Foto: endostock - Fotolia.com
Sie sitzen mit Vorliebe in abgedunkelten Zimmern vor riesigen Bildschirmen, bestellen Pizza und trinken Cola; zu Mitmenschen nehmen sie nur Kontakt auf, wenn es sich überhaupt nicht vermeiden lässt.
So weit die Klischeevorstellung von Programmierern und anderen IT-Experten. Es stellt sich die Frage, woher dieses Bild stammt, denn mit der Realität hat es herzlich wenig zu tun. Im Gegenteil: Auf die angeblichen Freiheiten, die mit der Arbeit daheim verbunden sind, verzichten die meisten Computerworker gerne.
Mehrheit geht lieber ins Büro
Stattdessen geht der überwiegende Teil von ihnen lieber ins Büro und pflegt den Kontakt zu Kollegen. Dieses Ergebnis einer neuen US-Studie bestätigen auch HR-Experten aus Australien und Deutschland.
Aktuell hatten die Personalberater von Robert Half Technology 3300 IT-Experten in den USA dazu befragt, welchen Einfluss die Frage, ob Telearbeit möglich ist, auf die Auswahl des Arbeitgebers hat und ob sie generell lieber daheim oder im Büro arbeiten möchten.
Der Arbeitsweg ist überall unbeliebt
Die wichtigsten Erkenntnisse: Drei Viertel der Befragten sagen zwar, die theoretische Möglichkeit, auch von zu Hause arbeiten zu können, sei bei der Wahl eines neuen Arbeitgebers ein wichtiger Aspekt - unter anderen.
Foto: Fotolia, Yuri Arcurs
Auf der anderen Seite äußern aber ebenfalls drei Viertel der Befragten, sie möchten prinzipiell lieber im Büro als daheim arbeiten. Wichtigste Begründung ist, dass sie die Kollegialität und den persönlichen Kontakt zu anderen Mitarbeitern schätzen.
Wer dagegen lieber daheim arbeitet, wünscht sich das deshalb, weil er glaubt, so durch mehr Konzentration produktiver zu sein. An Heimarbeit wird außerdem geschätzt, dass dadurch das Pendeln wegfällt.
Interessant ist, dass diese Büro-Sehnsucht von IT-lern keine US-Spezialität ist. Im vergangenen Jahr gab es eine ähnliche Umfrage unter 1000 IT-Profis in Australien. 31 Prozent von ihnen gaben an, dass sie glauben, im Büro deutlich produktiver zu sein, lediglich 14 Prozent dagegen sagten, sie arbeiteten zu Hause besser.
Durchgeführt hatte diese Untersuchung die australische Recruiting-Firma Ambitions. Deren Chef, Andrew Cross, zu den Ergebnissen: "Viele IT-ler wollen auch deshalb ins Büro, um sichtbar zu sein. Sie haben das Gefühl, ihre Leistungen werden zu wenig gewürdigt, wenn sie zu Hause allein vor sich hin werkeln."
Erfolge mit Kollegen feiern
Foto:
Nicht anders sehen das IT-ler bei uns. Christian Umbs, Director Robert Half Technology in Deutschland: "In der Tat sind der soziale Faktor und die Kollegen im Job sehr wichtig. Denn Erfolge feiert man am liebsten im Team und nicht alleine zuhause. Gleichzeitig kommuniziert man über seine Leistung und kann damit die eigene Karriere voranbringen."
Nach Ansicht von Umbs legen außerdem gerade in Deutschland viele Arbeitnehmer Wert auf die Trennung von Privatem und Beruf. Für Teleworker sei das aber schwierig. Deshalb will auch in Deutschland die Mehrheit lieber ins Büro:
"Die Ergebnisse der US-Studie unserer Kollegen decken sich größtenteils mit eigenen Erfahrungen. Bei nur etwa einem Viertel der Bewerber im IT-Umfeld ist die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, ein wichtiges oder sogar das entscheidende Kriterium bei der Jobannahme."
Gründe seien in diesem Fall die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder ein bereits genutzter Telearbeitsplatz. Und, auch hier unterscheiden sich Amerikaner und Deutsche nicht: Je weiter der Anfahrtsweg zum neuen Arbeitgeber ist, desto wichtiger ist die Home-Office-Option. "Dass man aber produktiver zu Hause arbeiten kann, wird von Bewerbern, die wir vermitteln, interessanterweise nicht genannt," sagt Christian Umbs.