Bis zum Jahr 2016 prognostizieren die Analysten von IDC, dass unter den großen europäischen Ländern lediglich in Deutschland die Ausgaben für IT im Gesundheitswesen weiter ansteigen werden: Pro Jahr sollen es durchschnittlich 4,3 Prozent sein. Für Großbritannien wird ein Sinken vorher gesagt, während man in den anderen Ländern ansonsten nur ein leichtes Wachstum oder eine Stagnation erwartet.
Insgesamt sieht IDC in dem Zeitraum von 2011 bis 2016 ein Wachstum der IT-Investitionen in Europa von 13,3 Milliarden Dollar (2011) auf 14,9 Milliarden Dollar. Dieses Wachstum fällt niedriger aus, als es IDC in früheren Prognosen erwartet hatte.
Der IDC-Report "Western European Healthcare Providers Spending Forecast, 2011 – 2016" zeigt auf, dass das Wachstum vor allem durch die Ausgaben für Software getrieben wird (jährlicher Anstieg von durchschnittlich 5 Prozent). Für die Ausgaben bei Hardware und IT-Services wird nur ein bescheidener Anstieg von jeweils 1,7 und 1,5 Prozent geschätzt.
Privater Gesundheitssektor investiert weniger
IDC sieht darüber hinaus im öffentlichen Gesundheitssektor trotz der bestehenden Budgetbeschränkungen ein etwas stärkeres Wachstum als im privat finanzierten Gesundheitsbereich. Dort würden sich die Auswirkungen der Finanzkrise und des allgemeinen rezessiven wirtschaftlichen Klimas deutlicher zeigen. Insgesamt sei spürbar, dass sich die europäischen Staaten – insbesondere jene in Südeuropa – in einer krisenhaften Situation befänden. Permanente Kostenkürzungen auf staatlicher Seite und geringere private Ausgaben tangieren demnach auch das Gesundheitswesen.
Silvia Piai, EMEA Research Manager bei IDC Health Insights, ist der Ansicht, dass die IT-Budgets weiter unter Druck bleiben werden: "Neue IT-Investitionen werden sehr genau geprüft werden. Dabei ist es nötig, die Kosten für die traditionell zersplitterte Software-Landschaft in der Healthcare-IT in den Griff zu bekommen. IT-Manager und CIOs müssen herausfinden, wo und wie sie rationalisieren können."
Der Widerspruch von investieren und sparen
Für viele sei es verlockend, dafür den Einsatz neuer Technologien wie Cloud Computing, Social Media, mobile Geräte und Applikationen oder Big Data/Analytics in Betracht zu ziehen. Doch alle diese Entwicklungen, die von den Herstellern mit viel Marketingaufwand angepriesen werden, sind nicht gerade billig. Der klassische Widerspruch bei vielen IT-Investitionen zeigt sich auch hier: Erst Geld ausgeben, um dann anschließend sparen zu können.
Die Notwendigkeit für erhöhte Ausgaben in der Healthcare-IT ist zweifelsohne vorhanden, doch angesichts niedriger Budgets in den Krankenhäusern und einem allgemeinen Trend zum Einsparen staatlicher Leistungen sieht es mit der Umsetzung in Europa eher düster aus.
Positives Zeichen
Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 15. Januar 2013 berichtete, ist die Situation in Deutschland eindeutig anders: "Erstmals seit fünf Jahren hat der deutsche Staat im vergangenen Jahr einen Überschuss erzielt. Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherung nahmen zusammen 2,2 Milliarden Euro mehr ein als sie ausgaben." Das ist auch für die Healthcare-IT hierzulande ein positives Signal.