Klaus Weiß arbeitet seit rund 20 Jahren in der IT-Branche, zunächst bei nationalen und internationalen Beratern. Er war CIO der DAB Bank AG und leitet seit April 2013 die IT der dwpbank, Frankfurt/M. Mit CIO.de sprach er über die Arbeit eines IT-Chefs in einem Geldinstitut.
Herr Weiß, was ist derzeit typisch für die deutschen Banken und was heißt das für CIOs?
Klaus Weiß: Die Vermeidung von Risiken steht zurzeit klar im Vordergrund, was insbesondere für das sehr weite Spektrum an Regularien und Compliance-Vorgaben gilt. Ein Institut, das einen Regelverstoß begeht, bekommt schnell sehr viel Ärger. Das begrenzt den Spielraum für Innovationen, und die Möglichkeit, Dinge einfach mal auszuprobieren. IT-Chefs in einer Bank berichten mittlerweile häufig an Chief Financial Officer (CFO), also Kaufleute, oder auch Juristen, wie ich es lang getan habe.
Ist das eine Mentalitätsfrage?
Klaus Weiß: So sehe ich das nicht unbedingt. Um das Jahr 2000 herum saßen noch deutlich mehr CIOs mit in der Geschäftsleitung als heute.
Mehr mit der Rechtsabteilung zu tun als mit Informatikern
Was bedeutet das Thema Compliance für Sie und Ihre Bank?
Klaus Weiß: Die dwpbank gilt innerhalb der deutschen Bankenlandschaft als systemrelevant. Wir betrachten das als Glücksfall. Wir sehen Compliance nicht als Hygiene-Faktor an, sondern als Differenziator im Wettbewerb.
Was heißt das für Ihre Arbeit?
Klaus Weiß: Dass ich mehr mit dem Risiko-Management und der Rechtsabteilung zu tun habe als mit den Informatikern. Die korrekte Umsetzung der diversen Novellen von Gesetzen, Verordnungen und Rundschreiben erfordern eine sehr enge Abstimmung zwischen den Entwicklungsteams und den Juristen.
Leuchtturm-Projekt Rechenzentrums-Provider
Woran arbeiten Sie im Moment?
Klaus Weiß: Ein Leuchtturm-Projekt für die kommenden Jahre dreht sich um die Rechenzentrums-Provider. Eigentlich möchte ich nur noch mit einem zusammenarbeiten und diese Zusammenarbeit dann qualitativ hochwertig gestalten, das heißt, wir wollen an seiner Expertise teilhaben. Zunächst einmal geht es um Reduktion und Optimierung der erforderlichen Schnittstellen, aber natürlich auch um die Einsparung von Kosten.
Die dwpbank agiert als Transaktionsbank für Sparkassen und VR-Banken. Was wollen Sie den Kunden bieten?
Klaus Weiß: Das fällt unter die Stichworte Standardisierung und Optimierung. Weniger Vielfalt, aber mehr Wertschöpfung. So gibt es zurzeit beispielsweise mehr als 80 Depoteröffnungsformulare, die sich alle nur geringfügig unterscheiden. Diese Zahl möchten wir auf deutlich unter zehn beschränken.
An Kombination von Business- und Technik-Denke hapert es noch
Haben Sie genug Mitarbeiter und wer ist Ihnen lieber: Wirtschaftsinformatiker oder Informatiker?
Weiß (lacht): Ich bin schon einmal mit der Aussage zitiert worden, dass ich keine Bindestrich-Informatiker mag. Da besteht das Risiko, dass sie auf beiden Beinen instabil stehen. Mit Wirtschaftsinformatikern kann ich mich mittlerweile aber anfreunden. Grundsätzlich bin ich froh um Mitarbeiter, die selbstständig und vernetzt denken. An der Kombination aus Business-Denke und technischem Verständnis hapert es nach wie vor.
Erlebnis-Bankfilialen sind unnötig
Glauben Sie an den Tod der Filiale und die wachsende Bedeutung von Online und Mobile Banking in Deutschland?
Klaus Weiß: Online-Banking wächst auf jeden Fall. Bei Mobile sind deutsche Bankkunden zurückhaltend. Da bestehen viele Sicherheitsbedenken. Dass die Filiale komplett verschwindet, sehe ich nicht. Allerding halte ich den Aufbau sogenannter Erlebnis-Filialen, in denen die Kunden Filme sehen und Kaffee trinken können, für unnötig. Deutsche Verbraucher kaufen bei Aldi. Lieber als schickes Brimborium sind ihnen günstige Konditionen.
Klaus Weiß ist CIO der dwpbank, der nach eigener Darstellung größten deutschen Wertpapiertransaktionsbank in Deutschland. Sie gehört der genossenschaftlichen Finanzgruppe und der Sparkassen-Finanzgruppe, deren Wertpapiergeschäft sie bündelt.