In der Studie "The changing role of IT leadership: CIO perspectives for 2016" konkretisiert das Analystenhaus IDC, was Transformation für IT-Chefs heißt. Das Papier basiert auf Angaben von rund 150 US-CIOs und etwa 300 US-Managern aus der Linie.
Die Befragung dieser zwei unterschiedlichen Gruppen zeigt, welche Diskrepanzen über die Vorstellungen von IT bestehen. IDCs Einschätzung liest sich insgesamt pessimistisch: Die Analysten schreiben, dass viele CIOs der Entwicklung hinterher rennen, statt ihr voranzugehen.
IDC weist IT-Chefs drei große Aufgabenfelder zu:
1. Sie müssen sich von der operationellen IT weg zu Business-orientierten Services bewegen,
2. durch Innovation und Integration die Transformation des Unternehmens leiten und
3. eine neue Partnerschaft zwischen IT und Business schaffen.
Den letzten Punkt sollten CIOs jetzt in diesem Jahr angehen, rät IDC. Konkret sehen die Analysten IT-Chefs in der Pflicht, dem Business das innovative Potenzial der IT zu erklären und abteilungsübergreifende Teams zu bilden. Es gehört zur neuen CIO-Rolle, als Business Service Manager und Chief Innovation Manager zu agieren. Geht es nach IDC, übernehmen IT-Chefs eine führende Rolle als Change Manager im Unternehmen.
Gleichzeitig aber macht eben diese Studie deutlich, wie unterschiedlich CIOs einerseits und Manager aus der Linie andererseits die IT einordnen. Beide Gruppen wurden getrennt voneinander gefragt, was die IT zur Verbesserung der Beziehung zwischen IT und Business beigetragen hat. 35 Prozent der CIOs nennen hier zunächst einmal die Optimierung der IT Governance - was jedoch nur 25 Prozent der Linienmanager anerkennen. Andersrum wissen 35 Prozent der Linienmanager zu schätzen, dass sich die IT mit den Fachbereichen über die Priorisierung von Projekten austauscht. Das ist wiederum nur 31 Prozent der CIOs bewusst.
Die Studie reißt an diesem Punkt kurz das Thema Schatten-IT an. Die IT helfe dem Business, erforderlichenfalls technologischen Support von außen einzukaufen, betonen 25 Prozent der CIOs. Dem stimmen aber nur 16 Prozent der Linienmanager zu.
Immerhin: bei einer weiteren Frage stellt IDC mehr Übereinstimmungen fest. CIOs wie Linienmanager sollten die gegenseitige Beziehung charakterisieren. Beide Seiten geben an, sich zu koordinieren und damit eine Brücke zu bauen (CIOs: 37 Prozent/LOB: 35 Prozent). Von einer effektiven Partnerschaft sprechen 27 Prozent der CIOs und 25 Prozent der Linienmanager.
Jeder vierte Linienmanager beklagt Parallelwelten
Andererseits klagen 24 Prozent der Linienmanager noch immer über Parallelwelten ohne gegenseitige Abstimmung. Unter den CIOs sind es nur acht Prozent. Und während 26 Prozent der CIOs eine Innovationspartnerschaft sehen, erkennen diese nur elf Prozent der Linienmanager.
Bis also der CIO die von IDC geforderteRolle eines Chief Innovation Officers und Change Managers übernehmen kann, dürfte noch einiges zu tun sein. Die Analysten vergessen nicht den Hinweis auf Personalknappheit - ein Thema, um das sich der CIO zusätzlich kümmern müsse.
"Incorporate" neue Skills, Technologien und Kultur
Drei große Schlagworte findet IDC für die Perspektive eines CIO in den kommenden Jahren: Innovate, Integrate und Incorporate. Dabei bezieht sich das "Incorporate" nicht nur auf neue Skills und Technologien, sondern auch eine neue Kultur.
Den CIO sehen die Analysten nicht nur in einer Doppelrolle als betriebswirtschaftlich denkenden Informatiker oder technologieaffinen Betriebswirt. Sondern in einer Dreifachrolle. Er bleibt der operationelle IT-Chef, der den Betrieb am Laufen hält, dabei aber stets einen Blick auf die Kosten hat. Zudem ist er der Business Service Manager, der Agilität ermöglicht, und der Chief Innovation Officer, der Innovation nicht um ihrer selbst willen begreift, sondern für das Geschäftsmodell des Unternehmens nutzbar macht.
In welcher dieser Rollen der einzelne IT-Entscheider seinen Schwerpunkt sieht, zeigt sich an seinen konkreten Zielen für das neue Jahr. So wird der eine mehr an Themen wie Geschäftsstrategie/Technologie-Strategie arbeiten, der andere am Verständnis der Endkunden seines Unternehmens. Aspekte wie Agilität oder Leitung der digitalen Transformation berühren aber alle IT-Entscheider.