Telekom, Siemens und IBM

Hoffen auf Smart-City-Projekte

19.08.2010 von Johannes Klostermeier
Experten aus Wissenschaft und Politik haben über das Potenzial für die nachhaltige Organisation von Städten beraten. Ein Ergebnis: Städte werden sich zu Service-Providern wandeln.

Der Münchener Kreis und das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (Fokus) haben auf einer Konferenz in Berlin mit 120 Teilnehmern über das Potenzial für die nachhaltige Organisation von Städten beraten. Die Vereinigung Münchener Kreis ist ein Zusammenschluss vor allem von Herstellern und Betreibern von Telekommunikationssystemen. Die Experten diskutierten darüber, wie sich Städte und Gemeinden zu „Smart Cities" entwickeln können. Ein Fazit: Mit Informations- und Kommunikationstechnologie könnten die Abläufe und Dienstleistungen in Städten effizienter gestaltet werden - bei höherer Lebensqualität.

Derzeit entstehen in Berlin und weltweit viele „Smart-City-Projekte", deren Ziel es ist, durch Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) die Abläufe und Dienstleistungen von Städten effizienter zu gestalten. Smart-City-Projekte umfassen alle Aspekte des städtischen Lebens wie Energieversorgung und -effizienz, Verkehrssteuerung, Logistik, Umweltschutz und die Gesundheitsversorgung. Auch die Modernisierung der Verwaltungen und der Bildungsangebote vom Kindergarten bis zur Universität beeinflussen die Qualität des Lebens in den großen Metropolen.

Auch Köln könnte noch smarter werden, geht es nach den Experten der Konferenz.
Foto: Stadt Köln

Durchgängige IKT-Konzepte sowie neue Geschäftsmodelle und Investoren seien hierfür gefragt. Entscheidend sei aber vor allem ein gemeinsamer Entscheidungsprozess, in dem die öffentlichen wie auch die privaten Investoren aus den beteiligten Industrien und die Stadtverwaltungen eingebunden werden.

Auf der Konferenz wurden Smart-City-Projekte und ihre Lösungsansätze vorgestellt. Hierzu gehörten die „T-City Friedrichshafen" (CIO.de berichtete darüber: T-City Friedrichshafen und Umkämpfte neue De-Mail), „Siemens Liveable Cities" und „IBM Smart Cities for a Smarter Planet". Zu den internationalen Smart-City-Projekten gehören „Wien - Modellstadt für Mobilität", die „Ubiquitous City" in Kalifornien, das Projekt „Building Next Generation Cities" in Korea und die „Open Data Initiative" in Großbritannien.

Diskutiert wurden Fragen wie:

Die Stadt von morgen verfügt über eine vernetzte IKT-Infrastruktur

Eine intelligente Stadt zeichne sich durch die Integration bislang getrennter Ver- und Entsorgungssysteme aus. Die derzeit weitgehend statischen Stadtinfrastrukturen würden durch Sensorik, Vernetzung und Mobilkommunikation beobachtbar und bewertbar - und könnten so effizienter genutzt werden.

„Die Stadt von morgen wird verstanden als Stadt mit einer intelligenten, integrierten und vernetzten Infrastruktur. Damit werden erstens Entscheidungsprozesse - beispielsweise zur Verkehrsführung - in der Stadt effektiv unterstützt. Zweitens lassen sich die städtischen Daten zuverlässig interpretieren und Analysen und Vorhersagen ableiten. Und drittens können mit einer vernetzten IKT-Infrastruktur sichere und effiziente Dienstleistungen für den Bürger, die Wirtschaft und die Stadt erbracht werden", sagte Professorin Ina Schieferdecker vom Fraunhofer Institut Fokus.

Auf die Veränderungen im Selbstverständnis öffentlicher Verwaltungen und Versorger ging der Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes Franz-Reinhard Habbel ein: „Städte werden sich zu Service Providern entwickeln. Eine ganzheitliche Kundenbeziehung steht dabei im Vordergrund. Dies könnte einen neuen Ansatz auch für die Stadtwerke bedeuten". So werde nicht zuletzt von der Wirtschaftlichkeit der Projekte abhängen, ob sich Smart Cities weltweit durchsetzen würden. Für die städtischen Verwaltungen wie für die Partner der beteiligten Industrien bestehe eine wesentliche Aufgabe darin, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die Investitionen in intelligente Städte lohnenswert machten.

Der wissenschaftliche Leiter der Konferenz, Josef Lorenz von Nokia Siemens Networks, sagte: „Allen derzeitigen Projekten gemein sind die enormen Potenziale für eine deutliche Effizienzsteigerung und damit für Nachhaltigkeit in den jeweiligen Metropolen. Der Schlüssel hierfür liegt letztendlich immer in der Querschnittfunktion der IKT, die die verschiedenen Aspekte des urbanen Lebens intelligent orchestrieren. Damit ist allerdings gleichzeitig die größte Herausforderung genannt, der sich die Projektteams gegenüber sehen." Denn ‚smart‘ sei eine Stadt erst dann, wenn es gelinge, die Interessen aller Beteiligten in der Umsetzung der jeweiligen IKT-Strategie angemessen zu berücksichtigen.

Unternehmen hoffen auf Aufträge, um Städte 'smart' zu machen

„Deutschland ist als Wirtschaftsregion an dem Thema aus zwei Gründen interessiert", sagte Professor Jörg Eberspächer von der TU München (Institute for Communication Networks) und Vorstand des Veranstalters. Zum einen brauche Deutschland selbst exzellente, smarte Infrastrukturen in Städten und Regionen, um die Trends Globalisierung und Verstädterung zu bewältigen. Genauso strategisch wichtig sei es aber auch, dass sich die deutsche Industrie auf diesem Innovationsfeld im Hinblick auf den Export smarter Lösungen positioniere, so Eberspächer weiter.