Die Washington Post berichtete letzte Woche der Software-Riese setze auf massives Lobbying, um den Einsatz von Open-Source-Software beim US-Verteidigungsministerium zurück zu drängen. Der Einsatz freier Software bedrohe die nationale Sicherheit und das geistige Eigentum, zitierte das Blatt das Unternehmen.
Die Argumente von Microsoft sind nicht neu, lassen sich aber nach wie vor kaum vermitteln.
Sowohl vor der Entscheidung des deutschen Bundestags für Linux auf seinen Servern als auch vor kurzem in Peru hatten die Redmonder auf die Gefährdung der nationalen Sicherheit durch den Einsatz freier Software verwiesen. Da der Code offen liege, könne jedermann darin nach Fehlern suchen, um sie auszunutzen. In beiden Fällen schlossen sich die Verantwortlichen der Argumentation Microsofts nicht an.
Verständlich wird die Position des Softwaregiganten möglicherweise durch eine Äußerung von Vorstandsmitglied Jim Allchin in der noch laufenden Verhandlung um mögliche kartellrechtliche Auflagen für Microsoft. Bei seiner Befragung räumte Allchin ein, dass die Offenlegung eigener fehlerhafter Programm-Codes deren Anwender in Bedrängnis bringen könnte (S. 6453 des Befragungsprotokolls ).
Dieses Microsoft-spezifische Problem lässt sich jedoch auf freie Software nicht übertragen. Zwar ermutigt der offen liegende Quelltext zur Fehlersuche, doch die dient hauptsächlich der Verbesserung - mit dem Resultat, dass freie Software mittlerweile als deutlich sicherer gilt, als die kommerziellen Pendants.
Was das Unternehmen unter der Bedrohung des geistigen Eigentums versteht, machte es vor kurzem am Beispiel Samba deutlich. Mit der gleichnamigen Software-Suite können Windows-PCs Datei- und Druckdienste über einen Unix-Server in Anspruch nehmen. Der Kommunikation zwischen Windows-Clients und Servern liegt das Protokoll CIFS (Common Internet File System) zugrunde. Microsoft hat den Code dazu mittlerweile veröffentlicht, aber mit einer speziellen Lizenz versehen. Diese untersagt es explizit, daraus entwickelte Software unter eine Lizenz zu stellen, die eine Offenlegung des Codes verlangt. Der Washington Post zufolge sieht Microsoft den Kardinalfehler solcher Lizenzen darin, dass sich mit ihnen kein Geld verdienen lässt.
Die Samba-Entwickler beantworteten Microsofts Schachzug übrigens mit einem Schulterzucken . Das Unternehmen hätte nichts veröffentlicht, was ihnen nicht bereits bekannt gewesen sei. Zudem sei die Suite durch die Analyse der tatsächlich übermittelten CIFS-Datenpakete entstanden, ohne Blick auf die spärliche Dokumentation.
Mit seiner Argumentation hat sich Microsoft nun auch beim US-Verteidigungsministerium nicht durchsetzen können. Im Gegenteil: Eine Studie empfiehlt der Regierungsbehörde, die Nutzung von Open-Source-Software noch auszuweiten, denn die sei häufig sicherer und billiger.