Microsoft hat einen bewegten Herbst hinter sich. Nachdem bereits die Server- und Desktop-Betriebssysteme in einer neuen Version vorgestellt wurden, hat der Konzern auch für seine mobile Plattform, Windows Phone, eine neue Version veröffentlicht. Das HTC Windows Phone 8X ist eines der ersten Smartphones, das mit Windows Phone 8 auf den Markt kommt. Der offizielle Preis des Smartphones liegt zum Start bei 549 Euro ohne Vertrag.
Direkt nach dem Einschalten fällt der sehr gute Bildschirm des HTC Windows Phone 8X auf. HTC nutzt zwar kein OLED (wie etwa Samsung in seinen High-End-Geräten), sondern setzt auf ein Super Color LCD-2-Panel, dennoch sind die Farben und der Kontrast knackig und sehr gut. Dem guten Ersteindruck hilft auch die hohe Auflösung: Inhalte werden mit 1280 x 720 Pixeln dargestellt, was dem Format 720p entspricht. Zusammen mit der Bildschirmdiagonalen von 10,9 cm kommt das Smartphone auf 342,2 Pixel-pro-Inch (ppi). Mit diesem Wert liegt das Handy sogar vor dem aktuellen iPhone 5.
Mit Windows Phone 8 kann das Microsoft-OS erstmals mehr als einen CPU-Kern ansteuern. HTC nutzt diese Funktion mit einer Dual-Core-CPU von Qualcomm, getaktet ist der Prozessort mit 1,5 GHz. Als Arbeitsspeicher stehen 1024 MByte zur Verfügung. In der Praxis reagiert da Smartphone angenehm schnell auf Eingaben, selbst beim Surfen auf aufwendigen Webseiten setzt es Befehle wie etwa eine Zoom-Geste, nahezu sofort um.
Weniger gut schneidet das System beim verfügbaren Speicher ab: HTC liefert das Smartphone lediglich mit 16 GByte aus, davon stehen im Test maximal 14,56 GByte zur Verfügung. Leider spart sich HTC einen Speicherkarten_Steckplatz für zusätzliche SD-Karten, obwohl dieser in der aktuellen Auflage von Windows Phone durchaus technisch machbar wäre. Ein kleiner Trost ist, dass sich das HTC 8x als Multimedia-Gerät im Windows Explorer anmeldet, man kann Musik, Videos oder Bilder also direkt per Drag & Drop auf das Gerät kopieren oder vom Smartphone löschen. Wer allerdings größere Musikbibliotheken hat oder gerne Videos ansieht, der muss (eigentlich unnötigerweise) mit dem Platz haushalten. Wer sich übrigens an Zune als Verwaltungssoftware gewöhnt hat, muss nun leider umdenken - sowohl für Windows 8 wie auch die Vorgänger-Systeme steht nun eine neue Software bereit.
Kommunikation, Haptik, Laufzeit
Bei der Kommunikation mit der Außenwelt gibt es dagegen wenig zu meckern: Im WLAN funkt das HTC Windows Phone 8X per 802.11 a/b/g/n und unterstützt sowohl das 2,4- wie auch das 5-GHz-Band. Im mobilen Internet kommuniziert das Smartphone per UTMS, HSDPA und HSPA+ - ja nach Ausbau des Mobilfunknetzes. Abstriche muss man bei Bluetooth machen, laut den Spezifikationen von HTC wird lediglich Bluetooth 3.1 unterstützt - aktuelle Android-Smartphones setzen hier bereits auf Bluetooth 4.0. Für Funktionen wie eine Freisprecheinrichtung oder ein Bluetooth-Headset ist das zwar nebensächlich, allerdings unterstützt erst Version 4.0 das stromsparende Low-Energy-Profil.
Dafür gibt es im Smartphone den Nahfunk NFC. Dieser wird standardmäßig in zwei Applikationen genutzt. "Tap und Senden" erlaubt den Datenaustausch zwischen zwei kompatiblen Geräten (ein Transfer zwischen dem 8X und einem Sony Xperia P war allerdings nicht möglich), die "Brieftasche" kann theoretisch als Mobile-Payment-Lösung arbeiten oder Gutscheine verwalten.
HTC spendiert dem Windows Phone 8X zwei Kameras. Die Frontkamera arbeitet mit 2,1 Megapixel-Auflösung und einem Weitwinkel von 88 Grad - laut dem Hersteller sollen so Gruppenbilder einfacher zu bewerkstelligen sein. Die Hauptkamera auf der Rückseite setzt auf 8 Megapixel und ein 28-mm-Objektiv. Beide Kameras verfügen, wie bei HTC inzwischen üblich, über eine F2.0-Blende. Die Bilder sind für ein Smartphone durchaus in Ordnung, zusätzlich nehmen beide Kameras Videos mit einer Auflösung von bis zu 1080p auf.
Neben dem sehr guten Bildschirm bietet das HTC 8x eine angenehme Haptik. Das Gerät steckt in einem Unibody-Gehäuse - dadurch kann man zwar den Akku nicht wechseln, aber es wirkt durch die runde Form der Rückseite und die leicht versenkten Hardware-Tasten angenehm wertig. Das Gewicht liegt bei 130 Gramm, was für diese Geräteklasse zwar sehr gut ist, aber dennoch über dem iPhone 5 (112 Gramm) liegt.
Das Smartphone verfügt über einen Akku mit 1800 mAh Kapazität. Damit schafft das Smartphone im Praxistest maximal zwei Tage ohne Steckdose, allerdings nur, wenn man die mitgelieferten Stromsparfunktionen komplett ausnutzt. Das HTC Windows Phone 8X lädt allerdings erfreulich schnell - leider fehlt ihm aber die kontaktlose Ladefunktion, die etwa das Nokia Lumia 920 mitbringt.
Windows Phone 8 in der Praxis
Microsoft will sich mit seinem Betriebssystem deutlich von Apple iOS oder Google Android unterscheiden. Das zeigt schon die Home-Ansicht: Programme werden durch die so genannte Live-Tiles repräsentiert, viereckige "Kacheln", die sich teilweise in drei verschiedenen Größen abbilden lassen. Diese Kacheln sind nicht nur statische Verknüpfungen zu Programmen, sondern können selbst Informationen abrufen und diese darstellen. Die Kalender-Kachel zeigt etwa die nächsten Termine, die Facebook-Kachel zeigt aktuelle Status-Updates der Kontakte. Über die sogenannten Live Apps erweitert Microsoft diese Funktion auch auf den Sperrbildschirm - die Facebook-App kann diesen etwa mit Bildern aus dem Album des Nutzes schmücken.
Wie beim Vorgänger setzt Microsoft auf so genannte Hubs. Dabei handelt es sich im Grunde um Ordner, in die Entwickler ihre eigenen Apps integrieren können. Der Musik-Hub etwa zeigt nicht nur die vorhandenen Multimedia-Dateien, auch Apps wie Last.FM können hier andocken. Der Kontakte-Hub kann sich erneut mit Groupware- und E-Mail-Servern verbinden, er unterstützt aber auch Verbindungen zu den sozialen Netzwerken Twitter, Facebook und LinkedIn. Windows Phone verknüpft die Profile eines Nutzers automatisch mit seinen verschiedenen Präsenzen auf den diversen Netzwerken. Das klappt in der Praxis sehr gut, alternativ kann der Nutzer manuell nachhelfen. Ebenfalls praktisch: Man kann ohne Probleme zwei verschiedene Profile verknüpfen, etwa wenn ein Kontakt den Nachnamen des Ehepartners annimmt, aber diese Änderung nicht auf allen Netzwerken durchführt.
Für den Ausflug ins Internet setzt Microsoft auf den Internet Explorer 10. Dieser dient als Unterbau für den mobilen und erweist sich als erstaunlich schnell. Den SunSpider-Benchmark für JavaScript schafft das System in sehr guten 893,6 ms. Dank der angenehm hohen Auflösung ist man nicht mehr nur auf mobile Webseiten angewiesen, sondern kann auch reguläre Webseiten angenehm nutzen.
Apps, Office, Multimedia
Bei den Apps ist Windows Phone 8 allerdings noch im Hintertreffen. Auch wenn bei der offiziellen Vorstellung bekannt gegeben wurde, dass 46 der Top-50-Apps "anderer mobiler Betriebssysteme" auf dem Microsoft-OS zur Verfügung stehen, so fühlt sich der Store dennoch leer an. Viele Anwendungen, die man etwa von iOS oder Android kennt, sind noch nicht im Laden verfügbar. Das gilt leider auch für das Microsoft-eigene Produkt Skype. Während dieses bei der Konkurrenz bereits läuft, müssen sich Windows-Phone-8-Nutzer noch gedulden. Das ist schade, denn immerhin soll Skype tief in das Betriebssystem integriert werden und ständig aktiv sein, ohne dass dadurch die Batterie zusätzlich belastet wird.
Der Office-Hub wurde im Rahmen des Update gleich für Office 2013 fit gemacht. Wie bereits bei den Vorgängern kann man damit überraschend gut arbeiten. Dateien lassen sich nicht nur lokal bearbeiten, sondern liegen bevorzugt "in der Cloud". Damit ist etwas Office 365 oder das kostenlose SkyDrive-Laufwerk gemeint. Tatsächlich gewöhnt man sich sehr schnell daran, dass Dokumente überall verfügbar sind - vor allem, wenn man auch auf dem Desktop oder dem Notebook bereits Office 2013 nutzt.
Größere Texte möchte man zwar trotz der recht guten virtuellen Tastatur nicht verfassen, wer aber etwa einen Text oder eine Präsentation kurz zu korrigieren oder in Excel einige Daten anpassen möchte, für den reicht Office 2013 auf jeden Fall. Leider fehlt dem Smartphone eine Präsentationsmöglichkeit, etwa per HDMI-Schnittstelle.
Neben dem Office-Bereich gibt es für Unternehmen noch eine weitere interessante Neuerung in Windows Phone 8 - den Unternehmens-Hub. Dieser bietet etwa Funktionen zum zentralen Verteilen und Warten von Unternehmens-Apps. Dazu kommen Features wie die Datenverschlüsselung BitLocker oder Secure Boot.
Im Multimedia-Bereich bietet Windows Phone 8 gute Standardkost: Bei den Testvideos wurden die Formate AVI, M4V, MP4 und WMV problemlos ab, MKV-Container funktioniert leider nicht. Bei der Musik beschränkt sich das Handy allerdings auf die Wiedergabe von MP3s, Formate wie Ogg oder FLAC werden nicht unterstützt. Multimedia-Fans wird freuen, dass das Windows Phone 8X wie alle aktuellen High-End-Smartphones von HTC die Klangoptimierung Beats Audio unterstützt. In der Praxis klingt das Smartphone tatsächlich ordentlich.
Fazit
Windows Phone 8 und das HTC Windows Phone 8X sind grundsätzlich anders als die Geräte mit Apple iOS oder Google Android. Das bedeutet, dass sich Nutzer zu Beginn umgewöhnen und umdenken müssen. Viele Dinge, etwa die tiefe Integration von sozialen Netzwerken, möchte man aber bald schon nicht mehr missen, auch beim Browser und dem Office-Hub könnten sich die Konkurrenten eine Scheibe abschneiden.
Da ist es schade, dass HTC einige Stärken von Windows Phone 8 nicht ausspielt. Besonders schwer fällt die fehlende Unterstützung für Speicherkarten ins Gewicht. Wenigstens hätte der Konzern wie Apple beim iPhone mehrere Größenvarianten anbieten können - denn 16 GByte sind von paar Filmen, etwas Musik und ein paar Offline-Karten schnell aufgebraucht.
Technische Daten des HTC Windows Phone 8X
Prozessor |
Dual Core, 1,5 GHz |
Speicher |
intern: 16 GByte |
Erweiterungs-Slot |
Nein |
Display |
720 x 1280 Bildpunkte |
Größe (H x B x T) |
132 x 66 x 10 mm |
Gewicht |
130 Gramm inklusive Akku |
Akku |
1800 mAh |
Mobilfunk |
GSM / GPRS / EDGE / UMTS / HSDPA |
WLAN / GPS |
ja / ja |
Bluetooth |
ja, 3.1 |
Schnittstelle |
Micro-USB |
Synchronisation |
Exchange, Google, Yahoo usw. |
Betriebssystem |
Vorinstalliert: Windows Phone 8 |
Hersteller |
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Preis mit Vertrag |
ab zirka 99 Euro |
ohne Vertrag |
ab etwa 500 Euro |
Vertrieb |