Industrie 4.0, Internet der Dinge, M2M - neue Schlagworte versprechen neue Geschäftsmodelle. Derzeit aber haben sich noch nicht einmal Definitionen etabliert. Die Analysten von IDC, Frankfurt/M., klären zumindest teilweise auf. Sie haben den M2M-Markt in Deutschland in den Jahren 2012 bis 2017 analysiert, es geht dabei um die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation auf Basis von Mobilfunkverbindungen (also z.B. ohne Bluetooth). Fazit: Das Segment wächst, allerdings stärker nach Menge als nach Wert. M2M wird für die Anwender also billiger.
Nach den Zahlen von IDC wurden in Deutschland im vergangenen Jahr 8,5 Millionen mobile Funkverbindungen für die M2M-Kommunikation abgesetzt. 2017 werden es 23 Millionen sein. Das entspricht einem jährlichen Mengen-Wachstum von 28 Prozent. 2013 haben die Anbieter rund 208 Millionen Euro erwirtschaftet, für 2017 rechnet IDC mit 425 Millionen. Das wäre ein jährliches Umatz-Plus von 19 Prozent.
2 Treiber: E-Call und Smart Meter
IDC-Analyst Mark Alexander Schulte nennt zwei Impulse für den Markt: E-Call und Smart Meter. Beide kommen nicht zuletzt von der EU. Der sogenannte E-Call umschreibt ein Notruf-System für Autos. Das System soll sicherstellen, dass nach einem Unfall ein Notruf auch dann erfolgt, wenn der Fahrer das Bewusstsein verloren hat. Vermutlich ab Herbst 2015 will die Europäische Kommission dies verpflichtend in Neuwagen einführen.
Der Begriff Smart Meter steht für intelligente Zähler, die es Kunden ermöglichen sollen, ihren Energieverbrauch zu steuern. Eine der Grundlagen für Smart Metering ist eine Europäische Richtlinie zu Energieeffizienz und Energiedienstleistungen.
Weitere Wachstumsfaktoren für den M2M-Markt sieht Schulte im fortschreitenden Ausbau des LTE-Breitbandnetzes in Deutschland und in den sinkenden Preisen für Hardware-Komponenten und Datendiensten. Außerdem wirken sich die mobile Verfügbarkeit von Cloud-basierten Anwendungen und ausgereifteren Analysetools positiv aus.
Deutsche Anbieter halten gut ein Fünftel des westeuropäischen Marktes
Auf dem deutschen Markt dominieren die bekannten Telko-Größen wie Telekom, Vodafone und Telefonica/o2. Dass die guten Perspektiven für M2M Interesse bei Unternehmen jenseits der Mobilfunkbranche wecken, ist für Schulte gewiss. Im westeuropäischen Vergleich sind die Deutschen stark, sie halten aktuell einen Marktanteil von gut 22 Prozent. 2017 werden es 24 Prozent sein, schätzt der Analyst. Zum Verständnis: Westeuropa umfasst für IDC Österreich, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und Großbritannien.
Schulte weiß, dass es sich bei diesem Feld um Neuland handelt. Bettina Horster, Direktorin Mobile im Eco (Verband der deutschen Internetwirtschaft), führt das so aus: "Es gibt ein beinahe unendliches Spektrum an neuen Geschäftsideen zum M2M-Themenkomplex. Aber fast ebenso groß ist offenbar die Ungewissheit, welche Geschäftsmodelle eigentlich funktionieren - und welche nicht". Nichtsdestoweniger ist Horster davon überzeugt, dass sich die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation "mit raschen Schritten vom Hypertrend zu einem wachsenden Markt" entwickelt.
Die 5 Bestandteile der Internet-4.0-Pyramide
Eng mit M2M sind die Themen Internet der Dinge und Industrie 4.0 verbunden. Für IDC umfasst das Internet der Dinge fünf Bestandteile, die man sich wie eine Pyramide vorstellen kann.
Basis sind intelligente Systeme, die mit Sensoren arbeiten.
Auf ihnen baut die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation auf (Connectivity als zweite Komponente).
Darüber liegen die Plattformen zum Management von Geräten und Anwendungen (dritte Komponente).
Auf diesen Plattformen betrieben Unternehmen Analytics und Social Business (vierte Komponente).
An der Spitze dieser Pyramide stehen dann die Branchen- oder Unternehmensspezifischen Anwendungen.
International spricht man von Smart Manufacturing
Innovative Geschäftsmodelle auf Basis des Internets der Dinge und der M2M-Kommunikation können aus IDC-Sicht durch einen Zusammenschluss aus Hardware- und Software-Hersteller, Mobilfunkanbieter und Systemintegrator vorangetrieben werden. Schulte geht davon aus, dass sich solche Cluster künftig um bestimmte Branchen herum bilden. Fertigungsindustrie und Automotive sind Beispiele für Industriezweige mit steigendem Bedarf.
"Der Begriff Industrie 4.0 ist übrigens ein deutscher Begriff", sagt Schulte. Die internationale Übersetzung wäre dann beispielsweise "smart Manufacturing".