Heinz Kreuzer, Infotec-Geschäftsführer und Group CIO der TUI AG, hat ehrgeizige Ziele. Rund 30 Prozent der Kosten will er durch die Transaktion einsparen. "Dafür wird der Großteil der Entwicklung künftig in Indien stattfinden", so Kreuzer. Bisher beschäftigte die Infotec in diesem Bereich 150 Mitarbeiter. Für 130 sollen neue Aufgabenfelder gefunden werden, der Rest muss gehen.
Durch die Übernahme der Infotec ändert sich auch die Strategie des Dienstleisters, der nach Analystenschätzungen im vergangenen Jahr rund 120 Millionen Euro umsetzte. Neben Services für die Konzernmutter TUI soll das Unternehmen künftig im Drittmarkt aktiv werden. Kreuzer sieht die Infotec dabei gut beim IT-Infrastruktur-Management und im Bereich SAP- und Oracle-Financial aufgestellt. "Dadurch werden die Jobs der 432 Mitarbeiter der Infotec sicherer", ist Kreuzer überzeugt. Sie würden durch die neue Strategie besser ausgelastet.
Gut verhandelt hat die TUI mit Sonata bei der Management-Struktur des Joint Ventures. "Die Inder halten zwar die Mehrheit, die operativen Entscheidungsstrukturen ändern sich jedoch nicht", so Kreuzer. Der Aufsichtsrat wird zu gleichen Teilen von Sonata und der TUI besetzt.
Auf diese Bedingungen hätte sich wahrscheinlich kein etablierter Anbieter im deutschen Markt eingelassen. "Diese Service-Unternehmen waren nur an einem Komplett-Outsourcing interessiert", sagt Kreuzer. "Das widerspricht aber der Strategie der TUI, die die IT als strategisches Element betrachtet." Damit seien diese Unternehmen aus dem Bieterverfahren ausgeschieden.
Am Ende beteiligten sich drei indische Unternehmen an der Ausschreibung. Sonata zeigte das größte Interesse am deutschen Markt. Wohl auch, weil das Unternehmen bereits seit zweieinhalb Jahren mit der TUI zusammenarbeitet. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Touristik-Konzern sein Call Center aus Großbritannien nach Indien verlagert. "Die Erfahrung waren so gut, dass wir sie nun auf die deutsche IT-Tochter übertragen", sagt Kreuzer.
Sonata beschäftigt zurzeit rund 1.700 Mitarbeiter im indischen Bangalore. Sie entwickeln für verschiedene Branchen Software. Kunde ist unter anderem die Deutsche Bank. Mit dem Einstieg des indischen Dienstleisters schreibt die TUI IT-Geschichte. "Wir sehen uns als Teil eines Pilotprojektes", meint Kreuzer. Noch nie habe sich ein indischer IT-Dienstleister an einer deutschen IT-GmbH beteiligt.