Krank in der Legebatterie

Horror Großraumbüro

03.11.2020 von Christoph Lixenfeld
Großraumbüros machen krank und senken die Produktivität, so das Ergebnis mehrerer Studien. Ein US-Autor vergleicht Cubicles sogar mit Gefängniszellen.

Wie jede andere Standardisierung und Rationalisierung sollten Großraumbüros natürlich ursprünglich die Erträge verbessern. Weil sich erstens mehr Büro-Aangestellte auf weniger Fläche unterbringen ließen und weil zweitens der Chef die verschachtelten Mitarbeiter besser denn je beobachten und kontrollieren konnte.

Ob die Produktivität allerdings tatsächlich steigt, wenn Büromenschen wie Hühner in Legebatterien gehalten werden, wurde jüngst von gleich drei Studien in Frage gestellt.

Ursprünglich ging es um Rationalisierung. Wobei derart enge Kabinen heute fast nirgendwo mehr stehen.
Foto: V. Dmitri - Fotolia.com

So fanden Wissenschaftler der Universität Stockholm heraus, dass Mitarbeiter in Großraumbüros mit besonders häufig krank werden. Grundlage der Untersuchung waren die Fehlzeiten von 2.000 schwedischen Arbeitnehmern.

Im Schnitt fehlten die Arbeitnehmer, die in einem Großraumbüro saßen, fast doppelt so häufig wie ihre Kollegen. Als mögliche Ursache kommen die schnellere Verbreitung von Krankheitserregern oder die höhere Lärmbelastung infrage.

Rückzugsräume erhöhen die Produktivität

Zu einer ähnlichen Erkenntnis kommt eine Schweizer Studie, in dessen Rahmen das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) 1230 Angestellte in 125 Betrieben befragt hatte. Britische Forscher schließlich fanden heraus, dass das Wohlbefinden von Angestellten durch Käfighaltung um 32 Prozent abnimmt und ihre Arbeitsproduktivität um 15 Prozent.

Der Grund: Ständig würden alle von ihrer eigentlichen Arbeit abgelenkt, und nicht alle dieser Ablenkungen würden die Betroffenen selbst bemerken. Rückzugsräume, so die Forscher, erhöhten die Produktivität.

Der eigene ruhige Arbeitsplatz mit Pflanze ist heute vor allem in den USA alles andere als selbstverständlich.
Foto: Milles Studio - shutterstock.com

Bemerkenswert und krass ist die Diskrepanz zwischen der Verbreitung von Großraumbüros und ihrer Beliebtheit, besonders in den USA: 60 Prozent aller Amerikaner müssten in einem Cubicle arbeiten, und 93 Prozent fänden das schrecklich, schreibt der US-Autor Nikil Saval in seinem Buch "Cubed: A Secret History of the Workplace".

Saval, der als Redakteur bei der Literaturzeitschrift n+1 arbeitet, hat in den USA großes Aufsehen erregt, sein Buch ist eine Art Kulturgeschichte der Büroarbeit. Den Sixpacks, wie die Cubicles in den Vereinigten Staaten auch genannt werden, weil sie etwa 6 mal 6 Fuß groß sind (ca. 1,8 mal 1,8 Meter), kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, wurden sie doch neben ihrer behaupteten Nützlichkeit stets auch mit Bedeutung aufgeladen. Oder man sollte vielleicht besser sagen: mit mehreren Bedeutungen.

So bringen Sie mehr Bewegung in Ihren Büroalltag
Meetings
Verwandeln Sie Sitzungen in "Stehungen". Das führt nebenbei auch zu deutlich intensiverer Beteiligung, kürzeren Meetingzeiten und höherer Effizienz.
Aufstehen
Ordnen Sie Ihre Arbeitsmittel so an, dass Sie ab und zu aufstehen müssen: das Telefon nicht auf dem Tisch, sondern auf dem Sideboard; der Papierkorb nicht unter dem Tisch, sondern entfernt in der Raumecke.
Treppen steigen
Nehmen Sie die Treppe und nicht den Aufzug. Treppensteigen fordert und bringt Muskulatur und Kreislauf in Schwung.
Weg zum Büro
Nicht der kürzeste Weg im Gebäude ist der beste, sondern der längste. Das verschafft Ihnen Bewegung und nebenbei stärkt es sozialen Zusammenhalt und Wissensaustausch, wenn auf dem Weg auch in anderen Abteilungen vorbeigeschaut wird.

Die drei Phasen des Großraumbüros

Die Propagierung und Verbreitung des Großraums als Büro kennt drei Phasen.

Die erste Phase fand in 1960er- und 1970er-Jahren statt. Damals war - zunächst in den USA - die Idee Henry Fords von der Automatisierung und Standardisierung des Arbeitens endgültig aus den Fabrikhallen in die Verwaltung geschwappt. Was dem Arbeiter das Fließband, war dem Angestellten jetzt die Bürokabine.

Eine ständige Lärmkulisse sorgt nicht gerade für Entspannung.
Foto: Monkey Business Images - shutterstock.com

Und weil diese Kabinen alle gleich groß waren, ließ sich die Kontroll- und Rationalisierungsmaßnahme gut als Demokratisierungsinitiative verkaufen. Die Größe des eigenen Büros als Insignie von Macht und Einfluss hatte ausgedient. Wir sind doch irgendwie alle gleich, weil wir alle einem gemeinsamen Ziel verschrieben sind, so lautete die Botschaft.

Vermeintliche Demokratisierung

Phase zwei begann in den 1990er-Jahren mit dem (kurzen) Siegeszug der New Economy. Jetzt wurden die Trennwände weggeräumt, es entstanden hallenartige Arbeitsräume mit Batterien von Schreibtischen und Bildschirmen.

Um vermeintliche Demokratisierung ging es diesmal nicht - schließlich weidete sich die New Economy mit ihren denglischen Fantasietiteln ja geradezu an Hierarchien. Stattdessen wurde jetzt Offenheit und ständige Kommunikation zur Norm, um nicht zu sagen zum Zwang.

Tipps und Fakten zum Büroschlaf zwischendurch
Das erholsame Schläfchen
Kurze Ruhepausen können im Arbeitsalltag helfen, so machen toten Punkt zu überstehen. Der Online-Shop perfekt-schlafen.de verrät zehn Tipps und Fakten rund um die erholsamen Schläfchen zwischendurch.
1. Von wegen Schlendrian: Powernaps steigern Konzentration und Leistungsfähigkeit?
Regelmäßige Schläfchen zwischendurch senken das Herzinfarkt-Risiko und steigern nachweislich die Konzentration und Leistungsfähigkeit. Die Aufmerksamkeit kann durch ein kurzes Nickerchen sogar um bis zu 100 Prozent erhöht werden, sodass das Energietanken am Arbeitsplatz auch für Chefs echte Vorteile hat.
2. Kompakte Entspannung, die in jede Mittagspause passt?
Powernaps sollten etwa 10 bis 30 Minuten lang sein. Damit lassen sie sich problemlos in jede Mittagspause integrieren. Aber Achtung: Länger als eine halbe Stunde sollte das Nickerchen nicht werden, danach fällt der Körper in einen Tiefschlaf - das Aufwachen wird dann ungemütlich und wenig erfrischend.
3. Schön satt ruhen: Powernap nach dem Mittagessen?
Besonders gut schläft es sich im Büro direkt nach dem Mittagessen, der Körper ist dann ohnehin träge und kann sich im Schlaf voll und ganz auf die Verdauung konzentrieren. Damit der Chef dabei auch ja nicht die Augen verdreht, sollte die Pause schon so geplant sein, dass nach dem Essen noch 20 bis 30 Minuten zum Ruhen übrig sind.
4. Gemütliche Atmosphäre für schnelle Entspannung?
Der perfekte Raum für einen gemütlichen Powernap sollte abgedunkelt und kuschelig warm sein. So kann der Körper schneller abschalten und sich auf den Ruhemodus einstellen. Ist im Büro kein Ruheraum vorhanden, bietet zum Beispiel ein ungenutzter Konferenzraum eine gute Alternative. Licht aus, Rollos runter und einfach mal die Äuglein schließen.
6. Schlafen macht schlank?
Wer den nächtlichen Schlaf durch Mittagsschläfchen ergänzt, kann sogar sein Gewicht positiv beeinflussen. Denn Menschen, die viel schlafen, profitieren von der Produktion des appetithemmenden Hormons Leptin. Wer weniger schläft, hat demnach häufiger Appetit auf süße und fette Speisen - deshalb nachmittags lieber ein Schläfchen statt Kaffee und Kuchen.
7. Bessere Stimmung: Schlafen macht glücklich?
Powernaps sind nicht nur Energie-Booster, sondern auch wahre Killer angespannter Büroatmosphäre. Da während des Schlafens auch das Hormon Serotonin ausgeschüttet wird, wirkt das Nickerchen als Stimmungsaufheller und zaubert gute Laune in den trägen Nachmittag.
8. Alle Viere von sich strecken: Schlafpositionen im Büro?
Wer sich nicht traut, direkt unter seinem Schreibtisch alle Viere von sich zu strecken, kann auch auf dem Stuhl bequem schlafen. Lässt er sich verstellen, sollte er am besten ganz zurück gedreht werden, um die Füße (natürlich ohne Schuhe) gemütlich auf dem Schreibtisch parken zu können. Bietet der Stuhl diesen Luxus nicht, lässt es sich auch mit dem Kopf auf dem Tisch gut ruhen. Für regelmäßige Schläfchen auf der Tischplatte empfiehlt sich die Anschaffung eines gemütlichen Kissens.
9. Abschalthilfe: Gadgets für den Powernap?
Am Arbeitsplatz mal eben abzuschalten ist natürlich nicht ganz einfach, besonders dann nicht, wenn man nur begrenzt Zeit dafür hat. Abhilfe können neben den altbewährten Oropax auch coole Gadgets wie das so genannte Ostrich Pillow, oder Straußenkissen, schaffen. Das etwas merkwürdig anmutende Kissen wird ganz einfach über den Kopf gestülpt und schafft so die nötige Dunkelheit, Ruhe und Polsterung.
10. Nicht verschlafen: Tipps zum Wachwerden?
Um rechtzeitig wieder wach zu werden und nicht in den gefährlichen Tiefschlaf zu verfallen, hilft ein Handywecker oder Timer. Ist der Akku einmal leer, einfach auf einen simplen Aufwachtrick zurückgreifen: Ein Schlüsselbund oder einen Apfel in die ausgestreckte oder auf dem Bein abgelegte Hand nehmen. Nickt der Körper in den Tiefschlaf, entspannt sich der Arm und Schlüssel oder Apfel fallen lauthals zu Boden - Guten Morgen! Auch ein Espresso vor dem Schläfchen kann eine gute Idee sein. Er entfaltet seine Wirkung nach etwa 20 Minuten und macht den Träumer automatisch wieder wach.
5. Rechtlich sicher eingebettet: Arbeitgeber können Schläfchen nicht verbieten?
Auch wenn es manchem Chef vielleicht komisch vorkommt, wenn sich die Belegschaft am Arbeitsplatz ausruht: Verbieten können Arbeitgeber die Schläfchen nicht, vorausgesetzt sie finden in der Pause statt. Diese Zeit steht dem Arbeitnehmer zur freien Verfügung, egal ob er essen, tanzen oder einfach ein kleines Nickerchen machen möchte.

Kopfhörer gegen den Stress

Meetings fanden oft spontan und im Stehen statt, außerdem entstand das "Management by wandering around": Der Chef bewegte sich zwischen seinen Angestellten wie der Küchenchef des Sternerestaurants unter den Stammgästen. Sprach mal mit dem und mal mit jenem, setzte sich mal hier dazu und mal dort.

Das ganze sollte motivierend und empathisch wirken, tatsächlich fühlten sich die meisten eher kontrolliert. Und natürlich gestört in ihrer Arbeit. Wer seine Ruhe haben wollte, setzte sich demonstrativ Kopfhörer auf. Dann lenkte ihn zwar die Musik ab, aber wenigstens musste er das Gequatsche von Kollegen und Chefs nicht mehr ertragen.

Dass die Kopfhörer das gesamte Konzept der ständigen Kommunikation konterkarierten und im Grunde den Beweis dafür lieferten, das dieses Konzept nicht funktionierte, fiel niemandem auf.

Headset-Serie fürs Großraumbüro: Jabra Evolve
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Möbelfabrikant aus Quickborn schafft die moderne "Bürolandschaft"

Für den dritten Frühling des Großraumbüros schließlich sorgte ausgerechnet die Medienindustrie. Die Idee kehrte damit zurück zu ihren Wurzeln. Denn es war bemerkenswerterweise ein Verlag, bei dem der ganze Irrsinn begann, wie Peter Richter in einem Artikel auf Süddeutsche.de feststellte: Der Möbelfabrikant Schnelle aus Quickborn hatte in den 1950er-Jahren die moderne "Bürolandschaft" entwickelt und zum ersten Mal ausgerechnet bei Bertelsmann in Gütersloh installiert.

Börsensäle als Vorbild

Vor fünf oder sechs Jahren entstanden auch in Deutschland sogenannte Newsrooms. Die eng bestuhlten, hektischen und extrem lauten Bürolandschaften orientierten sich an jenen pseudokreativen Arbeitsplätzen, die eine Zeitlang auf CNN und vergleichbaren Sendern hinter der Moderatorin zu sehen waren.

Weiteres Vorbild waren Börsensäle, in denen schwitzende Männer mit Hosenträgern viel Geld verdienten, indem sie wie wild herumfuchtelten und schrien.

Obwohl derartiges Verhalten durch die Weiterentwicklung der Technik längst überflüssig wurde, sind die Newsrooms geblieben. Und wurden weiter "perfektioniert": Jetzt sitzen moderne Medienschaffende zum Teil im Kreis an einem Rondell vor ihren Bildschirmen. Ihr Chef - oder wer auch immer - kann ständig unbemerkt in ihrem Rücken auftauchen und besichtigen, was sie da am Bildschirm so treiben.

Was man dagegen tun kann? Sich krank melden zum Beispiel, siehe die eingangs zitierte Untersuchung.