Rezession, Finanz- und Eurokrise verhehlen in ganz Westeuropa nicht ihre Wirkung. Deutschland scheint zwar weniger betroffen als die anderen EU-Staaten, dennoch stehen auch hier weitere Budgetkürzungen der öffentlichen Haushalte an. Und „Reform“ ist oft nur noch ein Synonym für ein Zurückfahren staatlicher Leistungen – nicht zuletzt im Gesundheitswesen.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie "Western Europe: Hospital Sector, Business Solution Investment Trends Survey – How Hospitals Will Invest in 2013“. IDC Health Insights hat hierzu 158 IT-Leiter und weitere Verantwortliche im Gesundheitswesen in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien befragt. Überall hätten die Regierungen Ausgaben für das Gesundheitswesen zusammengestrichen, nicht zuletzt deswegen, weil dieser Bereich einen der größten Budgetposten ausmacht.
In direkter Konsequenz geht davon – so IDC Health Insights – ein starker Druck auf Krankenhäuser und sonstige Institutionen des Gesundheitswesens aus, ihre Effizienz und Produktivität zu überprüfen, um zumindest die gegebenen Standards halten zu können. Silvia Piai, EMEA Research Manager bei IDC, führt dazu aus: "Es ist sicherlich keine leichte Aufgabe, in den Zeiten knapper Ressourcen die Aufgaben der IT-Abteilung entsprechend den langfristigen geschäftlichen Zielen in gewohnter Weise durchzuführen.“
Mehr Interoperabilität notwendig
Die Zukunft der Krankenhäuser hängt aber laut Piai gerade davon ab, nicht nur den Status quo aufrecht zu erhalten, sondern nach vorne zu blicken und für neue Kommunikationsformen und für mehr Interoperabilität auf der technischen Ebene zu sorgen. Die CIOs der Krankenhäuser müssten darüber hinaus die Skalierbarkeit der IT-Infrastruktur im Auge behalten: "Nur den laufenden Betrieb zu gewährleisten, wird letztlich zu weiteren Budgetkürzungen führen.“
Dass viele Krankenhäuser unter einem enormen Sparzwang stehen, zeigt zum Beispiel der Anstieg der ambulant vorgenommenen Operationen, die in Deutschland letztes Jahr um 30 Prozent zugenommen haben. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) warnt sogar "vor einem Zusammenbruch der Grundversorgung“ in Deutschland.
Trotz Budgetkürzungen sind neue Investitionen nötig
IDC Health Insights kommt in der Studie zu folgenden weiteren Ergebnissen:
1. Gegenwärtig haben die IT-Abteilungen der Krankenhäuser vor allem mit neuen gesetzlichen und Compliance-Anforderungen zu kämpfen. Gleichzeitig werden Change Management und Governance häufig unterschätzt, was die Fähigkeiten zu angemessenem Risk Management untergräbt.
2. Kosten fallen vor allem beim laufenden Betrieb an, was zu Lasten von notwendigen Investitionen im Bereich von Business-Software geht. Relativ viel werde bereits für E-Procurement, Business Intelligence (BI) und Big Data / Analytics ausgegeben. Die IT-Systeme zu konsolidieren – zum Beispiel durch Virtualisierung –, ist von vielen IT-Abteilungen erkannt worden. Es fehlt aber häufig noch an der Umsetzung.
3. KIS-Anwendungen stehen ganz weit oben auf der Agenda der CIOs, während für Collaboration mit anderen Krankenhäusern und Gesundheitsorganisationen noch nicht so viel ausgegeben werde. Wer sich für Collaboration interessiert, ist laut Studie auch offen für SaaS-Investitionen (Software-as-a-Service). Bei KIS- und PACS-Lösungen (Picture Archiving and Communication System) sieht man die Problematik, proprietäre Systeme einzusetzen. Ein Ausweg wäre, Standard-Software von SAP einzusetzen, die über Schnittstellen auch KIS und PACS einbinden kann.
4. Investitionsprioritäten liegen häufig im Bereich von Datenschutz, der für viele Patienten wichtig ist, da sie einen Missbrauch sensibler Informationen befürchten. Backup, Archivierung und Security werden ebenfalls an vorderer Stelle genannt, wenn es um Investitionen geht.