Kiosk-System-Anwendungen verfügen mittlerweile über eine große Bandbreite und beinhalten in hybrider Ausgestaltung üblicherweise Funktionen wie Kundeninformationen, Self Checkout, Internet-Zugang, Mitarbeiter-Selbstbedienung, Personalsuche sowie Lösungen in den Segmenten Photokiosk und Geschenke-/Hochzeitstisch-Kiosk. Das nunmehr hohe Nutzungspotenzial hat den Kiosk-Systemen verstärkten Einsatz in Theatern, Kinos, Freizeitparks, Krankenhäusern, Veranstaltungen, Messen und in Industriehallen beschert. Dieses Anwendungsszenario ergänzt fortschreitend die bislang etablierten Applikationen im Handel, in Restaurants, Hotels, Einkaufszentren, öffentlichen Einrichtungen und Flughäfen.
Durchgehende Multimedia-Tauglichkeit ist für die heutigen Kiosk-Systeme technologisch selbstverständlich. Produkte der neuesten Generation verfügen über hochauflösende Bildschirme, auch bei Tageslicht kräftige Farben, können Videosequenzen abspielen und sind webfähig – bis hin zu der Möglichkeit, E-Mails zu verschicken und externe Programme durchzuführen, sofern diese als sicher gelten. Die Option, Surf-Areale zu begrenzen, schafft hier das gebotene Maß an Sicherheit und Absicherung.
Gegenüber sonstigen Online-Offerten an Kunden und Verbraucher trumpfen moderne Kiosk-Systeme insbesondere mit ihren intuitiv zu bedienenden Touch Screens, großen Bildschirmen, ihrer hohen Speicherkapazität und der Möglichkeit direkter Ausdrucke zum Beispiel von Kinokarten oder Payback-Gutscheinen. Kiosksysteme werden zunehmend auch mobil – dank Wireless LAN-, zukünftig RFID- und weiterer drahtloser Technologien. Mobile Kiosks im Handheld-Format sind hier der aktuellste Trend mit starken Zuwachsraten. Sie verschmelzen mit mobilen Info-Terminal-Lösungen, auch „Persönlicher Einkaufsberater“ oder „Personal Shopping Assistant“ genannt.
Download-Stationen in der Fläche
Bereits heute lassen sich Kiosk-Computer per Funk oder Infrarot mit mobilen Komponenten wie Handhelds oder Smartphones wireless vernetzen. So werden die Systeme zu Download-Stationen in der Fläche. PDAs, Kameras und Notebooks wird es damit ermöglicht, Content und Bilder an Kiosk-Systeme, Projektoren und Drucker zu schicken. Dergestalt werden die in Datenbanken und auf Webseiten residierenden Informationen miteinander gekoppelt und überall zu jeder Zeit an jedem Gerät verfügbar.
Die Gartner-Studie „Pathways to Profit: Kiosks extends their Reach“ (2004) kommt zu dem Schluss, dass das Geschäftsmodell von Kiosk-Projekten in zunehmendem Maße auf der Generierung von Umsatz und der Reduktion der Kosten basiert. Kiosk-Systeme werden ein immer wichtigerer Bestandteil der Unternehmensstrategien: Laut Gartner-Studie betrachten 99 Prozent der Unternehmen Kiosks als „sehr nützlich“ (50 Prozent), „wichtig“ (21 Prozent) und „ziemlich nützlich“ (28 Prozent).
Instore Kiosks für die Erweiterung der „virtuellen“ Lagerfläche im Handel werden von 65 Prozent der von Gartner Befragten als wichtig angesehen. Die Standortwahl ist laut Aussage von 69 Prozent der Interviewten einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren. Für sehr wichtig werden die Motivation der Mitarbeiter (27 Prozent), spezielle Dienstleistungen auf Kiosks (24 Prozent) sowie das Ausdrucken von Coupons, Gutscheinen, Bonuspunkten (21 Prozent) angesehen. Die Budgets für Kioskprojekte blieben konstant – laut Gartner-Studie lagen sie im Jahr 2004 zwischen 250.000 US-Dollar und 10 Mio US-Dollar, davon entfallen allein 23 Prozent auf Software.
Im „Future Store“ der Metro Group – ein seit 2003 betriebenes Pilotprojekt zur Integration modernster IT-Retail-Lösungen – können Kunden an Kiosk-Systemen alle Web-Anwendungen des Future Stores abrufen, z. B. Produktinformationen und Wegweiser. Auf großflächigen Advertising Displays laufen Werbespots und werden aktuelle Aktionshinweise übermittelt. In den Detailauswertungen nach rund sechs Monaten Pilotbetrieb und im weiteren Projektverlauf wurde festgestellt, dass 48 Prozent der Kunden die Kiosk-Systeme genutzt haben oder nutzen. Die Intensität der Inanspruchnahme steige mit der Größe des Warenkorbs. Bei den Kiosk-Systemen loben die Kunden die angebotenen Hilfen zur Orientierung und Produktsuche sowie die Möglichkeit, sich über Preise zu informieren. Besonders intensiv werde auf den Rezept-Dienst zugegriffen.
Als aktuellen Status Quo hinsichtlich Einsatz von Kiosk-Systemen im deutschen Handelsmarkt kommt die MBmedien Retail IT-Studie zu folgendem, im Vergleich mit den oben genannten (und auf theoretischen Betrachtungen basierenden) 2004er Gartner-Zahlen ernüchternden Ergebnis:
· 8,5 Prozent der 376 befragten Handelsunternehmen bieten ihren Kunden bereits Kiosk-Lösungen,
· 16 Prozent planen derzeit solche Aktivitäten,
· für 75,5 Prozent sind Kiosk-Systeme heute kein Thema.
Reinhold Hölbling, MBmedien GmbH