CIOs haben 2009 mehr Geld für Middleware und Anwendungs-Infrastruktur-Software ausgegeben als im Vorjahr - trotz Wirtschaftskrise. Anders als die meisten anderen Bereiche des weltweiten Software-Geschäfts hat der Umsatz mit diesen Programmen leicht zugelegt, teilt das amerikanische Marktforschungsunternehmen Gartner mit.
15,9 Milliarden US-Dollar nahmen IT-Chefs im vergangenen Jahr für die kurz als AIM (Application Infrastructure and Middleware) bezeichnete Software in die Hand, 2,8 Prozent mehr als 2008. Damit wuchs dieser Teilmarkt allerdings weit weniger als im Vergleich zu 2007, als die Anbieter Steigerungen von insgesamt 7,1 Prozent verzeichnen konnten.
IT-Chefs führen SOA und BPM ein
Gemessen am Wachstum sei 2009 das seit Beginn der Aufzeichnungen schlechteste Jahr für den AIM-Markt gewesen, sagte Fabrizio Biscotti, Forschungsleiter bei Gartner. Nicht nur die Krise habe dem Geschäft zugesetzt. CIOs setzten häufiger auf quelloffene Software, was die Umsätze kommerzieller Anbieter zusätzlich schmälere. Gerettet hätten das Geschäft IT-Chefs, die SOA oder BPM einführten. Ein weiterer Treiber sei die Nachfrage nach Applikations-Integration gewesen.
IBM und die vier weiteren großen Anbieter Oracle, Microsoft, Software AG und Tibco konnten ihren Marktanteil von zusammen 52 Prozent im Jahr 2008 auf nunmehr 58 Prozent ausbauen. IBM bleibt mit weitem Abstand Marktführer. Das Unternehmen sicherte sich ein Kuchenstück von 31 Prozent der gesamten weltweiten Umsätze mit Middleware und Applikations-Infrastruktur-Software.
Oracle, Microsoft und Software AG legen zu
Mit am stärksten zugelegt hat Oracle. Das Unternehmen steigerte seine AIM-Umsätze um 29 Prozent. Gemessen am AIM-Gesamtmarkt erhöhte sich Oracles Anteil von 13,2 auf 16,7 Prozent. Auf dem Teilgebiet für Applikations-Server hat sich Oracle zum Marktführer entwickelt.
Microsoft und die Software AG erhöhten ihre Umsätze ebenfalls, beide um jeweils mehr als neun Prozent. Mit 3,9 und drei Prozent Marktanteil liegen sie allerdings nach wie vor mit weitem Abstand hinter Oracle. Der fünftgrößte AIM-Anbieter Tibco setzte 2009 weniger um als im Vorjahr. Das Unternehmen verbuchte einen um 1,2 Prozent geringeren Umsatz.
Besonders stark wuchsen die Umsätze mit Lösungen zur SOA-Steuerung. Jeweils im zweistelligen Prozentbereich wuchsen auch die Segmente nachrichten-orientierte Middleware, AIM-Appliances und BPM-Suiten. Gartner teilt den AIM-Markt in insgesamt zwölf Segmente.
Unsicherheit durch Oracles Sun-Kauf
Besonders schwach entwickelte sich der AIM-Markt laut den Gartner-Zahlen in Osteuropa. Die noch jungen Märkte in Lateinamerika, Nahost und dem asiatisch-pazifischen Raum hätten hingegen stark zugelegt. Westeuropa und Nordamerika sind weiterhin die größten regionalen Märkte.
Vor allem im asiatisch-pazifischen Raum habe sich ausgewirkt, dass Oracle BEA gekauft hat. BEA sei zuvor ein wichtiger Anbieter in der Region gewesen, vor allem in China, erklärt Gartner-Expertin Asheesh Raina. Gedämpft habe das Oracle-Geschäft in der Region Oracles Kauf von Sun Microsystems. Die Ankündigung des Geschäfts habe CIOs verunsichert und viele geplante AIM-Investitionen verschieben lassen.
Middleware aus der Cloud
Die Marktbeobachter von Gartner erwarten auf dem AIM-Markt in naher Zukunft viele neue Unternehmen. Umkämpfte Felder, auf denen mit Wachstum zu rechnen sei, seien unter anderem Low-Latency Messaging und Managed File Transfers. Unter den etablierten Anbietern erwarten die Analysten weitere Konsolidierung und weitere Zukäufe.
CIOs können künftig mit mehr AIM-Angeboten aus der Wolke rechnen. Die Nachfrage nach solchen Lösungen halten die Gartner-Analysten für hoch. Großes Interesse hätten Firmen etwa nach Application-Platform-as-a-Service (APaaS).