Über Konflikte mit den Kollegen redet keiner gern. Zumal Vorgesetzte lieber so tun, als sei in ihrem Team alles in Ordnung. Gerade aber in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist das häufig nicht so, sagt Meridith Levinson von unserer US-Schwesterpublikation CIO.com. Sie hat bei Experten nachgefragt, wie Angestellte atmosphärische Probleme lösen können.
Steve Dinkin vom kalifornischen National Conflict Resolution Center gibt zu Bedenken, dass Konflikte - neben dem zwischenmenschlichen Verdruss - die Teamarbeit stören und damit die Effektivität eines Teams einschränken. John Reed vom Personaldienstleister Robert Half beobachtet vor allem zwei negative Verhaltensweisen: Entweder mischt sich jemand in die Arbeit eines anderen ein oder er redet schlecht über Kollegen. Außerdem entstünden viele Konflikte dadurch, dass verschiedene Menschen einfach verschiedene Kommunikations- und Arbeitsstile haben.
Letzte Möglichkeit: den Vorgesetzten einschalten
Beide Experten raten, ranggleiche Kollegen sollten zunächst einmal versuchen, ihre Probleme selbst zu lösen. Vorgesetzte sollten erst dann eingeschaltet werden, wenn die eigenen Versuche scheitern.
Im Einzelnen schlagen die Fachleute folgende vier Schritte der Deeskalation vor:
1. Ruhig bleiben: Wer seinen Kontrahenten zur Rede stellt, sollte das so ruhig und sachlich wie möglich tun. Denn zum einen erzeugt Aggression nur Gegenaggression und zum anderen behält man bei einem ruhigen Auftreten eher die Kontrolle über die Situation.
2. Fragen stellen: Dinkin rät, nach den Beweggründen für das problematische Verhalten zu fragen. Wenn sich bei einer Projektarbeit etwa jemand in die Kompetenzen eines anderen einmischt, sollte dieser fragen, warum sich sein Kontrahent bei der Aufgabenverteilung nicht gemeldet hat.
Im günstigsten Fall stellt sich heraus, dass der Gegner sein Verhalten wirklich nicht böse gemeint hat. Ein Beispiel dafür kann Musikhören am Arbeitsplatz sein - manche Menschen können sich bei Musik tatsächlich besser konzentrieren, während sich ihre Kollegen gestört fühlen.
3. Zuhören und das Gehörte in eigenen Worten widergeben: In einem Konfliktgespräch sollten beide Parteien den anderen ausreden lassen und das Gesagte in eigenen Worten widergeben. Das stellt sicher, dass man die Gegenposition verstanden hat, und zeigt dem Anderen, dass man ihm zuhört.
Wann man mit dem Chef drohen sollte
4. Die "Schuld" auf sich nehmen - aber nur einmal: Wenn die Gegenseite die Vorwürfe schlicht abstreitet, kann man die "Schuld" zunächst einmal auf sich nehmen, beispielsweise mit den Worten, man habe das Verhalten des Gegenübers wohl falsch interpretiert. Reed weist daraufhin, dass man das genau ein einziges Mal tun sollte. Im Anschluss muss klargestellt werden, welches Verhalten man nicht duldet, sei es nun beabsichtigt oder unbeabsichtigt gewesen.
Daran sollte der Kontrahent erinnert werden, falls er sein schädigendes Verhalten wiederholt. Das wäre dann auch der Zeitpunkt, den Vorgesetzten hinzuzuziehen. Zumindest sollte man das in den Raum stellen.