Roland Berger, Gründer der gleichnamigen Unternehmensberatung und langjähriger Politikberater, kritisiert die wirtschaftspolitische Bilanz von Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Sie hat einfach das Know-how nicht", sagte Berger in einem Interview des manager magazins.
Der Kanzlerin fehle eine klare Vision. Sie habe zwar die Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft verstanden, aber "je nach Bedarf" mal den sozialen, mal den marktwirtschaftlichen Teil in den Vordergrund geschoben. Und, kritisiert der Consultant, sie habe sich "von Emotionen leiten lassen".
Halsbrecherisch in den Atomausstieg gestolpert
Als Beispiel zitiert Berger den Atomausstieg. Erst habe sie die unter rot-grüner Regierung verfügte Abkehr von der Kernkraft rückgängig gemacht, dann, "nach ein paar Fernsehsendungen über Fukushima", sei sie "in einen halsbrecherischen Atomausstieg gestolpert", der mit niemandem abgesprochen gewesen sei: weder mit den europäischen Partnern noch mit den betroffenen Konzernen. Berger: "Der Ausstieg unter Gerhard Schröder war mit allen ausgehandelt und hätte niemals zu den Fastpleiten von Eon oder RWE geführt."
Der Berater lobte Merkel für ihre Leistung als Krisenmanagerin. Sie habe sich weltweit "einen exzellenten Ruf" erworben "als starke Frau, die ein starkes Deutschland regiert".
Berger, der schon als Student Unternehmen gegründet hat, hält die hierzulande aufgekommene Gründeraktivität nicht für ausreichend. Deutschland hänge gegenüber anderen Ländern zurück. Hier herrsche keine Kultur, die Leute dazu treibe, "Geld, Know-how und Nerven zu investieren, mit der Absicht, Milliardär zu werden". (rs)