterie leer ist. Nein, ich denke eher, dass wir mehr und mehr auf Carsharing-Modelle ausweichen, unser Blech gemeinsam nutzen und so ohne Mühe die freien Parkplätze finden werden.
Nur Autos teilen hilft
Am Ende reduzieren sich alle Ideen ums künftige Autofahren auf die Frage, wie es uns gelingt, die Anzahl der an den Straßenrändern oder im Stau nutzlos stehenden Fahrzeuge zu verringern, um ausreichend Platz für die neue fahrerlose Fahrzeuggeneration zu schaffen. Das wird wohl nur gelingen können, wenn wir uns zum Teilen bereit erklären, also die Nutzung von Fahrzeugen durch mehrere Besitzer oder Mieter zur Selbstverständlichkeit machen.
Ob für diesen "Change of Mind" fünf Jahre ausreichen, ist fraglich. Trotzdem lautet die Wette, dass in fünf Jahren mehr als 30 Prozent unserer Autos von den Straßen verschwinden und von den Verbleibenden bis zu 50 Prozent gemeinsam genutzt werden.
Das schont die Umwelt, schafft freien Parkraum und neidische Blicke der Autobesitzer, wenn der Nachbar oder die Nachbarin jeden Morgen ein frisches Auto besteigt und man selbst sorgenvoll auf die Rechnung der Autowerkstatt wartet, weil das Getriebe gerade mal wieder seltsame Geräusche von sich gegeben hat. So hoffe und wette ich auf die Vernunft der Menschen und auf komfortable intermodale Mobilitätskonzepte.
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Bindung ans Auto nimmt ab
Menschen wollen seit jeher mobil sein, und in unserer jüngeren Vergangenheit (zum Teil natürlich auch heute noch) war und ist dieses Streben nach Mobilität auch emotional stark an den Besitz eines eigenen Autos geknüpft. Diese Bindung nimmt derzeit stark ab, nicht nur wegen der doch recht hohen finanziellen Belastung durch das "Heiligsblechle", sondern - und das vor allem in den Ballungsgebieten - durch die autoverursachte Behinderung der eigenen Mobilität und den eigenartigen Druck, das Auto jeden Tag zumindest als Beförderungsmittel zur Arbeitsstelle nutzen zu müssen.
Straßen sind verstopft, auch durch die Anlieferungen von Amazon & Co., Parkplätze sind rar und müssen immer häufiger teuer bezahlt werden. Hinzu kommt, dass nicht jeder seine Aufmerksamkeit dem Verkehr schenken möchte, wenn er ebenso gut ein wichtiges Gespräch oder einen Vortrag vorbereiten könnte. Wohl dem, der sich einen Fahrer leisten kann.
Die Anschaffung eines Autos lohnt sich in den Ballungsgebieten immer weniger. Als Konsequenz werden wir die Mobilität neu denken müssen und ein Konzept, um von Ort A nach B zu gelangen, muss alle öffentlichen und nichtöffentlichen Verkehrsträger, aber unter Umständen auch das eigene, geleaste oder gemietete Auto, einbeziehen. Ein solches intermodal genanntes Mobilitätskonzept wird die Transportalternativen anzeigen. Ähnlich den Navigationssystemen, die ja bereits heute verschiedene Verbindungsmöglichkeiten aufzeigen, uns aber dabei immer nur vor die Wahl stellen, entweder mit dem Auto zu fahren, zu Fuß zu gehen oder den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen.
In fünf Jahren werden wir Navigationsangebote haben, die diese Alternativen noch besser verbinden und dann hoffentlich auch die Nutzung eines Carsharing-Dienstes (auch für Teilstrecken und mit Verfügbarkeit) einbeziehen und dabei sogar auch verlässliche Angaben über Zeiten und die zusammengefassten Kosten der jeweiligen Alternativen bereithalten.
Technisch ist alles vorhanden, man muss es eigentlich nur noch vernünftig integrieren. Im Grund bleibt nur die Frage, wer in fünf Jahren die besten Mobilitätsangebote zu bieten hat. Wahrscheinlich die Navigations- oder Kartenanbieter, die mit den öffentlichen Verkehrsträgern, den Finanzdienstleistern oder auch mit der Automobilindustrie eine vernünftige Allianz bilden werden. Vielleicht sind das aber auch neue Geschäftsmodelle für Startups!
Wenn dann in fünf Jahren auch nur zehn Prozent weniger Fahrzeuge an den Straßenrändern stehen, bin ich zufrieden, denn die Tendenz wird nach oben zeigen. Und ich bin sicher, Sie wissen, was ich mit "oben" meine. Oder wollen Sie etwa dagegen wetten?
Auf dem Land läuft's anders
In ländlichen Regionen wird sich diese Tendenz natürlich nicht durchsetzen lassen, dort wird das Auto weiterhin ein bevorzugter Verkehrsträger bleiben. Allerdings sehe ich hier Alternativen zum reinen Individualverkehr in Internet-gestützten Fahrgemeinschaften oder nachbarschaftlichen Abhol- und Bringdiensten. Wer fährt morgen in die Stadt und kann mein Rezept in der Apotheke einlösen? Mein Dackel ist krank, fährt jemand heute noch zum Tierarzt? Digitalisierung auf dem Lande hat dann sicher noch andere Konzepte anzubieten, als sie einem verwöhnten Stadtmenschen schon heute jederzeit zur Verfügung stehen. Wetten?
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