Auf der Konferenz "Datacentres Europe 2013", die vom 29. bis 30. Mai in Nizza stattfand, war ein klarer Trend zu mehr Outsourcing und besonders Hosting und Co-Location zu erkennen. Angetrieben durch neue Cloud-Lösungen verzeichnen die Rechenzentren weltweit einen großen Boom, besonders in Regionen wie Russland, Südasien oder Brasilien, die bisher eher als exotische Standorte galten. Mit der höheren Leistungsfähigkeit der internationalen Netzwerke sind immer mehr Unternehmen bereit, sich für die eine oder andere Form von Auslagerung ihrer IT zu entscheiden. Viele ziehen aber einen Anbieter im eigenen Land vor.
Auch ein mittelständisches Unternehmen wie der Arzneimittelhersteller Dr. Pfleger aus Bamberg hat bereits größere Teile seiner IT an einen Dienstleister übertragen. Man wählte TDS mit Hauptsitz in Neckarsulm. Die Fujitsu-Tochter ist in Deutschland an 15 Standorten vertreten und gehörte vor dem Rückzug von Siemens zu dem Joint Venture Fujitsu-Siemens. Man legte aber schon damals Wert auf eine unabhängige Strategie, besonders im Outsourcing- und SAP-Umfeld. Dies drückt sich bis heute auch in der Beibehaltung der Marke "TDS" aus.
Laut TDS unterliegen die Prozesse in der Produktion bei Pfleger wie bei allen Arzneimittelherstellern strengen Vorschriften und Richtlinien zur Validierung. So soll für die Einhaltung der Arzneimittelsicherheit und den Schutz der Patienten gesorgt werden. Diese Vorgaben schlagen sich auch in den Anforderungen an die SAP-Systemlandschaft nieder, mit der man die Geschäftsprozesse umfassend abbildet und steuert. Und es zieht einen erheblichen Aufwand nach sich. TDS schreibt dazu: "Die Validierungsrichtlinien legen dabei fest, dass jede Änderung am SAP-System genau geprüft, dokumentiert, spezifiziert, klassifiziert und einer Risikoanalyse sowie einer Testphase und Freigabe unterzogen werden muss."
Zu viel der Kontrolle und Dokumentation
Die laufende und im SAP-System abgebildete Kontrolle der Produktion soll eine lückenlose Dokumentation gegenüber Behörden und Kunden gewährleisten, auf die im Bedarfsfall zurückgegriffen werden kann. Bei Pfleger führte dieses branchenspezifische Konzept allerdings dazu, dass ein gewisses Übermaß an Kontrolle und Dokumentation erreicht wurde. Dies kam dadurch zustande, dass die eigentlich validierungsfreie HR-Lösung in die Abläufe des gesamten SAP-Systems integriert wurde. Die unmittelbare Folge davon: Auch sämtliche Änderungen im SAP-Tool ERP HCM zogen regelmäßig "ausführliche und lückenlos dokumentierte Tests" nach sich, obwohl dies eigentlich bei diesem Aufgabenbereich gar nicht notwendig gewesen wäre.
Pfleger beauftragte in dieser Situation TDS, die Personalsoftware SAP HCM (Human Capital Management) von dem validierungspflichtigen ERP-System abzukoppeln. TDS, die schon länger die SAP-Systeme des Pharmaproduzenten in ihren Rechenzentren hostet, führte die Trennung des HR-Systems innerhalb eines Zeitraums von zwei Monaten durch. Dabei setzte man das SAP-Tool "Landscape Transformation" ein. Änderungen an der Personalsoftware können nun separat vorgenommen werden, und die früheren zeitraubenden und teuren Validierungsprozesse innerhalb des ERP-Systems entfallen.
SAP HCM vom ERP-System getrennt
Gerhard Zimmermann, IT-Abteilungsleiter bei Pfleger, zieht Bilanz: "Um den hohen Aufwand bei den Aktualisierungen im HR-Bereich zu minimieren, haben wir uns für eine Trennung der Systeme mittels SAP Landscape Transformation entschieden." Diese Software ermögliche "eine zuverlässige und automatisierte Transformation sowie automatische Protokollierung und Dokumentation der durchgeführten Aktivitäten".