Vier private iPads und sechs iPhones nimmt die Swiss Re pro Woche neu in ihr Unternehmens-Netz auf, seit das IT-Management sich Mitte 2010 zu einem "Bring Your Own Device"-Programm zusätzlich zu den Firmen-Blackberrys ausgewählter User durchgerungen hat. Und Norton Rose, eine weltweit agierende Kanzlei aus England, hat eine Basis-Plattform für das Mobility Device Management und die Mobile Security aufgebaut, die auf regionale Besonderheiten etwa bei Compliance abgestimmt werden kann.
Diese und zwei weitere Mobile-Strategien europäischer Firmen und Organisationen analysiert Nicholas McQuire von IDC in seinem Insight-Artikel "Best Practice in Deploying Enterprise Mobility: Key Lessons From Four European Case Studies". Er stellt fest: Der Druck auf IT-Entscheider, den Support privater Geräte zu übernehmen, steigt. Und damit erhöht sich rasant die Notwendigkeit einer Mobile Policy und eines ausgefeilten Security Managements.
Mobile Apps für iPhone, Android oder Blackberry auf der Roadmap
Auch wenn die meisten Firmen noch vor dem Roll-Out eigener Mobile Apps stehen, müssen sie eine Roadmap für Entwicklung und Einsatz dieser Business Apps entwickeln. IDC empfiehlt zudem, für den Aufbau von Mobile Device Management und Security externe Spezialisten ins Boot zu holen.
Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen die Mobile-Initiativen der Swiss Re, der 45.000 Mitarbeiter starken Stockholmer Stadtverwaltung, von Norton Rose und der niederländischen Umweltschutz-Organisation Naturmonumenten vor. Letztere muss nicht nur die eigenen Mitarbeiter versorgen, sondern auch die verschiedensten Geräte freiwilliger Unterstützer, die mit iOS, Android oder RIM unterwegs sind. Und nicht jeder darf mobil ins Internet.
Über 5000 der insgesamt rund 45.000 Mitarbeiter der Stadt Stockholm sind mit Smartphones und Tablets unterwegs - auf Basis von iOS und Android. Schon 2006 hat die schwedische Hauptstadt für E-Mails zudem schon Handys von Nokia und Sony Ericsson gekauft. Weil die IT der Behörden zu 95 Prozent ausgelagert ist, managen 25 Computer-Profis die Outsourcing-Verträge gemeinsam mit den mobilen Geräten der Mitarbeiter.
Stockholm: 30 eigene Business-Apps bis 2012
Nachdem immer mehr User mit ihren iPhones auf vertrauliche Verwaltungsdaten zugreifen wollen, gibt die Verwaltungsspitze auch zunehmend leichter Ressourcen für die Security frei. Im vergangenen August führte die Stadt eine Mobile-Device-Management-Lösung des Anbieters Mobile lron ein. Zu den Aufgaben gehören etwa Sourcing, Life-Cycle Management und Governance der Smartphones und Tablets.
Eine weitere Funktion: Eigene Business Apps für die mobilen Mitarbeiter aus den verschiedensten Abteilungen ausspielen und den Kollegen weitere hilfreiche Apps aus dem Apple App Store empfehlen. Schon bis Ende des Jahres will die Verwaltung 30 Apps für ihre verschiedensten Aufgaben entwickelt haben. Fotografieren mit GPS-Daten etwa soll Außendienst-Mitarbeitern die Arbeit erleichtern.
Natuurmonumenten: Mit User-Profilen Geld sparen
Der Siegeszug des iPhones zwang die gemeinnützige niederländische Umweltschutz-Organisation Natuurmonumenten zur Revision ihrer Mobil-Strategie. Immer mehr ihrer 3000 Freiwilligen und 650 Mitarbeiter brachten andere Smartphones als die Blackberrys und Windows-Phone-6-Geräte mit, die seit einiger Zeit im Einsatz waren.
Mit einer Roadmap arbeitet die Organisation daran, künftig allen Angestellten und Volunteers die Nutzung der eigenen Devices zu ermöglichen - also: Bring Your Own Device. User bekommen Profile, je nach Funktionsbedarf. Außendienst-Kollegen, die häufig auf interne Daten zugreifen müssen, werden "Heavy Data Users", ihre Manager bekommen nur Zugriff auf E-Mail und Personal Information Managers (PIM), also Programme zur Termin- und Kontaktverwaltung. Und es gibt Kollegen, die tatsächlich nur telefonieren müssen und gar keinen mobilen Internet-Zugang bekommen. Denn für eine Non-Profit-Organisation sind Datenverbindungen ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor.
Auch die Swiss Re startete im Sommer 2010 ein "Bring Your Own Device"-Programm, aber streng limitiert: Es gilt nur für iOS-Systeme, die Verschlüsselung erlauben - also ab iPhone 3GS aufwärts. Android war dem Rückversicherer bei der Einführung zu unsicher. Bis dato waren nur Blackberrys nach Funktion und Position eines Mitarbeiters bei dem Rückversicherer ausgegeben worden.
Swiss Re hält Android für unsicher - nur iOS für BYOD erlaubt
Mit einem Dienstleister baute die Swiss Re eine Security-Infrastruktur auf, die das Ausliefern von Zertifikaten erlaubt, Jailbreak-Entdeckung und Policy Enforcement auf der Ebene des Betriebssystems. Mit User Agreements setzt das Unternehmen Compliance-Richtlinien durch.
BYOD-User können unbegrenzt eigene Apps installieren, die aber überwacht werden. Die Swiss Re stellt zudem einige wenige Unternehmens-Apps zur Verfügung sowie Zugang zu E-Mail/PIM. Nach der Einführung von Lösungen für Security und Device Management baut das Unternehmen nun auch eine Roadmap für Mobile Apps - eine Reaktion darauf, dass iPads sich im Firmeneinsatz als hilfreich erwiesen haben.
Norton Rose baut regionale Compliance-Unterschiede ein
Mit Niederlassungen auf fast allen Kontinenten bedurfte es bei der britischen Anwalts-Kanzlei Norton Rose einer globalen Mobil-Strategie. Anwälte verbringen immer mehr Zeit bei Kunden, arbeiten auch von unterwegs. Bisher setzte das Unternehmen auf Blackberrys und ihre Sicherung über den Blackberry Exchange Server, zunehmend wichtiger wurden aber die privaten Apple-Geräte der Mitarbeiter.
Heute kann die Arbeitsumgebung auf all diese Devices gebracht werden. Für das Management baute Norton Rose eine Basis-Plattform auf, auf der zum Beispiel Policies nach regionalen Compliance-Standards spezifiziert werden können.