Immer wieder gab es in den vergangenen Monaten Meldungen darüber, dass die deutschen Arbeitnehmer sich krank in die Arbeit schleppen. Bei einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes gaben etwa acht von zehn Befragten an, dass sie im vergangenen Jahr mindestens einmal krank am Arbeitsplatz erschienen sind.
Eine neue Studie des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen zeigt nun: Das eine heißt nicht automatisch, dass dadurch der Krankenstand in den Unternehmen sinkt. Seit 2007 steigen die krankheitsbedingten Fehlzeiten leicht, aber kontinuierlich an, heißt es in der Studie.
Der Verband erfasst und analysiert jährlich die gesundheitlichen Befunde von rund 6,5 Millionen Beschäftigen. Das sind die Daten jedes vierten Beschäftigten in Deutschland, die repräsentativ für das Krankheitsgeschehen in der Arbeitswelt stehen sollen.
Von Januar bis Oktober 2009 lag der Krankenstand in Deutschland bei vier Prozent und damit um 0,2 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Im gesamten Jahr 2008 fehlten Arbeitnehmer im Durchschnitt an 13,4 Tagen krankheitsbedingt. Das ist zum zweiten Mal in folge ein Anstieg des Krankenstandes.
Überdurchschnittlich mehr psychische Erkrankungen bei Führungskräften
Im Durchschnitt heißt, dass natürlich nicht jeder Beschäftigte 13,4 Tage wegen Krankheit nicht zur Arbeit erschienen ist. Jede dritte Arbeitsunfähige war bereits nach drei Tagen beendet, weitere 30 Prozent nach maximal einer Woche. Obwohl krankheitsbedingte Fehlzeiten von mehr als sechs Wochen nur vier Prozent der Krankschreibungen ausmachen, verursachten sie fast 45 Prozent der Krankentage.
Es gibt vier Hauptgründe für eine Krankschreibung. Am häufigsten fehlen Arbeitnehmer wegen Muskel- und Skelett-Erkrankungen (26,3 Prozent). Danach folgen Atemwegserkrankungen (15,7 Prozent) und Verletzungen beziehungsweise Vergiftungen (14,1 Prozent).
Die viertgrößte Krankheitsgruppe sind psychische Erkrankungen (zehn Prozent). 1976 machten sie nur zwei Prozent der Krankschreibungen aus. Laut BKK Bundesverband liegt die Zunahme dieser Erkrankungen auch an verstärkter Diagnostik und Dokumentation durch die behandelnden Ärzte. Zudem würden neuere Erkrankungen wie das Burnout-Syndrom in den Vordergrund rücken.
Führungskräfte im Management und Ingenieure fehlen krankheitsbedingt mit ein bis zwei Wochen im Jahr seltener als die übrigen Arbeitnehmer. Psychische Erkrankungen nehmen bei Führungskräften noch stärker zu, als sie es in Deutschland durchschnittlich tun.
Die Studie zu Krankenständen in Deutschland stammt vom Bundesverband deutscher Betriebskrankenkassen. Das Material stammt aus dem BKK Report "Gesundheit in Zeiten der Krise". Er wird seit 1976 regelmäßig veröffentlicht.