Tipps aus der Praxis

Home Office und Kinder - so klappt’s

20.01.2014 von Christiane Pütter
Legosteine auf der Tastatur und Bilderbücher im Postkorb - wer von zu Hause aus arbeitet und Familie hat, muss den Arbeitsplatz gegen die Kinder verteidigen. Wie das gelingt, weiß Kristine Kupferschmidt aus eigener Erfahrung.
Die Familie ist zu Hause, aber Papa arbeitet - im Home Office.
Foto: vsurkov - Fotolia.com

Die Kinder freuen sich: Papa ist heute zu Hause! Lena will Radfahren und Tim erinnert an den Schwimmbad-Termin ("Du hast es mir FASPROCHEN!") Mit anderen Worten: Top Eins auf der Agenda ist heute, dem Nachwuchs beizubringen, dass Papa nicht frei hat. Home Office und Kinder - das bringt Kristine Kupferschmidt seit sieben Jahren unter einen Hut. Die Freiburgerin ist Trainerin für Akquise, Kundenkommunikation und Selbstmanagement. Ihr Tipp: "Verteidigen sie ihren Lebens- und Arbeitsraum mit Hauen und Stechen!"

Das gilt nicht nur für Leute mit Kindern. Grundsätzlich sollten sich Homeworker innerhalb der Wohnung einen abgetrennten Arbeitsbereich schaffen. Denn wenn überall Unterlagen herumliegen, verschwimmen die Grenzen zwischen Wohnen und Arbeiten. Im schlimmsten Fall wird irgendwann die gesamte Wohnung zum Arbeitsplatz, sagt die Trainerin. Außerdem sollte man sich feste Bürozeiten setzen, in denen ausschließlich gearbeitet wird - und nicht eben noch schnell die Waschmaschine gestartet oder die Kartoffeln aufgesetzt werden.

Home Office mit Kindern - so klappt es
Wer von zuhause aus arbeitet, muss lernen, sich zu organisieren. Das gilt insbesondere für mobile Worker mit Kindern.
Tipps von Kristine Kupferschmidt
Kristine Kupferschmidt aus Freiburg i. Br. ist seit sieben Jahren Mutter und arbeitet viel im Home Office. Sie ist Trainerin für Akquise, Kundenkommunikation und Selbstmanagement.
Tipp: Der Arbeitsplatz muss Arbeitsplatz bleiben
Kupferschmidt sagt: "Verteidigen sie ihren Arbeitsplatz mit Hauen und Stechen!" Weder sollte der Home Worker seine Unterlagen in der ganzen Wohnung verteilen, noch dürfen die Kinder Präsentationen "verschönern" oder im elterlichen Arbeitsbereich spielen.
Tipp: Mit Kindern Büro spielen
Kinder ahmen gerne nach, was Mama oder Papa tun. Ein altes Handy, eine Pappschachtel mit aufgemalter Tastatur und Bildschirm geben ein "Kinderbüro" ab, in dem der Nachwuchs spielen kann - allein.
Tipp: Kinder müssen lernen, sich allein zu beschäftigen
Kupferschmidts Erfahrung: "Unsere Kinder haben schon als Kleinkinder gelernt, was ein Zeigefinger vor dem Mund bedeutet, wenn Papa gerade telefoniert, und die Hand Richtung Tür nichts anderes heißt als ,Umdrehen - geht gerade nicht'!" Hat sich das Kind richtig verhalten, sollte es nach dem Telefonat gelobt werden. So versteht es, dass weggeschickt zu werden keine Ablehnung bedeutet.
Tipp: Telefonat unterbrechen, wenn das Baby schreit
Hat sich ein Kind verletzt oder ist es noch im Babyalter und schreit während eines Telefonats, nützt alles nichts: man muss das Gespräch unterbrechen, das Kind versorgen, und dann zurückrufen. Kupferschmidt: "Bedanken sie sich beim Kunden, aber entschuldigen sie sich nicht dafür, dass sie im Home Office sitzen und Kinder haben."
Tipp: nicht die Veränderung der Arbeitswelt unterschätzen
Kupferschmidt verfügt nach sieben Jahren Mutterschaft und Home Office über ein Netzwerk von Menschen in ähnlicher Situation. Dort hat sie sich umgehört. Erfahrung vieler: die Arbeitswelt hat sich verändert, und es gibt für arbeitende Mütter und Väter mehr Verständnis und Wohlwollen, als mancher geglaubt hat.

Wichtig für Eltern ist, einen Raum zu haben, in dem sie alles stehen und liegen lassen können, ohne dass Kinderhände Unterlagen "verschönern" oder mit ins Kinderzimmer schleppen. In diesem Punkt müssen von Anfang an klare Regeln gelten. Kupferschmidt: "Unsere Kinder haben schon als Kleinkinder gelernt, was ein Zeigefinger vor dem Mund bedeutet, wenn Papa telefoniert, und die Hand Richtung Tür nicht anderes heißt als ,Umdrehen - geht gerade nicht!‘" Wer das Kind nach dem Telefonat lobt, weil es sich richtig verhalten hat, zeigt ihm, dass das Wegschicken keine Ablehnung bedeutet hat.

Die Kinder müssen lernen, eine Zeit lang allein in ihrem Zimmer zu spielen, auch wenn Vater oder Mutter zu Hause sind. Kupferschmidts Tipp: Mit den Kindern Büro spielen. "Klebefilm, ein altes Handy und eine Pappschachtel mit aufgemalten Tasten und Bildschirm geben ein tolles Kinderbüro ab", sagt sie. Papier und Stifte werden den Nachwuchs einige Zeit beschäftigen.

Aber: was tun, wenn das Kind während eines Telefonats schreit? "Es hilft nichts - sie müssen das Gespräch unterbrechen", sagt die Trainerin. Nach sieben Jahren Heimarbeit und Mutterschaft verfügt Kupferschmidt über ein Netzwerk anderer Homeworker mit Familie. Dort hat sie sich umgehört, welche Erfahrungen in solchen Fällen gemacht wurden. Einige Antworten:

Eine Ausnahme stellt der Fall dar, dass sich ein Kind verletzt. Hier gilt wie immer: Der Kunde darf erwarten, dass sein Gegenüber am Telefon hundertprozentig präsent ist. Das heißt, man muss um Gesprächsunterbrechung bitten, das Kind versorgen und den Kunden dann wieder anrufen. Dazu Kupferschmidt: "Bedanken sie sich beim Kunden, aber entschuldigen sie sich nicht dafür, dass sie im Home Office sitzen und Kinder haben."

Die Freiburgerin rät zu Souveränität und Selbstverständlichkeit in der Doppelrolle Homeworker und Familienmensch. Vieles lerne man auch mit der Zeit, sagt sie. Natürlich gestalte sich der Arbeitstag üblicherweise flexibler als Nine to Five. Kupferschmidt erledigt viel am Vormittag, wenn die Kinder nicht zu Hause sind. Der Nachmittag gehöre üblicherweise dem Nachwuchs - und dem Haushalt. Von 20 bis 22 Uhr lege sie dann nochmals eine Arbeitsphase ein. Ihr optimistischer Ausblick: "Je älter die Kinder werden, desto mehr Freiheit gewinnt man zurück!"