Alles nur ein Hype, ein überschätzter Trend? Die Zukunft von "Bring Your Own Device" (BYOD) war Thema unserer letzten Online-Umfrage. Hintergrund: Die Analysten von Gartner sehen diesen Trend vor dem Absturz. So eindeutig war ein Umfrage-Ergebnis noch nie: Fast 60 Prozent der Teilnehmer (58,2 Prozent) gaben an, dass sie BYOD für überschätzt halten.
Nicht einmal ein Viertel, nur 23,6 Prozent, folgen der Argumentation von Gartner und glauben, dass dies der normale Verlauf eines solchen Trends sei. Erst nach dem Absturz ins Tal der Desillusion kommt BYOD gemäß dem Verlauf des Hype Cycles in der Breite an. 11,6 Prozent widersprachen den Analysten von Gartner: So glaubt etwas mehr als jeder Zehnte, dass sich der Trend zum eigenen Smartphone am Arbeitsplatz ohne Einbruch weiter durchsetzen wird.
BYOD bleibt heiß diskutiert
Sicher ist: BYOD treibt als kontroverses Thema die Leser um. An unserer Umfrage nahmen 543 User teil. Dass eine so deutliche Mehrheit BYOD vor dem Absturz sieht, muss nicht überraschen. Schließlich sind manche Sicherheitsbedenken nach wie vor nicht gelöst und viele Firmen laufen dem Trend nur hinterher, statt die Mitarbeiter anzuleiten. Eine IDC-Studie stützt die These, dass BYOD schon wieder abflaut.
Momentan bringt laut der IDC-Studie knapp ein Viertel der Mitarbeiter sein eigenes Smartphone mit zur Arbeit und benutzt es auch für Arbeitszwecke. Dies wird sich wohl auch nicht signifikant ändern. Denn Mitarbeiter, vor allem diejenigen aus der Generation Y, lassen sich den Gebrauch der eigenen Smartphones nicht verbieten. Bei Tablets sieht die Kurve übrigens schon wieder anders aus: Da sinkt in absehbarer Zeit der Anteil der selbstmitgebrachten Geräte.
Die Geräte-Landschaft bleibt heterogen: Ein Mitarbeiter schwört auf Apple und das neue iPhone 5, ein anderer auf Blackberry. Das ist eines der großen Probleme von BYOD: Die IT hat Probleme, sich auf die heterogenen Endgeräte einzustellen. Schließlich gaben laut einer anderen Umfrage etwa ein Drittel der Befragten an, ohne Richtlinien mit externen Geräten im eigenen Unternehmen zu arbeiten.
Mobile-Device-Management statt BYOD?
Ganz so zügellos geht es nicht in allen Firmen zu: Stattdessen setzen Unternehmen auf Mobile Device Management (MDM). Sie investieren damit in ihre IT-Sicherheit. Denn bei ungelenktem BYOD sind die Sicherheitslücken enorm. Mitarbeiter halten ihre privaten Daten für wichtiger als Unternehmensdaten. Das allein zeigt schon, wie riskant BYOD für Firmen ist, die keine angemessenen Richtlinien implementiert haben. Das trifft vor allem auf kleinere Firmen zu, die oft keine Ressourcen haben, um auf den Trend zu reagieren. Auch die rechtlichen Fragen sind häufig nicht geklärt: Wer zahlt im Fall eines Diebstahls oder Verlust des jeweiligen Endgerätes? Wer löscht dann die Daten - immerhin handelt es sich oft genug um sensible Informationen, aber leider auch um private Daten der Mitarbeiter. Diese Fragen bleiben oft unbeantwortet.
Dass der BYOD-Hype überschätzt ist und in Zukunft abstürzen könnte, kann auch ein Blick auf die Kosten verraten. Zwar sinkt für den Arbeitgeber die erste Investition, nämlich Smartphone oder Tablet. Das schafft ja der Mitarbeiter an. Aber die Folgekosten der Verwaltung von iPad, Smartphone und Co. können teuer sein und kommen, so die IDC-Studie, im Schnitt auf den gleichen Preis. Weil die Geräte unterschiedliche Anforderungen haben, sind Wartung und Reparatur aufwändiger. Erstellt die IT Anwendungen, muss sie auf die verschiedenen Systeme eingehen. Das schreckt langfristig einige IT-Abteilungen ab, auf BYOD zu setzen.
Bring Your Own Everything
Während BYOD laut Gartner zunächst nun der Absturz bevorsteht, haben die Analysten gleich eine neue, noch umfassendere Zukunftsvision parat. In Zukunft werden Mitarbeiter nicht nur ihre privaten Laptops und Macs zur Arbeit mitbringen. Bald machen nicht mehr nur Smartphone, Tablet und PC den Mitarbeiter überall erreichbar. Diese Geräte stehen dann nicht mehr allein, sondern werden im Verbund mit Technologien zu dem, was Gartner "Bring Your Own Everything" nennt. Dazu gehören HTML5, Hosted Virtual Desktops - und das Auto, das zum ultimativen mobilen Endgerät mutiert. Über jeden Kanal alles jederzeit erreichen zu können, all das stellt Führungsverantwortliche demnach künftig vor große Probleme. Aufhalten lässt sich dieser Trend, auch wenn er bisher bei weitem nicht so sehr gehypt wird wird BYOD, aber wohl ebenfalls nicht.