Der Experton Group zufolge belief sich das Marktvolumen Cloud-basierender Dienste sowie von einschlägigen Beratungsleistungen und Technik 2013 im B2B-Segment in Deutschland auf insgesamt 4,6 Milliarden Euro. In diesem Jahr sollen es schon knapp sieben Milliarden Euro, 2017 aber bereits mehr als 18 Milliarden Euro sein. Besonders viel Luft nach oben dürfte bei den Services sein, die den Sockel des Computing-Stack ausmachen: IaaS und Platform-Dienste (PaaS) machten Experton zufolge im vergangenen Jahr erst 7,4 Prozent des gesamten Cloud-Marktes aus. Ähnlich op
Infrastructure as a Service (Iaas) steht im einfachsten Fall für Server, Storage und Netzwerkinfrastruktur, die, teils virtualisiert, in Form von Web-Services angeboten werden, überwiegend in der Public Cloud. Für den Enterprise-Einsatz reichen solche Basisdienste jedoch üblicherweise nicht; hier sind eher dedizierte IaaS-Pakete gefragt, mit Zusatzfunktionen von Netzwerk- und Security-Management und Monitoring bis hin zur Systemadministration.
Das Anbieterumfeld ist breit und wächst kontinuierlich. Um einen besseren Überblick zu gewährleisten, stellen wir die wichtigsten Anbieter von Enterprise-fähigen IaaS gegenüber.
Amazon Web Services
Das Marktwachstum lockt neue Anbieter an und hat einen Preiskampf ausgelöst, speziell im Segment Public IaaS. Marktführer ist Hier Amazon mit seinen Web Services (AWS). Zum Portfolio gehören CPU-Nutzung unter dem Label Elastic Compute Cloud (EC2), flüchtige Speicher namens Simple Storage Service (S3), deren Inhalt sich nach dem Abschalten virtueller Servier ("Instances") verflüchtigt, beziehungsweise beständige Blockspeicher (EBS). Dazu kommen alle Arten von Services. Das AWS-Angebot dürfte das mit der größten Diversität im IaaS-Markt sein: Für nahezu alle Anwendungsbereiche finden sich spezialisierte Serverkonfigurationen im On-demand-Angebot. Mittels individuell erstellbarer "Amazon Machine Images" (AMI), Softwarekonfigurationen einschließlich Betriebssystem, lässt sich die Vielfalt noch erweitern.
Das AWS-Portfolio in seiner Gesamtheit ist durch diese große Flexibilität mächtig, aber auch komplex. So umfasst das Angebot allein 29 vorkonfigurierte Instances mit unterschiedlichen Kombinationen von CPU, Arbeitsspeicher, Speicher und Netzwerken. Diese sind jeweils für bestimmte Zwecke, etwa Computing-intensive (C-Klasse) arbeitsspeicherintensive oder grafikintensive Anwendungen, optimiert. Andere Instances (M-Klasse) haben dagegen ihre Stärken bei allgemeinen DV-Zwecken, zum Beispiel als Back-End-Server für ERP-Anwendungen. Im Speicherbereich selbst bietet Amazon neben dem S3-Standard auch kostengünstigere Alternativen, eine mit geringerer Redundanz und eine für Archive mit seltenen Zugriffen. Gebucht werden können außerdem rund 30 Services in den Bereichen Datenbank, Analysen, Anwendungsservices und Deployment.
Und wer schließlich am reich gedeckten AWS-Tisch über den Iaas-Tellerrand hinausschaut, stößt im PaaS- und SaaS-Bereich auf umfangreiche Menüs mit Infrastruktur- und Business-Software sowie Entwickler-Tools. Die Management-Konsole, die all das zusammenfasst, könne durchaus "beängstigend" sein, urteilen die Tester von Toms IT Pro; Einsteiger kämen sich angesichts der Vielfalt vor wie im Disney-Themenpark.
Google Compute Engine
Der Iaas-Abkömmling aus der Google-Familie ist die Compute Engine. Als Infrastruktur werden die Google-eigenen Hochleistungsrechenzentren und Glasfaserleitungen genutzt. Dadurch sind der Skalierbarkeit der Services praktische keine Grenzen gesetzt, was die Engine zum Spezialisten für rechenintensive Analyse-Anwendungen rund um Big Data, Data Warehousing sowie für High-Performance-Computing macht.
Das Angebotsportfolio besteht aus Instanzen mit einem bis acht virtuellen Prozessorkernen unter den Linux-Derivaten Cent OS und Debian. Wer keinen Bedarf an Compliance mit EU-Datenschutzrecht hat, wird Computing-Power in US-Rechenzentren zu etwas geringeren Preisen buchen. Wie bei Amazon werden Daten aus einem Verarbeitungslauf nicht gespeichert, sofern man keine persistenten Speicherkapazitäten mit Replikation oder einfachen Speicherplatz in der Google-Cloud dazu bucht.
Im Unterschied zu Amazon ist Google indes kein IaaS-Vollsortimenter, der auch abgestimmte Verwaltungsmöglichkeiten mit anbietet. Sollen zum Beispiel große Datenmengen zur Analyse auf Hadoop-Rechner-Clustern verteilt werden, müssen Compute-Engine-Anwender die dazu erforderlichen Map-Reduce-Werkzeuge selbst implementieren. - Plattformdienste (PaaS) offeriert freilich auch Google, und zwar in Form der App Engine.
Windows Azure
Gestartet als PaaS-Angebot, umfasst Microsofts Windows Azure mittlerweile auch umfassende Infrastrukturleistungen. Sehr groß ist die Auswahl an Betriebssystemen; trotz des Namens geht Microsofts IaaS-Offerte nämlich über das hauseigene Betriebssystem hinaus: Neben mehreren Windows-Servern stehen diverse Linux-Distributionen zur Auswahl, unter denen sich virtuelle Maschinen einrichten lassen.
Vier Konfigurationsmöglichkeiten, von einem Prozessorkern mit 1,75 Gigabyte RAM bis zu acht Kernen (14 Gigabyte RAM), umfasst Azure. Zur Wahl stehen ferner sechs Rechenzentren in Europa, Asien und den USA, in denen sich die Azure-Instanzen per Klick ansiedeln lassen, und zwar auf besonders einfache Weise mit der "Quick Create"-Funktion. - Das Speicherangebot von Azure entspricht prinzipiell dem von AWS und Google, wobei Microsoft an die Existenz von Instanzen gekoppelte, also flüchtige Daten in Form von Binary Large Objects (Blobs) speichert.
Die Plattform-Historie von Azure ist auch im IaaS-Bereich klar zu spüren; darin sind sich Tester und Technologieanalysten einig. So gilt die Management-Konsole Praktikern als besonders übersichtlich zu bedienen - am einfachsten freilich dann, wenn es Windows-Instanzen sind, die es zu verwalten gilt. Das Look-and-feel ist dann sehr stark an Windows-Standards orientiert.
HP Converged Cloud
Auf der Cloud-Plattform Open Stack und damit auf Open-Source-Technologie basiert das IaaS-Portfolio von HP, das zum Angebotspaket "Converged Cloud" gehört. Es ist dezidiert am Bedarf großer Enterprise-Anwender orientiert und damit an der Möglichkeit zum Einfügen von (Infrastruktur-)lösungen aus der Cloud in das unternehmenseigene Rechenzentrum. Folglich umfasst HP Cloud sowohl öffentliche (public) als auch private IaaS-Lösungen und Mischformen aus beiden. Das dürfte, heißt es bei Toms IT Pro, ein echter Wettbewerbsvorteil sein, weil das Interesse an hybriden Cloud-Lösungen zunehme. Außerdem bezeichnen die Cloud-Tester die ausgesprochen übersichtliche Bedienoberfläche, die ähnlich einfach zu handhaben sei wie die von Windows Azure, als starken Punkt für die HP Cloud.
Auch HP bietet vorkonfigurierte virtuelle Maschinen, und zwar unter vier unterschiedlichen Linux-Derivaten sowie unter Windows 2008 Server Enterprise. Sie kommen in sechs Größen ("Flavors") zwischen einer Einzel-CPU mit 1 Gigabyte Arbeitsspeicher und 30 Gigabyte Plattenplatz bis zu einem Achterkern mit 32 Gigabyte Arbeits- und knapp 1 Terabyte Plattenspeicher. Wie bei Enterprise-IaaS-Angeboten üblich, können HP-Kunden ihre virtuellen Server in geografisch verteilten Rechenzentren ( "Availabilty Zones") anlegen und so für zusätzliche Ausfallsicherheit sorgen.
IBM: Softlayer und Smart Cloud Enterprise
Das Iaas-Portfolio von IBM ist Anfang 2014 durch die Übernahme von Softlayer wesentlich erweitert worden. Anders als beim Wettbewerb gibt es hier nicht ausschließlich virtuelle, sondern auch dedizierte Server zu mieten. Diese liefern reichlich Rechenleistung, sind jedoch nicht zweckspezifisch konfiguriert, so dass Anwender ebenso gut wie bei Hardware im eigenen RZ wissen müssen, wie sie auf diese Maschinen ausrüsten und was sie darauf laden.
Im Unterschied dazu besteht das Smart Cloud Enterprise aus virtuellen Servern und Speicherdiensten, zu denen vielfältige Software, auch für das Management der Infrastruktur, hinzugebucht werden kann. Die Server skalieren in fünf Stufen von einem Rechenkern mit 2 Gigabyte Arbeitsspeicher und 60 Gigabyte Plattenplatz (für 32-Bit-Systeme) bis hoch zu 16 Kernen mit 32 Gigabyte RAM und zwei Terabyte Speicher. Wie HP setzt Big Blue mit Open Stack auf das Open-Source-Konzept. Smart Cloud Enterprise wird vor allem für Unternehmen mit umfangreichen Entwicklungs- und Testaktivitäten und entsprechend hohem Bedarf an flexibel buchbaren Computing- und Speicherleistungen positioniert. Folglich räumt IBM den Cloud-Kunden Zugang zu Support- und Beratungsleistungen ein.
T-Systems DSI
Die "Dynamic Services for Infrastructure" (DSI) von T-Systems sind primär als Private-IaaS-Offerte konzipiert; als eine hybride Variante gibt es "DSI with vCloud Datacenter Services". Kern-Features sind virtuelle Server (sie heißen hier "Deployments") mit Internet-Zugang und gemanagten Betriebssystemen samt Lizenzen, dazu Datenspeicher und virtuelle lokale Netzwerke. Die Deployments skalieren zwischen einem und acht Rechenkernen mit 512 Megabyte bis 64 Gigabyte RAM.
Die Leistungen der Telekom-Tochter sind mit höherem Aufwand und längerem Realisierungsfristen verbunden als man sie aus der Public-Welt kennt. Nicht nur, dass zwingend Netzwerke von Kundenunternehmen mit dem T-Systems-Rechenzentrum verbunden und alle Verbindungen über eine Firewall geroutet werden. Statt des minutenschnellen Online-Buchens, wie es bei Amazon, Microsoft und Google üblich, bei HP, IBM und Rackspace möglich ist, wird hier jeder Anwendungsfall individuell geplant, möglicherweise sogar als gesondertes Projekt aufgesetzt.
Ist die Vereinbarung mit T-Systems jedoch einmal getroffen, können Kunden auch eigenständig Serverlaufzeiten, Datenspeicher und Internetzugang buchen, entweder mittels der Management-Konsole ("Cloud Manager") oder automatisch via API-Steuerung. Für das Aufsetzen von virtuellen Servern gibt es vorkonfigurierte Images, die sich an individuelle Bedarfe anpassen lassen.
Rackspace Open Cloud
Stark an zusätzlichen Services rund um Computing-, Speicher- und Netzwerkleistungen orientiert ist Rackspace, ehemals ein reiner Hosting-Anbieter. Für die Einrichtung von Server-Instanzen haben Kunden die Wahl zwischen 37 (!) Betriebssystemen - meist Linux, aber auch mehrere Windows-Server-Varianten und -Generationen. In seinem Server-Programm offeriert Rackspace virtuelle Maschinen auf einer Skala von 512 Megabyte RAM und 20 Gigabyte Speicherplatz bis hoch zu 30 Gigabyte und 1,2 Terabyte Plattenplatz. Die Anzahl der Rechenkerne wird nicht ausdrücklich gewählt, sondern orientiert sich an Betriebssystem, RAM und Plattenplatz.
Zusammen mit den virtuellen Servern können Rackspace-Kunden Managed Services buchen. Die beginnen mit Beratung beim Aufbau der Cloud-Umgebung. Ferner wird der Serverbetrieb überwacht, im Problemfall automatisch der Rackspace-Support alarmiert. Auch um Updates der gebuchten Betriebssysteme kümmert sich Rackspace für die Managed-Services-Kunden. Als Mitbegründer der Open-Stack-Initiative setzt der Anbieter in seiner Infrastruktur auf diese offene Software, was die Migration virtueller Server und Speicher erleichtern dürfte - interessant für Unternehmen, die ihre gebuchten Infrastrukturservices ganz oder teilweise von der Public in eine Private Cloud hinüberholen wollen.
Profitbricks
Ein deutsches und ein US-Rechenzentrum, ohne Verbindung zueinander, betreibt das Berliner Unternehmen Profitbricks. In einem konsequent ausgeführten Public-Modell stellen sich Kunden Server, Speicher, Netzwerk und Loadbalancer nach Bedarf mithilfe einer Konsole namens "Data Center Manager" zusammen. Die Analysten von Crisp akzeptieren dieses Tool wegen seiner einfachen Bedienbarkeit als tatsächliche Besonderheit von Profitbricks.
Zur Verfügung stehen virtuelle Server mit einem bis 48 Kernen sowie zwischen 1 und 196 Gigabyte B RAM. Die buchbaren Speichereinheiten rangieren im Volumen zwischen 1 Gigabyte und 5 Terabyte. Das Unternehmen geht bei seiner Selbstdarstellung sehr offensiv zu Werke: Im Vergleich mit Amazon Web Services, heißt es auf der Website, könne man die doppelte Leistung zum halben Preis bereitstellen.
Übersicht zu allen Anbietern
Infrastructure as a Service ist in der Public Cloud entstanden, weil Riesen wie Amazon und Google ihre RZ-Überkapazitäten vermarkten. Weil jedoch im Enterprise Sicherheit und effizientes Management der IT-Infrastruktur gefragt sind, setzen die Public-IaaS-Anbieter nun auf Zusatzdienste, um ihre Dienste mit professioneller IT verheiraten zu können. Die Enterprise-Provider, ehe der Private Cloud zugeneigt, treten unterdessen von der anderen Seite auf den Plan. Angebotsvielfalt, verbunden mit einer gewissen Unübersichtlichkeit, ist die Folge.
Produktname |
Bereitstellung |
Merkmale |
public |
CPU (29 vorkonfigurierte Instances) Speicher, Netzwerk; Services (DB, Analyse, Applikationen, Deployment) | |
public |
CPU, Speicher, Netzwerk; wenige Management-Features; Stärken bei High Performance und Numbercrunching | |
public, private, hybrid |
CPU, Speicher, Netzwerk; spezialisiert auf Enterprise; wählbare Availability Zones; übersichtliche Konsole; leichte Migration durch Open Stack | |
public, private, hybrid |
Zwei Angebotsbereiche: Softlayer (unkonfigurierte Maschinen) und Smart Cloud Enterprise (CPU, Speicher, Netzwerk); eichte Migration durch Open Stack | |
public, private, hybrid |
CPU, Speicher, Netzwerk; Server unter Windows und Linux; RZ in EU, USA und Asien, bedienerfreundliche Konsole | |
public |
CPU, Speicher, Netzwerk; RZ in Deutschland und USA (physikalisch und logisch getrennt); einfach bedienbare Konsole | |
public, private, hybrid |
CPU, Speicher, Netzwerk, Managed Services incl.Cloud-Beratung, umfangreicher Support; ; leichte Migration durch Open Stack | |
private, hybrid |
CPU, Speicher, Netzwerk; umfangreiche Managed Services; hoher Aufwand durch individuelle Projekte statt Online-Buchung; nach Einrichtung jedoch eigenständige On-demand-Buchungen |