BMW will sie in Spartanburg einsetzen, Mercedes-Benz testet den Einsatz in der Produktion, Tesla will eigene Modelle entwickeln: Humanoide Roboter scheinen auf dem Vormarsch zu sein. War die Automatisierung bislang primär eine Dimension der Articulated Robots (Gelenkroboter) zum Schweißen, Lackieren und in der Montage sowie von Cobots (kollaborative Roboter), die unter anderem zur Qualitätsinspektion eingesetzt werden, sollen nun menschenähnliche humanoide Roboter in den Werkshallen Einzug halten.
Humanoide ab 2025 in Serie
So geht etwa Tobias Bock, Senior Project Manager bei der Managementberatung Horváth, davon aus, dass "schon 2025 menschenähnliche Roboter für den industriellen Einsatz in Serie produziert werden". Und bis 2030 sei der Reifegrad humanoider Roboter so weit fortgeschritten, dass sie in ihrer Bewegungsgeschwindigkeit, Flexibilität und Feinmotorik menschliche Fähigkeiten übertreffen.
"Es gibt viele Einsatzmöglichkeiten entlang der Wertschöpfungskette in einer Fabrik. Humanoide Roboter können in der Produktion und in der Logistik vor allem besonders arbeitsintensive, physisch anspruchsvolle und repetitive Aufgaben übernehmen", so Bock weiter. In der eigenen Studie "Humanoide Roboter in Operations" prognostiziert Horváth, dass humanoide Roboter mittelfristig in Produktionsprozessen mehr als 50 Prozent der manuellen Tätigkeiten übernehmen könnten.
Mercedes-Benz testet Apptronik-Roboter
Mercedes- Benz testet beispielsweise den Einsatz eines Modells des US-Herstellers Apptronik. Das Apptronik-Modell Apollo ist zirka 1,73 Meter groß, wiegt 73 Kilogramm und kann 25 Kilogramm heben. Er soll in der Produktion eingesetzt werden, etwa bei der Auslieferung von Montagesätzen an die Arbeiter. Für Jörg Burzer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG für Produktion, Qualität und Supply Chain Management, sind die humanoiden Roboter eine Möglichkeit, qualifizierte Arbeitskräfte in der Fertigung zu unterstützen, um sie so am Fließband zu entlasten.
Die menschenähnlichen Roboter könnten der Managementberatung zufolge entstandene Personallücken bei immer wiederkehrenden, körperlich schweren Arbeiten schließen und dabei helfen, hochqualifiziertes Personal am Fließband zu entlasten. Industrie-Unternehmen sollten deshalb schon jetzt das Transformationspotenzial in ihrer Strategie berücksichtigen und mögliche Anwendungsfelder identifizieren.
ROI nach 1,36 Jahren
Zumal sich der Einsatz der humanoiden Kollegen zu rechnen scheint. So gehen die Experten davon aus, dass der Return on Invest pro Roboter je nach Anschaffungspreis bereits in der Anfangsphase bei weniger als 1,36 Jahren liegt und sich durch die technische Entwicklung in den kommenden Jahren drastisch verringern wird.
Der Berechnung liegt die Horváth-Annahme zugrunde, dass die Humanoiden bei der Markteinführung durchschnittlich 80.000 Euro kosten werden. Hinzu kommen etwa 4.000 Euro Wartungs- und Instandhaltungskosten pro Jahr. Durch die Serienproduktion soll der durchschnittliche Beschaffungspreis bis 2030 jedoch auf 48.000 Euro sinken.
Zukunft der Humanoiden
Zudem spricht Horváth den humanoiden Robotern im Zuge der technischen Weiterentwicklung das Potenzial zur Sprunginnovation zu. Dank künstlicher Intelligenz, beziehungsweise Customizable AI, werde die Lernfähigkeit der Roboter steigen, was zu einer erhöhten Anpassungsfähigkeit führe. Des Weiteren sei mit einer Verbesserung der Geschwindigkeit zu rechnen. Und neue Batterietechnik dürfte zu einer höheren Verfügbarkeit und Produktivität führen, denn derzeit liegt die durchschnittliche Laufzeit der Humanoiden noch bei rund vier Stunden.