Was Apple am 13. Januar angekündigt hat, ist kein Produkt und kein Service, sondern wichtiger und nachhaltiger: Der Hersteller stiftet 100 Millionen US-Dollar für Bildung Benachteiligter und Bekämpfung des Rassismus in den USA. Über neue Produkte und Services können wir aber nun wieder sprechen, das Jahr hat ja gerade erst angefangen und Apple hat einiges in der Pipeline. Gerade auch in Sachen Services.
So wäre es für Apple unter Umständen eine gute Idee, die App Nachrichten (iMessages) für Android und auch Windows zu öffnen, um dem allgegenwärtigen, aber unsicheren und mit Datenschutzbedenken verbundenen Programmen Facebook Messenger und WhatsApp etwas entgegenzusetzen. Erreichen könnte Apple das allein mit einer ohne großen Aufwand verbundenen Maßnahme, einer Web-App von Nachrichten etwa – der Abgleich über Gerätegrenzen geschieht ohnehin schon über iCloud, also Apples Server. Und das in einer Art und Weise, welche die Sicherheit der Konversation gewährleistet, Chats sind Ende-zu-Ende verschlüsselt, Apple hat keinerlei Zugriff auf die Inhalte – durchaus auch zum Leidwesen von Strafverfolgern.
Überfällig wäre eine solche Maßnahme, Apple könnte auch eine Lücke der Verunsicherung schließen, die WhatsApp mit neuen Nutzungsbedingungen reißt. Für EU-Bürger ändert sich wegen des hiesigen starken Datenschutzes nichts, doch müssen etwa Amerikaner damit zurechtkommen, dass WhatsApp Daten mit den Programmen seiner Konzernmutter Facebook teilt. So wäre etwa wieder Tür und Tor für Werbung im Messenger geöffnet – das will kaum jemand.
Doch auch abseits der hierzulande etwas unbegründeten Furcht vor massiver Ausspionierung und Werbeflut bei persönlichen Gesprächen, wenden sich immer mehr Nutzer von WhatsApp und Facebook Messenger ab. Problem dabei: Plattformen funktionieren dann und nur dann, wenn alle dabei sind. Also alle Kontakte, die man so im Digitalen pflegt. Vier unterschiedliche Messenger nutzen, nur weil sich die Freunde, Verwandten und Bekannten auf Facebook, WhatsApp, Threema oder Signal aufteilen? Schwierig. Dennoch: Apps wie Threema und Signal stehen derzeit in den Charts des App Store ganz oben, nicht von ungefähr.
Also wäre es Zeit und Raum für eine Lösung Apples, die sich nicht nur an die bisherigen Kunden richtet. Schon heute kann man per Nachrichten (iMessages) mit Android-Nutzern kommunizieren – die bekommen dann eben eine SMS und haben wenig Lust, darauf zu antworten. Denn SMS sind eben keine Messenger-Nachrichten, nicht nur wegen der entstehenden Kosten. Also: Nachrichten für alle, als Android-App und im Web – das wäre eine gute Nachricht. Zuletzt hatte Apple noch in seinem Programm den Fehler behoben, dass man auf Messeges nicht direkt antworten konnte, wie oft ist uns in unseren Sprechblasen doch der Bezug verloren gegangen! Animojis und Memojis sind ja ganz nett, aber wichtiger ist natürlich, dass man bei Apple Kunde ist und nicht Produkt.
Für Apple bedeutete das aber hinsichtlich seiner Nachrichten-Anwendung einen Strategiewechsel, bisher war die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und der hohe Anspruch an den Datenschutz der Services vor allem ein Verkaufsargument für die eigenen Produkte. Mit iMessages alleine verdient Apple ja nichts, im Gegensatz zu Diensten wie Apple Music und Apple TV+, die längst auf den Geräten anderer Hersteller laufen. Aber das hätten wir vor gar nicht allzu langer Zeit nicht gedacht, dass wir mal Apple Music auf einem Amazon-Lautsprecher hören und Apple TV auf den Samsung-Smart-TV installieren können. (Macwelt)