Hotspot 2.0(HS 2.0) ist eine Spezifikation, die von Mitgliedern der Wi-Fi Alliance entwickelt wurde. Ziel ist es, den Aufwand für einen Anwender, wenn er sich sicher mit einem WLAN verbinden und verschiedene Netzwerke nutzen möchte, zu vereinfachen und weitgehend zu automatisieren. Einfach gesagt, konzentriert sich Hotspot 2.0 darauf, dass HS 2.0-fähige mobile Endgeräte HS 2.0-fähige Access Points (APs) automatisch entdecken, die wiederum mit einem WLAN verknüpft sind, dessen Betreiber Roaming-Vereinbarungen mit dem Betreiber oder einen Pfad zum Heimnetzwerk des Nutzers hat. Die Technologie sorgt zudem dafür, dass der Nutzer sicher mit dem WLAN verbunden wird - ohne dass dafür ein Eingreifen notwendig ist.
So kann mit Hotspot 2.0 ein massives Netzwerk auf WLAN-APs aufgebaut werden, die alle miteinander verbunden sind. Nutzer profitieren von einer nahtlosen Erfahrung, da sie überall mit dem WLAN verbunden werden. Hotspot 2.0 automatisiert den Verbindungsprozess und sichert die Verbindung über den Advanced Encryption Standard.
Hotspot 2.0 APs und Controller können seit gut eineinhalb Jahren bezogen werden. Die Tatsache, dass in der letzten Zeit einige neue HS 2.0-fähige Smartphones vorgestellt wurden, öffnet Mobilfunkbetreibern nun Wege zu neuen Einnahmequellen. Genau diese Frage, also wie sich mit Hotspot 2.0 Geld verdienen lässt, wenn so viele Netzwerke frei verfügbar sind, war tatsächlich bislang eine der größten Sorgen der Betreiber. Dabei können durchaus gute Einnahmen verzeichnet werden, wenn sich Hotspot-Roaming-Konsortien bilden, die bislang disparate WLAN-Zugänge zu einem schnellen Netzwerk verbinden, für das Nutzer zu zahlen bereit sind. Und genau dafür braucht es Hotspot 2.0.
Hotspot 2.0 fördert ungewöhnliche Roaming-Partnerschaften
Wi-Fi-Roaming und die Etablierung von entsprechenden Konsortien verspricht mindestens genauso lukrativ zu werden, wie das altbekannte Roaming über das Mobilfunknetz. Der große Unterschied besteht in der Vielzahl der möglichen Partnerschaften. So können sich beim Wi-Fi-Roaming Hotels und Kabelanbieter, Kongresszentren, Kaufhäuser, Mobilfunkbetreiber, Fußballstadien, Cafés und prinzipiell jeder Betreiber einer WLAN-Infrastruktur zusammen tun.
Über solche Partnerschaften werden Nutzer in der Lage sein, an jedwedem Ort zwischen Wi-Fi-Netzwerken hin und her zu wechseln, ohne das bewusst wahrzunehmen. Egal, ob lokal, national oder gar international - Zusammenschlüsse können aus Tausenden von Partnern und Millionen von APs bestehen.
Je größer die WLAN-Abdeckung, desto brauchbarer - und damit besser verkäuflich - ist auch das Service-Angebot, weil mehr Menschen für diesen Service zahlen. Das öffnet beachtliche neue Umsatzquellen, besonders für die, die von Anfang an dabei sind. Zu den ersten können auch Over-the-top (OTT) Service Provider gehören, die kein durchgehendes Wireless-Angebot haben, etwa Google, Facebook, Kabelanbieter, Kreditkartenfirmen oder jede andere Organisation, die über Informationen zur Identität verfügt.
Schlüsselfaktoren: Automatische Verbindungen und sicheres Roaming
Hotspot 2.0 Roaming-Partnerschaften beschreiben den Anfang eines großen Trends für Mobilfunkbetreiber, die Wi-Fi nicht nur nutzen, um Nutzungsspitzen von 3G und LTE abzufangen, sondern auch, um den Nutzern bessere Roaming-Raten sowie eine einfachere und sicherere Erfahrung zu bieten, wenn sie sich mit unterschiedlichen WLANs verbinden.
Auch für OTT-Provider ist Hotspot 2.0 interessant, um authentifizierte Standortdaten der Nutzer zu bekommen, die gerade in der heutigen mobilen Welt von großer Bedeutung sind.
Mobilfunkbetreiber können mit Hotspot 2.0 Geld verdienen, indem sie ein riesiges Netz von Geschäftsbeziehungen knüpfen - für einige der Wi-Fi-Netzwerke, die sie innerhalb eines Konsortiums anbieten, müssen sie nicht einmal zahlen, weil sie kostenlos verfügbar sind.
Nutzer müssen sich an Flughäfen beispielsweise nicht mehr mühsam zur Landing Page des Wi-Fi-Dienstes durchklicken, um einen kostenlosen Dienst zu finden. Sicherheitsbedenken können ebenfalls reduziert werden, weil die Hotspot 2.0-Verbindungen Verschlüsselungstechnologien beinhalten. Betreiben Roaming-Partner Netzwerke, die kostenpflichtig sind, müssen HS 2.0-Betreiber herausarbeiten, wie die Abstimmungen und Verträge mit den Partnern aussehen sollen.
Auch Umsatzpotenzial für Unternehmen
Für Unternehmen lässt sich das Hotspot 2.0-Profitabilitätspuzzle etwas schwieriger zusammensetzen. Hotels etwa verlangen häufig eine Gebühr für den Internet-Zugang, während die meisten Roaming-Partner 'kostenfreie' Netzwerke betreiben, weil sie darüber weitere Produkte und Dienstleistungen vertreiben und eben nicht den Service als solchen zu Geld machen. Gleichzeitig könnten sie aber auch die begehrten Wi-Fi-Kapazitäten weiterverkaufen. Wieviel das letztendlich einbringen kann, ist noch nicht klar. Sicher ist dagegen, das Wi-Fi - in welcher Form auch immer - ein begehrtes und wertvolles Gut ist, egal, ob im Hotel, der Uni, dem Krankenhaus oder dem Bahnhof.
Für den Aufbau einer der ersten Hotspot 2.0-Roaming-Partnerschaften zeichnet sich AT&T verantwortlich - deren internationales Roaming-Programm macht es den Vertragsinhabern möglich, sich automatisch auch im Ausland mit Wi-Fi Hotspots zu verbinden und sich über ihre SIM-Card zu authentifizieren. Dazu gibt es so genannte Roaming Hubs, die Geld mit Hotspot 2.0 verdienen, indem sie Authentifizierungsanfragen an den Hotspot 2.0-Operator weiterleiten und sich auch um den kompletten Abrechnungsprozess kümmern.
In Polen hat Ruckus Wireless gemeinsam mit der dortigen Landesgesellschaft von Orange die erste Hotspot 2.0 Wi-Fi-Zone in Warschau errichtet. Anwohner und Besucher haben nun in den 76 Hektar großen Königlichen Gärten von Warschau über das neu installierte Ruckus Smart Wi-Fi-Netzwerk Zugriff auf ein Hochgeschwindigkeits-WLAN. Der Dienst wird von Orange Polen angeboten, ist aber auch für Kunden anderer Provider zugänglich. Das neue Wi-Fi-Netzwerk basiert auf der Hotspot 2.0-Technologie und ist damit wohl das erste solche System, das in Europe in Betrieb genommen wurde. Auf internationaler Ebene wurde jüngst in den Städten San Francisco und San José, in Zusammenarbeit mit Global Reach Technology, der erste großflächige kommunale Hotspot 2.0-Dienst eingerichtet. Dieser ermöglicht Millionen Bewohnern und Besuchern der Region einen sicheren und automatischen Zugang zu kostenfreien Wi-Fi-Diensten mit nahtlosem Roaming.
Wie geht's weiter?
Noch ist es nicht möglich festzulegen, wieviel Geld Carrier mit Hotspot 2.0-Vereinbarungen verdienen können - schaut man sich aber die Kosten aktueller Datentarife an, so ist es vorstellbar, dass Verbraucher zwischen einem und fünf Euro zusätzlich pro Monat zahlen, damit sich ihr Endgerät überall mit einem verfügbaren Hotspot verbindet. Wi-Fi Roaming wird also als Mehrwertdienst das Potenzial haben, den durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer zu steigern. Gleichzeitig bietet sich die Chance, sich vom Wettbewerb zu differenzieren.
Sich mit Roaming-Partnern zusammen zu tun, sollte dabei einfach sein, denn die meisten Netzwerk-Infrastrukturen können mit Hotspot 2.0 umgehen. Auch die meisten der gängigen Smartphones lassen sich leicht für HS 2.0 konfigurieren. Der Roaming-Partner profitiert von der Sicherheit, die HS 2.0 bietet - gerade bei öffentlichen Netzen ein wichtiger Faktor, damit Nutzer auch darauf zugreifen. Der HS 2.0-Betreiber könnte dem Partner außerdem Informationen zur Verfügung stellen, die er sonst nicht bekäme, etwa, wer sich gerade im Gebäude befindet. Informationen über Identitäten könnten ebenfalls eine monetäre Rolle spielen.
Was springt am Ende raus?
Die entscheidende Frage wird sein, was dem Nutzer der Zugang zu einem Netzwerk wert ist, das tausende Roaming-Partner und mehrere Millionen APs umfasst und auf das sein Endgerät automatisch und sicher zugreifen kann. Das Beste am Mobilfunk - und der Grund, dass Verbraucher dafür Geld zahlen - ist die Möglichkeit, jederzeit und überall online sein zu können. Wi-Fi wird wohl nie ebenso allgegenwärtig sein, aber gerade hochfrequentierte Bereiche wie Hotels und Flughäfen lassen sich dadurch abdecken.
Viele Nutzer zahlen gut und gerne zwischen zehn und 20 Euro, um im Hotel oder gar im Flugzeug Internet-Zugang zu haben, was eindeutig die Zahlungsbereitschaft belegt. Und ja - das zugrundeliegende Netz ist oft ein kostenloses, aber das komplizierte manuelle Verbinden bleibt ein Ärgernis. Der durchschnittliche Nutzer zahlt sicher zwischen zehn und 15 Prozent zusätzlich zu seiner Mobilfunkrechnung, wenn er dafür kontinuierlichen WLAN-Zugang hat.
Hotspot 2.0 kann demnach durchaus zu neuen Umsatzmöglichkeiten führen - und zwar direkt, über höhere Rechnungen, aber auch indirekt über eine bessere Kundenbindung. Prinzipiell gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Denn viele Standorte mit Wi-Fi werden die Anzahl der Roaming-Partner begrenzen. Nutzer werden sich für den Anbieter entscheiden, der das größte Netzwerk zur Verfügung stellen kann. Dafür werden sie extra zahlen - und das jeweilige Konsortium dabei beim Wachstum unterstützen.