Die drei größten Hindernisse, die Finanzdienstleister davon abhalten, Strategien zur digitalen Transformation umzusetzen, sind:
die Unfähigkeit, mit dem technologischen Wandel Schritt zu halten,
das Fehlen einer Roadmap für Innovationen sowie
der Kampf um die Modernisierung der IT-Infrastruktur.
Dies ergab eine Umfrage des Finanztechnologieanbieters Broadridge, einem Spin-off von Automatic Data Processing (ADP). Der Bericht "Digital Transformation Next-Gen Tech Survey", für den 750 Finanzdienstleister in den Regionen Nord- und Südamerika, APAC sowie EMEA befragt wurden, zeigte, dass es vor allem diese Hindernisse sind, die Unternehmen daran hindern, die Wachstumsdynamik zu nutzen, die sich durch die Pandemie in vielen Firmen entwickelt hat. Zudem stellt die Kombination der drei Hindernisse eine noch größere Herausforderung dar. Und es zeigt sich: Es ist kein Wunder, dass die Lösung der Probleme schon so lange dauert. Schließlich steht und fällt der Erfolg mit den verfügbaren Fachkräften.
Tempo des Wandels ist größte Challenge
Mehr als 30 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass das Tempo des technologischen Wandels ihre größte Herausforderung auf der Reise zur digitalen Transformation darstelle. Unternehmen brauchen eine klare und anpassungsfähige Strategie, um mit dem technologischen Fortschritt Schritt zu halten, zumal sich das Tempo des Wandels durch die Fortschritte in der KI und die bevorstehende Welle des Quanten-Computings noch erhöhen wird, fordert Mark Schlesinger, Senior Technical Fellow von Broadridge.
Eine Frage der Talente
Die Autoren des Berichts kommentieren, dass Finanzdienstleister nur dann mit der sich ständig verändernden IT-Landschaft Schritt halten können, wenn sie sicherstellen, dass sie über die richtigen Talente mit den richtigen Fähigkeiten verfügen. "Das Problem besteht aus zwei Komponenten: Zum einen aus dem Mangel an Fachkräften auf dem Markt und zum anderen aus der gezielten Weiterqualifizierung der vorhandenen IT-Mitarbeiter", so Schlesinger. Er fügt hinzu, dass Unternehmen die richtigen Talente anziehen und motiviert halten können, indem sie die Gehälter, Sozialleistungen und Beförderungsmöglichkeiten auf den Prüfstand stellen.
IT-Talente: inflationäre Preisentwicklung?
Allerdings verweist er auch darauf, dass eine Neubewertung der Gehälter kontraproduktiv sein könnte. Denn ein Mangel an technischen Fachkräften sowie steigende Gehälter in Industrieländern wie den USA sind eine Triebfeder der Inflation. "Die Frage, die man sich hier wirklich stellen sollte, lautet: 'Wollen die besten Technologie-Experten in meinem Unternehmen arbeiten?'" Diesen Fachkräften sollte man vermitteln: Hey, das ist ein großartiger Arbeitsplatz, weil er innovativ ist und die Branche voranbringt. "Dafür braucht man aber ein kompetentes Team für die Talentakquise, mit dem sich die IT abstimmen kann, um den Schritt umzusetzen", so Schlesinger.
Umschulung von Mitarbeitern ist eine Lösung
Um bestehende Mitarbeiter weiterzubilden, sollten Unternehmen zunächst Qualifikationslücken und erfolgskritische Experten ermitteln, die bereit und in der Lage sind, ihre Skills so zu erweitern, dass dies sowohl für das Unternehmen als auch für den Mitarbeiter selbst von Vorteil ist. Der Bericht weist zudem darauf hin, dass Unternehmen IT-Talente an sich binden können, wenn sie im IT-Bereich eine angemessene Leitungs- oder Organisationsstruktur haben, ähnlich wie in anderen Managementfunktionen. Auf diese Weise fühlen sich IT-Experten im Unternehmen erwünscht, so Schlesinger. Auch aussagekräftige und detaillierte Stellenbeschreibungen seien hilfreich. Andere Berichte von Deloitte und McKinsey zeigen, dass die meisten Finanzinstitute zwar die richtigen Talente anziehen können, aber häufig nicht in der Lage sind, sie zu halten.
Legacy-Infrastruktur als Bremse
Fast 21 Prozent der Befragten in der Broadridge-Umfrage gaben an, dass sich die Modernisierung der IT-Infrastruktur als ein weiteres großes Hindernis für die digitale Transformation erweist. Schlesinger zufolge fällt es Finanzdienstleistern schwer, mit den Fortschritten und Änderungen Schritt zu halten, die aufgrund von geschäftlichen Anforderungen erforderlich sind. "Es gibt die Kern-Hardware: Netzwerke zusammen mit Plattformen wie Datenbanken und Middleware, und darüber hinaus gibt es Anwendungen - schließlich müssen alle Komponenten synchronisiert sein", sagt Schlesinger.
Fahrplan für Innovationen fehlt
Der Studie zufolge ist eine weitere große Challenge für Finanzdienstleister der fehlende Fahrplan für Innovationen, wobei fast 23 Prozent der Befragten dies als eine ihrer größten Herausforderungen bezeichneten. "Unternehmen, die nicht über ausreichende Ressourcen für ein internes Kompetenzzentrum oder eine interne Innovationsfunktion verfügen, können etwa das breitere Ökosystem der Fintech-Anbieter nutzen. Dieser Ansatz bietet eine verlässliche Quelle für innovative Lösungen und Plattformen, die auf Technologien der nächsten Generation aufbauen", argumentiert Schlesinger. Zudem würden selbst Unternehmen mit ausgereiften internen Innovationsfunktionen häufig vom Know-how und den innovativen Produkten und Plattformen profitieren, die Fintech-Unternehmen anbieten.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation cio.com