"IBM wird drei Milliarden Dollar in Chip-Technologien investieren"
31.07.2014 von Jan-Bernd Meyer
Die offizielle Bezeichnung von Tom Rosamilia lautet Senior Vice President, IBM Systems & Technology Group and IBM Integrated Supply Chain – kurz gesagt, er ist der Chef des gesamten IBM-Hardwaregeschäfts. Das ist ein ziemlich unruhiger Posten.
Denn Big Blue hat sich in den vergangenen Jahren von einem Großteil seiner Produktlinien verabschiedet. Gerade erst ist das Unternehmen im Begriff, seine Industriestandard-Server der System-x-Linie an Lenovo zu verkaufen. Der chinesische Computeranbieter hatte bereits vor zehn Jahren die PC-Division von IBM übernommen. Rosamilia erklärt im Gespräch, wieso die im Vergleich mit anderen IBM-Geschäftseinheiten eher kleine Systems & Technologie-Group von strategischer Bedeutung ist - und wieso Gerüchte über den weiteren Verkauf von Produkt-Divisionen keinen Sinn ergeben.
Das von Ihnen verantwortete Systems-and-Technology-Segment der IBM, in dem das Hardware-Geschäft gebündelt ist, nahm im zweiten Quartal 2014 nur noch 3,3 Milliarden Dollar ein, was einem Rückgang im Jahresvergleich von 14 Prozent gleichkommt. Befindet sich das Hardwaregeschäft der IBM also im Sinkflug?
Tom Rosamilia: In der Vergangenheit waren wir sicherlich sehr von unserem Hardwaregeschäft abhängig. Aber in den vergangenen 15 bis 20 Jahren haben wir unser Produktportfolio stark verbreitert. Gleichzeitig haben wir unsere Investitionen in Dienstleistungen und Software erhöht. Außerdem haben wir über die Jahre ganze Teile unseres Massengeschäfts mit niederen Margen im Hardware-Geschäfts abgegeben: Wir haben die Retail-Store-Systems, PCs, System-x-Server (Intel-basierte x86-Maschinen, Anm.d.Red.), Drucker, Festplatten, Displays verkauft. Das hat es uns ermöglicht, Geld in gewinnträchtigere Geschäftsfelder zu investieren.
Mit anderen Worten: Die Systems-and-Technology-Group mag kleiner sein als die anderen Divisionen. Aber sie ist und bleibt sehr wichtig für das IBM-Geschäft - und für unsere Kunden. Infrastruktur ist und bleibt wichtig. Unsere Kunden können sich auf IBM und die von uns gelieferte Infrastruktur verlassen, die wir mit den Hardware-Systemen anbieten. Übrigens: Wenn Sie unser Geschäftsergebnis des zweiten Quartals ansehen, dann muss man sagen, dass der Rückgang weitaus geringer war, als dies von vielen erwartet wurde.
IBMs hundertjährige Geschichte -
Hollerith Tabulator Diese Tabulatoren wurden von Herrman Hollerith erfunden und für das amerikanische statistische Bundesamt gebaut. Sie wurden in dieser Konstellation erstmals 1890 für eine US-weite Volkszählung eingesetzt. Holleriths Patente kaufte später die Computing Tabulating Recording Co., die wiederum 1924 in International Business Machines (IBM) umfirmierte.
IBMs neues IoT-Hauptquartier Harriet Green, General Manager Internet of Things (IoT) bei IBM, kündigt Mitte Dezember 2015 in München das neue Watson IoT Hauptquartier an. Rund 1000 Mitarbeiter sollen in der bayerischen Landeshauptstadt an neuen Lösungen für das Internet der Dinge arbeiten.
Erweiterter E-Mail-Client Mit IBM Verse will das Unternehmen geschäftliche E-Mails neu erfinden. Der Mail-Client erweitert die Optionen bei der Verwaltung von E-Mails, bindet Social Media und andere Kommunikationskanäle ein und liefert weitere nützliche Informationen. So kann der Nutzer sehen, welche Teilnehmer gerade per Mail kommunizieren oder welche Position sie im Unternehmen einnehmen. IBM Verse liefert zudem aktuelle Kontextinformationen zu laufenden Projekten oder dafür zuständigen Teammitgliedern.
Neue Mainframe-Generation Im Januar 2015 hat IBM mit dem z13 einen neuen Großrechner vorgestellt. Das Mainframe-System ist auf die Anforderungen der Mobile Economy zugeschnitten und soll bis zu 2,5 Milliarden Transaktionen pro Tag verarbeiten. Weitere wichtige Funktionen sind schnelle Echtzeit-Verschlüsselung und integrierte Analytik. Letztere soll dabei helfen, Betrugsversuche bei Geschäftsvorgängen schnell aufzudecken.
Design-Studio in Böblingen eröffnet In Böblingen arbeiten seit September 2014 Designer und Entwickler gemeinsam nach der IBM Design Thinking Methode an Hard- und Softwaretechnologien des Unternehmens. Hier im Bild Phil Gilbert, General Manager IBM Design und Dirk Wittkopp, Geschäftsführer des IBM Forschungs- und Entwicklungszentrums in Böblingen, bei der Eröffnung des Design Studios.
Cloud-Offensive Im Jahr 2014 investierte IBM mehr als 1,2 Milliarden US-Dollar in den weiteren Ausbau ihres weltweiten Cloud-Angebotes. Damit können Kunden jetzt auf Cloud-Services zugreifen, die aus 40 lokalen Rechenzentren in 15 Ländern stammen. In Deutschland befindet sich das Cloud-Zentrum in Ehningen. IBM hat sich das Ziel gesetzt, mit ihren Cloud-Angeboten bis 2015 jährlich sieben Milliarden US-Dollar zu erwirtschaften. Dazu wurde 2013 der privat gehaltene IaaS-Spezialist SoftLayer übernommen.
Watson Analytics Der neue Cloud-Service Watson Analytics basiert auf der kognitiven Computing-Technologie IBM Watson. Nichttechnische Fachkräfte in Marketing, Vertrieb, Finanzen und Personal können damit direkt vom Desktop oder vom mobilen Endgerät über natürliche Sprache auf intelligente Analyse-Werkzeuge zugreifen.
Watson Mit dieser Maschine schlug die IBM in der US-Quiz-Show Jeopardy zwei menschliche Ratefüchse und bewies damit, wie weit die IBM auf dem Gebiet der entscheidungsunterstützenden Systeme fortgeschritten ist. IBM will die Watson zugrunde liegende Software künftig in ihren Business Intelligence Systemen zur Verfügung stellen. Früher nannte man das auch künstliche Intelligenz, aber der Begriff ist inzwischen aus der Mode gekommen. „Entscheidungsunterstütztend“ klingt auch nicht so gefährlich wie künstliche Intelligenz. Da fragt man sich schließlich sofort, wann die künstliche, die organische überholt hat.
Samual j. Palmisano Samual J. Palmisano stand der IBM seit 2002 vor. In seiner Amtszeit hat er die Company streng auf Servicekurs gehalten und gleichzeitig kräftig in Software investiert.
Louis V. Gerstner Louis V. Gerstner übernahm 1993 die Geschäfte vom glücklosen John Akers. Gerstner rettete die IBM. Er teilte sie nicht, wie von Akers geplant, in verschiedene Unternehmen auf, sondern suchte gerade aus dem breiten Portfolio der IBM neue Erfolge zu erzielen. Das schaffte er und richtete die IBM mit einem deutlichen Fokus auf das Servicegeschäft aus. Als er die Führung der IBM in die Hände seines Nachfolgers, Samual J. Palmisano, legte, hatte die IBM ihre existenzbedrohliche Krise längst überwunden. Außerdem war sie durch geschicktes Zugehen auf Partner, Kunden und Öffentlichkeit vom „bad guy“ der IT zum „good boy“ geworden, der sich glaubhaft für offene Standards einsetzte und sich für Opensource-Software einsetzte.
John F. Akers John F. Akers führte die IBM in die größte Krise ihrer Geschichte. Von seinem Vorgänger übernahm er 1985 ein kraftstrotzendes Unternehmen, das zu seiner Amtsaufgabe 1993 über fünf Milliarden Dollar Verluste machte und kurz vor seiner Zerschlagung stand.
John R. Opel John R. Opel überstand nur vier Jahre an der Spitze der IBM – von 1981 bis 1985.
Frank T. Cary Frank T. Cary besetzte den Chefsessel der IBM acht Jahre lang - von 1973 bis 1981. Trotz dieser gegenüber seinem Vorgänger vergleichsweise langen Verweildauer, kann selbst die IBM wenig Bemerkenswertes über ihn erzählen.
T. Vincent Learson T. Vincent Learson folgte als CEO und Chairman auf Thomas Watson Jr. Er führte die IBM vergleichsweise kurze eineinhalb Jahre von Juni 1971 bis Januar 1973.
Thomas J. Watson Jr. Watson Jr führte die IBM durch eine Phase stürmischen Wachstums. Unter seiner Ägide wurde aus der IBM nicht nur eine der zwölf größten Unternehmen der Welt, er führte sie auch ins eigentliche Computerzeitalter. Als er 1956 sein Amt antrat, zählte das Unternehmen 72500 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 892 Millionen Dollar. Als er 1971 abtrat, beschäftigte Big Blue 270000 Mitarbeiter und machte einen Umsatz von 8.3 Milliarden Dollar. Das Fortune Magazin nannte ihn laut IBM-Quellen sogar "den größten Kapitalisten, der je gelebt hat."
Thomas J. Watson Sr. Der 1874 geborene Watson wurde 1914 zunächst zum Generalbevollmächtigten und 1915 zum Präsidenten der Computing-Tabulating-Recording Company. Er benannte das Unternehmen 1924 in IBM um. Watsons provisionsbasierender Vertrag sicherte ihm fünf Prozent des Gewinns der IBM (nach Steuern). Das macht ihn später zum bestbezahlten Manager der USA. Watson galt als genialer Verkäufer und großer Mitivator. Er schreckte allerdings auch nicht vor unsauberen Methoden zurück, um die Konkurrenz zu bekämpfen. Das brachte der IBM bereits 1932 ihr erstes Anti-Trust-Verfahren ein. In einem Wikipedia-Beitrag ist genauer nachzulesen, was Watson für die IBM erreicht hat und wie er dabei vorgegangen ist. Er übergab die Führung des Unternehmens 1956 an seinen ältesten Sohn Thomas J. Watson Jr.
Deep Blue Im ersten Schachturnier (1996) zwischen Mensch (Weltmeister Garry Kasparov) und Computer gewann die Maschine nur ein Spiel von sechs . 1997 gewann Deep Blue das gesamte Turnier gegen Kasparov. Deep Blue basierte auf einer um Spezialhardware erweiterten IBM RS/6000 SP2. Das System konnte 200 Millionen Züge pro Sekunde berechnen oder 50 Milliarden Positionen innerhalb der drei Minuten, in denen ein Schachspieler in einem Turnier ziehen muss.
Think Pad Die Think Pad Laptopserie wurde 1992 vorgestellt. Sie galt als sehr robust, schlicht, aber schick designed und absolut verlässlich. An dem neuen Trackpoint-Device(der rote Knopf in der Mitte der Tastatur) schieden sich die Geister. Das Butterfly-Modell sorgte wegen seiner beim Aufklappen expandierenden Tastatur für Furore.
PS/1 Der PC wurde im Juni 1990 vorgestellt er stellt IBMs Versuch dar, im Endverbrauchermarkt wieder Fuß zu fassen. Der DOS-kompatible PS/1ließ sich als Rechner für den Privatgebrauch genauso einsetzen wie als Business-Rechner für einen Kleinbetrieb. Er basierte auf der 80286-Prozessortechnologie von Intel, klotzte mit 1 MB Hauptspeicher und wies ein internes Modem auf. Allerdings galten die ersten PS/1 Modelle wegen fehlender ISA-Erweiterungssteckplätze als nur schwer ausbaubar.
System 390 Es handelte sich um die Nachfolgeserie der IBM /370 und wurde 1990 vorgestellt. Die Rechnerfamilie bestand aus acht wassergekühlten und zehn luftgekühlten Mainframes, letzteres ein Novum in der IBM-Welt.
RS/6000 SP2 Nachdem sich die IBM-Nomenklatura lange gegen den Unix- und Workstationtrend gewehrt hatte, kam 1990 endlich der RISC-Rechner RS/60000 unter dem IBM-Unixderivat AIX auf den Markt – zunächst als Workstation, später auch als Server. Bezeichnend für die nachhaltige Macht der Mainframe-Fraktion innerhalb der IBM ist folgende Tatsache: IBM-Forscher hatten das sehr effiziente Reduced Instruction Set Computing bereits in den frühen 70ern entwickelt. Man zeigte 1975 sogar einen experimentellen RISC-Rechner, aber die Innovation wurde quasi totgeschwiegen.
AS/400 Die AS/400 stellte den teilweise erfolgreichen Versuch der IBM dar, das sogenannte Midrange-Geschäft wieder in den Griff zu bekommen. Als die AS/400 1988 auf den Markt kam, wurde sie als leicht bedienbare hochintegrierte Maschine für den Mittelstand positioniert. Gleichzeitig hatte die IBM weltweit Tausende Partner für das System gewonnen, die entsprechende Businss-Software für die AS/400 anboten. Damit war ein funktionierendes Ökosystem geschaffen, das die AS/400 enorm erfolgreich machte.
Personal Computer (IBM 5150) Im August 1981 stellte IBM den Personal Computer (IBM 5150) vor. Erstmals stammten die meisten Komponenten nicht von der IBM, vor allem die wichtigsten nicht, der Prozessor (8088) kam von Intel und das Betriebssystem (PC-DOS) von einem kleinen, 22 Mann starken Unternehmen – von Microsoft. IBM setzte auf verfügbare Komponenten weil sie schnell ein Pendant zu den Microcomputern brauchte, die erfolgreich verkauft wurde – das war vor allem der Apple II. Geplant war definitiv nicht, ein Standardsystem zu schaffen (IBM-kompatibel), an dem sich andere Hard- und Softwarehersteller orientieren konnten und das die Welt eroberte. So gesehen hat IBM unfreiwillig einen Milliarden-Markt eröffnet ohne selbst davon zu profitieren. Die Monopole von Microsoft und Intel haben ihren Ursprung in IBMs Produktinnovation.
System /34 Bereits 1977 kündigte die IBM das System /34 an, eine - verglichen mit dem Mainframe - preisewerte Maschine für die verteilte Datenverarbeitung. /34 stellt den ersten Ausflug der IBM in die sogenannte mittlere Datentechnik dar, in der sie trotz der Nachfolgesysteme /36, /38 und vor allem der AS/400 nie eine solche Dominanz gewann, wie im Mainframe-Geschäft. Der Erfolg dort war höchstwahrscheinlich auch der Grund für die durchwachsene Bilanz im mittleren Marktsegment. Die Mainframe-Befürworter sahen die Midrange-Maschinen als einen Angriff auf ihre Kundenbasis, den sie mit allem Mitteln versuchten abzuwehren.
IBM Datenbank DB/2 Das Konzept der relationalen Datenbank wird seit 1970 implementiert. In ihnen werden Informationen in leicht interpretierbaren Tabellen organisiert. Die Methode wurde in der IBM Datenbank DB/2 erstmals kommerziell verwendet.
IBM 1800 Das IBM im November 1964 eingeführte IBM 1800 Datenerfassungs- und Kontrollsystem verfügte über eine bahnbrechende Innovation: Ein Speichersystem, das 512 000 Worte pro magnetischer Speicherplatte speichern konnte. Außerdem hatte die 1800 steckbare Schaltkreise, die es Anwendern erlaubten, mit der Maschine Hunderte verschiedener Produktionsprozesse zu überwachen.
Solid Logic Technology (SLT) Der integrierte Schaltkreis wurde erstmals im System /360 eingesetzt. Die Schaltkreis-Module waren dichter gepackt, schneller und sie verbrauchten weniger Energie als Rechner, die auf Transistoren aufgebaut waren.
System /360 Der Name war Programm: Die Zahl 360 im Produktnamen stand für die 360 Grad eines Kreises, was wiederum als Hinweis auf die universelle Einsetzbarkeit dieses Systems zu verstehen ist. Das im April 1964 eingeführte System /360 stellte die erste Familie kompatibler Universalrechner dar. Das neue Prinzip der Kompatibilität bedeutete, dass die verschiedenen Rechner der Familie, die gleichen Prozessoren und das gleiche Betriebssystem nutzten und so Rechner ausgetauscht werden konnten, ohne wie früher notwendig, sämtliche Peripheriegeräte auszutauschen und sämtliche Programme neu zu schreiben. Für Anwenderunternehmen machte das die Computerei sehr viel billiger und nützlicher als früher. Aber es band sie auch sehr eng an die IBM, die diese Bindung vor allem für ihre Ziele ausnutzte. Schließlich konnten Kunden der IBM sich nur durch hohe zusätzliche Investitionen wieder von IBM-Equipment lösen. Die Einführung der /360 gilt noch heute als einer der bedeutendsten, wenn nicht als der wichtigste Meilenstein in der Entwicklung der IBM.
IBM 7090 Dieser 1959 eingeführte Großrechner war nicht mehr mit Röhren, sondern vollständig mit Transistoren ausgestattet. Mit der 7090 wurden die Mondflüge des Apollo-Programms simuliert. Der Rechner konnte 229000 Berechnungen pro Sekunde durchführen und kostet damals rund 2,9 Millionen Dollar oder 63500 Dollar Miete pro Monat.
NORC Der Naval Ordnance Research Calculator (NORC) wurde 1954 an die amerikanische Marine ausgeliefert. Er schaffte 15000 arithmetische Berechnungen pro Sekunde und galt damit als der schnellste Supercomputer seiner Zeit.
Lochkarten-Maschinen Diese Damen und Herrn bedienen elektrische Buchhaltungsmaschinen (frühe 50er Jahre). Die Maschinen auf der linken Seite (IBM 523 gang summary punch) konnte 80 Lochkarten in der Minute verarbeiten, die in der Mitte abgebildeten Hochgeschwindigkeits-Sortierer (IBM 82) brachten es auf eine "Prozessorgeschwindigkeit" von 650 Lochkarten pro Minute.
Elektrische Schreibmaschine Diese elektrische Schreibmaschine, Model 01 IBM Electric Typewriter kam 1935 auf den Markt. Sie wurde zur ersten erfolgreich verkauften Maschine ihrer Art. Bereits zwei Jahre vorher war die IBM in diesen Geschäftszweig eingestiegen und hatte die Produktionsstätten von Electromatic Tyopewriters Inc übernommen. Im folgenden Jahr steckte IBM die unerhörte Summe von einer Millionen Dollar in das Redisign des Models „Electromatic Typpewriter“ Ergebnis war Model 01 – trotz der vielen Entwicklungsdollars immer noch keine Schönheit, aber erfolgreich.
Lenovo-Deal wohl Ende 2014 abgeschlossen
Sie erwähnen den System-x-Verkauf an Lenovo: Wann wird der über die Bühne gegangen sein? Lenovo sagte, die Akquisition werde wohl Ende 2014 unter Dach und Fach sein.
Tom Rosamilia: Das erwarten wir auch. Wir arbeiten noch an einigen regulatorischen Anforderungen. Aber wir rechnen auch damit, dass die Akquisition bis zum Jahresende vollzogen sein wird.
Wie viele Mitarbeiter der IBM sind von dieser Transition betroffen?
Tom Rosamilia: Ungefähr 7.000 IBM-Beschäftigte werden an Lenovo übergehen. Die gesamte System-x-Geschäftseinheit wird als Ganzes zu Lenovo wechseln: das Management, der Vertrieb, das Marketing, die Produktionsmitarbeiter.
Was geschieht mit dem Service der System-x-Systeme?
Rosamilia: Der Service für wichtige Themen wird für die kommenden fünf Jahre von IBM für die Lenovo-Kunden erledigt. Die gleichen Leute, die bislang zum Kunden gekommen sind, wenn er Hilfe brauchte, werden dort auch nach Vollzug der Akquisition Service leisten.
Wie viele IBM-Mitarbeiter in Deutschland sind von dem System-x-Deal betroffen?
Tom Rosamilia: Wir veröffentlichen keine Mitarbeiterzahlen in den einzelnen Ländern.
Wird die Power-System-Division auch verkauft?
Die System-z-Umsätze, also die mit Mainframes, gingen um ein Prozent zurück. Die jetzt zu verkaufende System-x-Einheit erlitt einen Umsatzrückgang von drei Prozent. Die Power-Systems-Division, also die auf die Power-Prozessor-Plattform vereinheitlichten Unix-Server und ehemaligen AS/400-Maschinen, brachen um 28 Prozent ein. Wann wird Ihr Unternehmen einen Käufer für die Power-Systems-Division suchen?
Tom Rosamilia: Wir kommentieren Gerüchte und Vermutungen nicht. Aber eines möchte ich an dieser Stelle betonen: Ich bin jetzt sei 15 Monaten verantwortlich für das Systems-and-Technology-Geschäft. Wir haben in dieser Zeit verschiedene sehr wichtige Ankündigungen für unser Power-Systems-Geschäft gemacht: Wir haben zum einen eine Milliarde Dollar für Linux und andere Open Source-Technologien auf Power Systemen investiert. Der Unix-Markt nimmt zwar ab, ungefähr acht Prozent pro Jahr. Aber der Linux-Markt wächst. Im einstelligen Bereich, aber er wächst. Wir lassen in unserem Unix-Engagement nicht nach, aber wir haben unsere Investitionen und Aktivitäten rund um Linux verstärkt.
Wir haben ferner angekündigt, KVM auf Power Linux Server zu unterstützen (eine Kernel-basierte virtuelle Maschine, ein offener Industriestandard, Anm.d.Red.). Wir haben fünf Porting-Center für Power Systems Entwickler eröffnet, um den Weg für neue Anwendungen auf Linux zu ermöglichen. Zudem haben wir in der Folgezeit 160 Software-Group-Produkte vorgestellt, die auf Linux und der Power-Plattform laufen. Wir investieren eine Milliarde Dollar, um Linux auf der Power-Plattform voranzubringen. Und wir haben bereits im August des vergangenen Jahres die Open Power Foundation (OPF) angekündigt. Im Dezember 2013 wurde die OPF mit fünf Gründungsmitgliedern aus der Taufe gehoben - unter anderem mit Google. Mittlerweile sind es 43 Mitglieder und das Interesse ist unvermindert hoch. Im Juni 2014 haben wir zudem die POWER8-Server angekündigt, ein erstes Ergebnis der OpenPOWER Foundation und der erste Prozessor speziell für Big-Data-Analytics. In Summe kann man also sagen: Das Power-Systems-Geschäft hat sich signifikant verändert.
Die Probleme, die Sie für das zweite Quartal des Power-Systems-Geschäfts ansprechen, haben damit zu tun, dass wir bislang nur die neuen Low-end- beziehungsweise Scale-out-Produkte unseres Power-Businesses ausgeliefert haben. Der ganze Rest der Power-Familie wird in diesem Jahr erst noch präsentiert. Die Nagelprobe wird also später in diesem Jahr kommen mit der Transition von Power 7 zu Power 8.
Übrigens: Sie sprachen auch die Mainframe-Einheit an: Deren Umsatzrückgang von einem Prozent war für alle Marktbeobachter und Experten eine positive Überraschung.
Nutzen Cloud-Provider Mainframes?
Apropos Mainframes: IBM selbst fokussiert sich ja auch auf das Cloud-Geschäft. Wie groß ist das Interesse von Cloud-Providern, die großen Mainframe-Maschinen einzusetzen?
Tom Rosamilia: Es gibt in der Tat Managed-Service-Provider, die Mainframes nutzen, um Rechenkapazität an Third-Parties zur Verfügung zu stellen. Ein Beispiel ist die südafrikanische Firma BCX oder Business Connexion. Die bedienen praktisch ganz Afrika in Sektoren wie Bergbau, Einzelhandel oder Finanzdienstleistungen. Es gibt auch neue Anwender in New Jersey, die als Backup- und Disaster-Recovery-Zentren für einige Wallstreet-Unternehmen fungieren.
Sie sagen also, es gibt noch Neukunden für das Mainframe-Geschäft?
Tom Rosamilia: Ja. Sicherlich nicht zu Tausenden. Aber in den vergangenen 2,5 Jahren haben wir einige Hundert neue Mainframekunden hinzugewinnen können. Einige davon sind in den gerade besprochenen Feldern tätig. Bei anderen handelt es sich um Banken (verschiedener Größenordnungen) überall in der Welt. Sie sehen, dass große Banken ihre Kerngeschäfte auf Mainframes abwickeln. Die kleineren wollen dasselbe tun, während sie wachsen.
Wieviel Geld investiert IBM in Hardware?
Wieviel der Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die IBM investiert, fließen in Hardware? Und für welche Techniken in der Hardware?
Tom Rosamilia: IBM investiert ungefähr sechs Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Das sind grob sechs Milliarden Dollar pro Jahr. Etwa die Hälfte davon fließt in die Systems and Technology Group.
Wir werden in den kommenden fünf Jahren rund drei Milliarden Dollar investieren, um neue Chiptechnologien für Systeme zu entwickeln, die für Cloud, Big Data und Cognitive Computing notwendig sind. Wir denken, dass Strukturbreiten von 10 Nanometer möglich sind. Momentan basieren die Power-8-Systeme auf 22-Nanometer-Techniken. Die nächste Generation wird auf 14-Nanometer-Systemen basieren. Dann werden wir die Strukturbreiten der Chips auf zehn Nanometer reduzieren. Mit der Produktionstechnik, die wir jetzt nutzen, sind vielleicht sogar sieben Nanometer machbar. Dann wird es aber schwierig. Wir werden unsere Anstrengungen auf andere Techniken wie beispielsweise Quantencomputer richten müssen. Wir sehen das Ende der Silizium-Ära kommen. Die Technik wird es sicherlich noch ein paar Jahre geben, aber man kann ein Ende absehen.
Grundsätzlich gilt: Wir leben heute in der Big-Data-Ära. Da fallen exorbitante Datenmengen an. Bei jedem Telefonat, bei jedem Posting oder Tweet in sozialen Netzen, den Mengen von Sensoren in Autos, Fabriken oder zu Hause, produzieren wir unstrukturierte Daten. Und mit dem Internet of Things wächst die Datenflut ins Unermessliche. Damit man all diese Daten analysieren, auswerten und verwertbare Aussagen daraus ziehen kann, braucht man unsere Systeme. Systeme, die flexibel agieren können, auf denen man Analyse betreiben kann und die zudem Front- und Backoffice Systeme integrieren können, um Kundenbeziehungen perfekt auf- und ausbauen zu können.