Wie sich soziale Netzwerke auf unser Sozialleben auswirken, ist umstritten. Für die einen ist klar, dass Facebook und Co. uns zu Einsiedlern machen, die sich hinter ihren mobilen Geräten verkriechen. Andere glauben, dass sich unser Umgang mit sozialen Netzwerken durchaus positiv auswirken könnte. Das amerikanische Pew Research Center hat nun untersucht, wie sich die Nutzung sozialer Netzwerke auf Eigenschaften wie Vertrauen, soziale Unterstützung und politisches Engagement auswirkt.
Bei den amerikanischen Befragten hat sich die Anzahl der Nutzer sozialer Netzwerke seit 2008 fast verdoppelt. 59 Prozent der Internetnutzer sind bei mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet. Das Durchschnittsalter der in sozialen Netzwerken Angemeldeten ist von 33 auf 38 Jahre gestiegen. Mehr als die Hälfte - 56 Prozent - der Personen in sozialen Netzwerken sind weiblich.
Mit großem Abstand dominiert Facebook die Rangliste sozialer Netzwerke. 92 Prozent der Befragten haben dort einen Account, bei MySpace sind es 29 Prozent und bei Linkedin 18 Prozent. 13 Prozent der befragten Nutzer sozialer Netzwerke sind bei Twitter angemeldet. Am häufigsten schauen die Befragten bei Facebook und Twitter vorbei. 52 beziehungsweise 33 Prozent von ihnen melden sich dort mindestens einmal täglich an. Bei MySpace tun dies lediglich sieben Prozent, bei der Business-Plattform Linkedin sechs Prozent.
Der durchschnittliche Amerikaner hat - auch abseits von sozialen Netzwerken - 634 Kontakte in seinem Netzwerk. Dazu zählen zum Beispiel die Familie, Freunde und Kollegen. Zu manchen dieser Personen pflegt man einen engeren Kontakt, zu anderen einen weniger engen. Nicht-Onliner verfügen im Durchschnitt über ein Netzwerk von 506 Personen, bei Onlinern sind es 669. Die Anzahl der Kontakte erhöht sich weiter, wenn Befragte ein Handy beziehungsweise Instant Messaging nutzen.
Die Studienergebnisse deuten also ganz und gar nicht darauf hin, dass Technologien sich negativ auf soziale Kontakte auswirken. Nutzer sozialer Netzwerke sind sogar weniger gefährdet, sozial isoliert zu werden. Nur fünf Prozent von ihnen gaben an, dass sie niemanden haben, mit dem sie wichtige Dinge besprechen könnten. Insgesamt ist das bei neun Prozent der Befragten so, am höchsten liegt der Anteil bei den Nicht-Onlinern (15 Prozent). Die Auswertung der Studie zeigt zudem, dass Facebook-Nutzer eine größere Anzahl an Vertrauenspersonen haben als die Vergleichsgruppen.
Die Studienautoren untersuchten, inwieweit Nutzer sozialer Netzwerke anderen Menschen vertrauen. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass Internetnutzer mehr als doppelt so oft wie die Nicht-Onliner davon ausgehen, dass sie anderen trauen können. Bei den Personen mit einem Facebook-Account ist der Anteil noch höher. Wer sich mindestens dreimal pro Tag einloggt, vertraut anderen mehr als dreimal so häufig wie Nicht-Onliner. Diese Aussage überrascht insofern nicht, weil Skeptiker, die anderen nicht trauen, sicher auch einem sozialen Netzwerk gegenüber mit Misstrauen begegnen.
Facebook-Nutzer bekommen mehr Unterstützung
Auch bei der sozialen Unterstützung schnitten Facebook-Nutzer besser ab als die Internet-Losen. In der Studie wurde abgefragt, wie viel Unterstützung die Befragten von anderen Menschen erfahren. Dazu zählen zum Beispiel emotionale Unterstützung wie ein Ratschlag, Gesellschaft oder auch Hilfe von anderen bei Krankheit.
Vergleicht man Nutzer und Nicht-Nutzer hinsichtlich ihres politischen Engagements, gehen Onliner mit einer 53 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit wählen als Nicht-Onliner. Wer bei Facebook angemeldet ist, ist in der Regel noch aktiver. Meldet sich jemand mehrmals täglich beim sozialen Netzwerk an, geht er mit einer 43 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit zur Wahl als Internetnutzer ohne Facebook-Account.
Das amerikanische Pew Research Center hat diese Studie im Rahmen des Pew Internet & American Life Projects erstellt. Sie wurde unter dem Titel "Social networking sites and our lives" veröffentlicht. An der Befragung nahmen 2.255 Erwachsene aus den USA teil, 1.787 von ihnen waren Internetnutzer. 975 dieser Personen sind bei mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet.