Zusammen mit HUF HAUS

IBM baut das "lernende Haus"

01.06.2018 von Martin Bayer
Das gemeinsam mit HUF HAUS entwickelte Smart Home soll die Verhaltensweisen seiner Bewohner automatisch erkennen und die Hausfunktionen entsprechend anpassen können. Gesteuert wird das System mit IBMs KI- und IoT-Plattform Watson.

Gemeinsam mit dem Fertighaus-Spezialisten HUF HAUS hat IBM ein intelligentes, lernfähiges Haus gebaut. Der in gläserner Fachwerkarchitektur errichtete Bungalow "Ausblick" steht im Musterhauspark von HUF HAUS in Hartenfels, im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz. IBM hat zu dem Smart-Home-Projekt seine mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Watson-IoT-Plattform beigesteuert. Watson soll die Verhaltensmuster der Hausbewohner erkennen, analysieren und die häusliche Umgebung daran anpassen.

Das Smart Home von IBM und HUF HAUS setzt auf viel Glas im Fachwerk.
Foto: IBM / HUF HAUS

Ausblick steht interessierten Besuchern als Besichtigungsobjekt offen und wird parallel von den HUF-HAUS-Mitarbeitern als Bürogebäude genutzt. Das Marketing- und Vertriebs-Team testet das intelligente Gebäude derzeit im Live-Betrieb. Dabei sammeln vernetzte Sensoren verschiedenste Daten, die in der IBM Cloud abgelegt und dort von der IBM-Watson-IoT-Plattform analysiert werden. Daraus lassen sich Erkenntnisse über die Verhaltensmuster der Bewohner ableiten und dementsprechend die Funktionen im Haus laufend anpassen. Dieser Ansatz unterscheide sich zu anderen auf dem Markt verfügbaren Smart-Home-Lösungen, betont IBM. Diese würden meist reine Befehlsketten ausführen und ein statisches Regelwerk abbilden.

Watson erkennt Vorlieben der Bewohner

Dreh- und Angelpunkt des Projekts ist der Watson Assistant, der digitale Assistent von IBM. Mit diesem System sollen Haus und Mensch auf natürliche Weise miteinander interagieren können, heißt es. Beispielsweise kann das Haus die Bewohner über eine spezielle Gesichtserkennungs-Software erkennen und identifizieren sowie ihnen anschließend die Eingangstür öffnen sowie bestimmt kontextbezogene Aktivitäten und Funktionen anbieten.

Das kann das Einschalten des Lichts im jeweiligen Büro sein, das automatische Hochfahren des PC, aber auch das Einstellen der erlernten individuellen Komforttemperatur pro Raum. Sobald registriert wird, dass sich Verhalten oder Vorlieben ändern, beispielsweise in Sachen Temperatur oder Helligkeit am Schreibtisch, passt IBM Watson die Einstellungen mittels entsprechender Algorithmen neu an. Neben dem selbstständigen Erkennen von Verhaltensweisen lernt das intelligente Haus auch durch direkte Spracheingaben seiner Bewohner.

Bei aller Automatisierung behalte der Mensch stets die Kontrolle über sämtliche Funktionen, versichern die IBM-Verantwortlichen. Aktionen ließen sich jederzeit zurücksetzen, beispielsweise über ein Touch-Display oder auch per Sprachbefehl. Der Funktionsumfang des intelligenten Hauses soll in Zukunft weiter ausgeweitet werden. So sollen die Systeme künftig basierend auf Wetterdaten die Verbrauchswerte für Heizung und Strom einschätzen und selbstständig optimieren können.

Algorithmen lernen mit anonymisierten Daten

Darüber hinaus spielt die Sicherheit der Daten eine maßgebliche Rolle im Smart-Home-Kontext, beteuern alle Beteiligten. Die Daten werden demnach in der Cloud-basierten IoT-Plattform von IBM gesammelt, analysiert und gespeichert. Das alles spielt sich im IBM Rechenzentrum in Frankfurt am Main ab und soll höchste Datensicherheit und Transparenz garantieren.

Strenge Sicherheitsrichtlinien würden die Weitergabe von personenbezogenen Informationen verhindern. Außerdem blieben die Daten stets im Eigentum der Hausbesitzer. Die verwendeten Watson Services nutzen IBM zufolge ausschließlich anonymisierte Daten, um ihre Algorithmen zu trainieren.

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Die Zukunft gehört nach Meinung von Georg Huf, geschäftsführender Gesellschafter von HUF HAUS, solchen selbstlernenden Häusern: "Smart Homes sind bereits allgegenwärtig und für unsere Kunden selbstverständlich. Das Internet der Dinge ist unaufhaltsam."

Interesse am Smart Home wächst

Tatsächlich scheint das Interesse der Konsumenten an Smart-Home-Techniken zu steigen, wie eine aktuelle Studie von Deloitte zeigt. Über 2000 Deutsche im Alter zwischen 19 und 75 Jahren wurden dazu befragt. Das Ergebnis: 16 Prozent nutzen derzeit Smart Home-Lösungen - das entspricht einem deutlichen Anstieg im Vergleich zur Smart-Home-Studie, die Deloitte im Jahr 2015 durchgeführt hatte.

Vor allem die jüngere Generation nutzt Smart-Home-Lösungen, hat die Deloitte-Studie gezeigt.
Foto: Deloitte

Als Hauptgründe für dieses Interesse nennen die Befragten vor allem den Zugewinn an Komfort und Sicherheit (56 und 49 Prozent). Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Erwartung, dass intelligent vernetzte Smart Home-Systeme die Strom- und Heizkosten senken (38 Prozent). Hier geht es auch um ökologische Fragen: Für immerhin jeden Fünften sind die positiven Effekte für eine geringere Belastung der Umwelt ein guter Grund, ins Smart Home einzusteigen.

Kunden achten auf ihre Daten

Hürden auf dem Weg ins Smart Home sind in erster Linie die Kosten (38 Prozent) sowie Datenschutzbedenken (33 Prozent). Auffällig dabei: Während sich der Anteil derer, die Smart-Home-Lösungen als zu teuer einschätzen gegenüber 2015 um sechs Prozentpunkte verringert hat, wachsen die Sorgen hinsichtlich des Datenschutzes.

Der Anteil derer, die entsprechende Bedenken ins Feld führen, liegt 2018 um fünf Prozentpunkte höher als noch vor drei Jahren. Weitere Argumente gegen die Nutzung: 22 Prozent der Befragten bezweifeln, dass die Technik ausgereift ist und jeweils 21 Prozent empfinden die Inbetriebnahme als zu kompliziert oder erkennen keinen Mehrwert, der eine Nutzung rechtfertigen würde.

Konsumenten erwarten vom Smart Home mehr Komfort und mehr Sicherheit.
Foto: Deloitte

"Von einem Boom zu sprechen, wäre noch verfrüht, aber die Verbreitung von Smart Home-Komponenten nimmt zu", bilanziert deshalb Gunther Wagner, Director Technology Strategy & Architecture von Deloitte. "Insgesamt steigen Akzeptanz und Interesse, doch viele Nutzer haben noch Vorbehalte, ihre Daten zu teilen."

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