Die Experton Group veröffentlicht für den Bereich Big-Data-Analytics erste Detailergebnisse aus ihrem "Big Data Vendor Benchmark 2013". Für die Untersuchung hat das Münchner IT-Beratungshaus 68 Anbieter von Big-Data-Lösungen unter die Lupe genommen. Neben Analytics wurden auch die Bereiche "Appliances" und "Operations" beurteilt. Zu den Marktführern bei Big-Data-Analytics zählen derzeit neben IBM, Microsoft, Microstrategy, Oracle, SAP und SAS auch Teradata sowie Terracotta, das jüngst die Software AG übernahm.
Da der Markt noch sehr jung sei, könne es bei den Anbietern in den nächsten Jahren zu deutlichen Verschiebungen kommen, schreibt Studienautor Holm Landrock in einem Newsletter-Beitrag. Die Grundlage für die Bewertung bildet der "Experton Group Market Insight"-Quadrant mit 100 gewichteten Einzelkriterien.
Dazu zählen unter anderem Strategie, Produkt- und Service-Portfolio, Technologie und Ökosystem, Innovationstärke, Beratung und Services, Preisgestaltung und Nutzungsbedingungen sowie finanzielle Stabilität. Die Anbieter sind auf den zwei Achsen "Wettbewerbsstärke" und "Portfolio-Attraktivität" eingeordnet. Das Ganze ähnelt dem magischen Quadranten von Gartner.
Mehr Leistung durch Hadoop und BLU
IBM habe derzeit drei Big-Data-Analytics-Engines am Markt platziert: BigInsights, das auf dem Hadoop-Framework basiert, InfoSphere Streams zur Verarbeitung von Streaming-Daten sowie die PureData-Systeme für komplexe Analysen. Positiv bewertete der Benchmark, dass mit der Blu-Technologie von IBM für den Datenbankserver DB2 SQL-Abfragen nicht nur "in-memory", sondern auch auf komprimierte Daten durchgeführt werden können. Das soll einen "enormen Leistungsschub" bringen schreibt Landrock. Ebenso sei IBM mit seinem Big-Data-Produktportfolio weitgehend unabhängig von Dritten.
SAS habe hinsichtlich Advanced Analytics mit seiner Big-Data-Perspektive überzeugt und die klassischen BI-Lösungen frühzeitig in diese Richtung weiterentwickelt. Die Nutzungsszenarien seien vielfältig und zudem mit Referenzen belegt.
Bei Teradata wiederum stimmten Vision und Strategie überein. Der Softwarehersteller habe mit der Unified Data Architecture eine Analyse-Plattform geschaffen, unter deren Dach die erforderlichen Komponenten für komplexe Analysen integriert sind. Diese kann sowohl Daten aus einer Hadoop-Datenbank wie auch aus einem relationalen Datenbankmanagementsystem (RDBMS) verarbeiten.
Zur Spitzengruppe zählen im Benchmark auch die Big-Data-Lösungen von Oracle wie Advanced Analytics, Oracle OLAP und der Oracle RT Decision Server. Positiv werde von Anwendern bewertet, dass Oracle "R" als Werkzeug zur statistischen Datenanalyse und grafischen Visualisierung mit seiner Datenbank in den Versionen 11g und 12c verknüpft. Hinzu komme, dass Oracle mit der Engineered-Systems-Produktfamilie eine "fortschrittliche Grundlage für Big-Data-Analysen liefern kann", wie Landrock formuliert.
HANA stark bei komplexen Daten
SAP biete mit HANA eine Technologie, die große Datenmengen in-memory verarbeiten kann. Speziell bei der Analyse und dem Management komplexer Unternehmensdaten könne der Softwarehersteller aus Walldorf punkten. Das Unternehmen habe in Zusammenarbeit mit dem Hasso-Plattner-Institut eine Pilotanwendung entwickelt, mit der sich die komplette Lieferkette eines Pharma-Herstellers in Quasi-Echtzeit auswerten ließe. HANA bilde in Kombination mit den Datenbankmanagementsystemen Sybase IQ und ASE sowie Hadoop zudem eine Plattform für komplexe Analysen großer Datenmengen, die auch Szenarien für Predictive Analytics erlaube.
Bei der Big-Data-Strategie von Microsoft mit den Produkten HDInsight, Microsoft SQL Server PDW (= Parallel Data Warehouse) in Verbindung mit der Polybase-Engine stünden die Weiterentwicklung der Data-Warehouse- und Business-Intelligence-Stacks zur Einbindung neuer Big-Data-Technologien im Vordergrund.
Landrock zufolge verdankt Microstrategy seine Positionierung im Leader-Quadranten unter anderem der Vollständigkeit des Angebots an Big-Data-Analytics, das auch Cloud-Services für die Arbeit mit großen Datenmengen umfasst. Bei Teradata wiederum stimmten Vision und Strategie überein. Der Softwarehersteller habe mit der Unified Data Architecture eine Analyse-Plattform geschaffen, unter deren Dach die erforderlichen Komponenten für komplexe Analysen integriert sind. Diese kann sowohl Daten aus einer Hadoop-Datenbank wie auch aus einem relationalen Datenbankmanagementsystem (RDBMS) verarbeiten.
Cloud-Angebote noch nicht ausgereift
Die Gruppe der Herausforderer führt die IT-Firma Blue Yonder aus Karlsruhe mit ihrer Predictive Analytics Suite an. Das Unternehmen habe ein solides Verständnis für eine komplexere Big-Data-Vision, verknüpfe seine Lösungen mit konkreten Nutzungsszenarien und könne auch Referenzbeispiele vorweisen. In diesem Feld tummelt sich mit Google auch ein reiner Cloud-Anbieter. Trotz seiner hohen Marktpräsenz in Deutschland müsse der Internetkonzern im Hinblick auf den Big-Data-Markt noch mehr an Aufmerksamkeit gewinnen und Referenzkunden entwickeln, kritisiert Landrock.
Generell sieht die Experton Group bei Cloud-basierenden Analytics-Lösungen für Big Data noch eine Anzahl ungelöster beziehungsweise unbeantworteter technischer Herausforderungen. Dazu zähle die Übertragungszeit für große Datenmengen. Auch der IT-Konzern Hewlett Packard (HP), der im Leader-Quadranten eingestuft ist, bietet mit der Big Data Discovery Experience eine vorintegrierte Cloud-gestützte Lösung auf der Basis von Autonomy, Vertica und Hadoop an. Bei HP trügen die langjährigen strategischen Partnerschaften im Analytics-Bereich mit Anbietern wie SAP und SAS zur positiven Positionierung im Benchmark bei.
Big Data: Vier Tipps für Anwender
Laut Experton ist Big Data ein Zukunftsthema, das Unternehmen die nächsten zehn bis 15 Jahre beschäftigen wird. Analyst Landrock hat daher noch folgende vier Tipps parat.
1. Big Data als Evolution von Business Intelligence und Data Warehousing positionieren und nicht als Wundermittel sehen
2. Komplexe Big-Data-Szenarien mit Partnern in der Supply-Chain und mit IT-Partnern entwickeln
3. Appliances und Lösungspakete erwerben statt Produkte und Service-Projekte
4. Ausbildungsweg zum Data Scientist schaffen