Sanierungstarifvertrag

Hunderte Millionen für Sanierung und Abfindungen bei Kaufhof

10.09.2018
Nach langem Anlauf könnte der Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof in den kommenden Tagen besiegelt werden. Doch eine Gesundung beider Kaufhausriesen wird wohl dauern. Sparen allein hilft nicht, mahnt die Gewerkschaft.
Galeria Kaufhof am Alexanderplatz in Berlin.
Foto: Galeria Kaufhof

Nach der vollzogenen Fusion von Karstadt und Kaufhof soll nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" ein dreistelliger Millionenbetrag in die kriselnde Kaufhof-Kette investiert werden. Karstadt-Eigner René Benko wolle 250 bis 300 Millionen Euro für die Sanierung von Kaufhof und für Abfindungen einsetzen, berichtete die Zeitung. Im Zuge der Fusion könnten zwischen 4.500 bis 5.000 der noch knapp 20.000 Arbeitsplätze bei Kaufhof gestrichen werden. Bei Doppelstandorten in bestimmten Städten soll es keinen Automatismus für die Schließung jeweils eines Kaufhauses geben, schrieb das Blatt weiter.

Die Bekanntgabe der Elefantenhochzeit könnte bereits in den nächsten Tagen erfolgen, nachdem die Banken dem Zusammenschluss der beiden Handelsketten kürzlich zugestimmt hatten. Auch die "Süddeutsche Zeitung" berichte, im Zuge der Fusion sollten etwa 5.000 Arbeitsplätze wegfallen. Allerdings sind diese Angaben nicht unumstritten. Eine mit den Vorgängen vertraute Person hielt die Zahl für zu hoch gegriffen.

Sanierungstarifvertrag

Die verbleibenden Mitarbeiter müssen sich den Medienberichten zufolge auf einen Sanierungstarifvertrag mit schlechteren Konditionen einstellen. Einsparungen sind demnach auch bei den Zentralen sowie in der Logistik und beim Einkauf geplant. Ein Hauptsitz, entweder von Kaufhof in Köln oder von Karstadt in Essen, solle aufgelöst werden. Die Gewerkschaft Verdi verlangt, Arbeitnehmervertreter unverzüglich in die Planungen einzubeziehen.

"Personalabbau löst keines der Probleme", sagte Bernhard Franke, der für Verdi im Kaufhof-Aufsichtsrat sitzt, der "Wirtschaftswoche". Lediglich die Kosten zu senken, bringe noch keine Kunden zurück ins Warenhaus. "Eine Fusion stillt vielleicht kurz die Blutung, aber heilt nicht die Wunde", sagte Franke.

Die Fusion von Kaufhof und Karstadt wird die Warenhausketten über Jahre beschäftigen, erwartet der frühere Kaufhof-Chef Lovro Mandac. "Das wird ein riesiges Stück Arbeit. Einen solchen Zusammenschluss zweier großer Handelshäuser zu vollziehen, dauert fünf bis sieben Jahre", sagte Mandac der "Wirtschaftswoche". Langfristig entscheidend sei, dass die Mitarbeiter mitgenommen und motiviert werden.

Verlorene Jahre für Kaufhof unter HBC-Führung

Erschwert werde der Zusammenschluss durch die wirtschaftliche Lage beider Unternehmen. Trotz erster Sanierungserfolge sei Karstadt noch nicht über den Berg. Kaufhof schrieb unter dem kanadischen Eigentümer HBC zuletzt Verluste. "Bei Kaufhof waren die letzten Jahre verlorene Jahre, es wurden viele Fehler gemacht", sagte Mandac.

Der kanadische Kaufhof-Eigentümer Hudson's Bay Company (HBC) und der österreichische Karstadt-Eigner Benko sprechen bereits seit Juni über eine mögliche Fusion der Kaufhausketten. Nach übereinstimmenden Medien-Berichten soll in der Warenhausehe künftig das zuletzt erfolgreichere Unternehmen Karstadt das Sagen haben. Benkos Signa-Holding übernehme 50,01 Prozent am Warenhausgeschäft. (dpa/rs)