Bei vielen Angestellten stehen aktuell die Jahresgespräche an. Spätestens bei der Vorbereitung auf diese Termine reflektiert man seinen persönlichen Weg und denkt über Wünsche, Ziele und mögliche Veränderungen nach. "Wie geht es für mich weiter?" fragt man dann nicht nur sich selbst sondern vielleicht auch den Vorgesetzten.
Viele Chefs, findet Mary K. Pratt von unserer amerikanischen Schwesterpublikation Computerworld, können diese Frage nur unzureichend beantworten. Weil sie sich zu wenig mit dem Mitarbeiter beschäftigt haben, die Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen nicht ausreichend kennen oder sogar beides.
Karriereexperten empfehlen die Aufstellung einer sogenannten Career Map, eines Karriereplans. Manager unterstützt dieser Plan dabei, gemeinsam mit ihrem Angestellten die nächsten sinnvollen Schritte zu planen. Mitarbeiter selbst, so der Expertenrat, sollten sogar noch weiter denken. Mindestens einmal jährlich sollten sie ihren ganz persönlichen Karriereplan zusammenstellen, mit dem sie über die Anstellung beim aktuellen Arbeitgeber hinausdenken.
Mary K. Pratt hat dazu mit Ginny Clarke gesprochen, die das Buch Career Mapping: Charting Your Course in the New World of Work geschrieben hat. Clarke beobachtet, dass viele Unternehmen eine solche Karriereplanung bereits in Ansätzen verfolgen. Sie dokumentieren, welche Jobs es gibt und welche Fähigkeiten Angestellte dafür mitbringen müssen und archivieren die Lebensläufe ihrer Angestellten. Eine Kombination dieser Initiativen vermisst Clarke jedoch oft.
Für die Aufstellung eines persönlichen Karriereplans empfiehlt Clarke die folgenden sechs Schritte:
1. Chronologische Auflistung: In einem ersten Schritt listet man wie im Lebenslauf auf, welche Tätigkeiten man in seinem Berufsleben bislang ausgeübt hat. Dazu notiert man, welche Fähigkeiten man für die jeweilige Position benötigt hat.
Karriere gezielt planen
2. Wunschliste: Anschließend überlegt man sich, wo man gerne hinmöchte. Dabei kann es hilfreich sein, zuerst die Wunschbranche zu notieren, dann die Wunschfunktion, um sich so schließlich der Wunschrolle zu nähern.
3. Fehlende Fähigkeiten: Nun stellt man gegenüber, welche Fähigkeiten man bereits mitbringt und welche man für die Wunschposition benötigt.
4. Plan für den Erwerb neuer Fähigkeiten: Wer weiß, woran es fehlt, kann handeln und diese Lücke schließen. Clarke empfiehlt, sich in Schritt vier des Karriereplans zu überlegen, mit welchen Projekten, Kursen oder Weiterbildungen man fehlende Fähigkeiten erwerben kann.
5. Zielfirmen auflisten: Als nächstes überlegt man sich, für welche Arbeitgeber man gern arbeiten würde oder über wen man zumindest gern mehr erfahren möchte. Solche Gedankenspiele empfiehlt Clarke auch denjenigen, für die gegenwärtig ein Wechsel in ein anderes Unternehmen überhaupt nicht in Frage kommt. Denn wer mehr über Wettbewerber wisse, verstehe schließlich auch besser, was den eigenen Arbeitgeber wettbewerbsfähiger mache.
6. Networking-Ziele: Auch beim Networking empfiehlt Clarke gezieltes Planen. Dafür überlegt man sich, wen man gern treffen oder näher kennenlernen würde und setzt sich dafür alle drei Monate ein konkretes Ziel. Vor dem Kontakt sollte man darüber nachdenken, warum man auf diese Person zugeht. Zum Beispiel, weil man einen Mentor sucht, mehr über ein bestimmtes Unternehmen erfahren möchte oder sich für eine ganz bestimmte Stelle interessiert.
Was Manager von der Planung haben
Möchten Manager eine Karriereplanung gemeinsam mit ihren Mitarbeitern angehen, reicht der Input des Angestellten allein nicht aus. Darüber hinaus müssen Anforderungen und Fähigkeiten für mögliche Stellen formuliert werden, um sich einen Überblick über Entwicklungsmöglichkeiten zu verschaffen.
Setzen Führungskräfte die Karriereplanung bei Mitarbeitern ein, profitieren sie zweifach: Sie lernen nicht nur etwas über die Ziele ihrer Angestellten sondern können gleichzeitig besser abschätzen, ob sich bestimmte Stellen intern besetzen lassen. Manager müssen sich allerdings bewusst sein, dass die Karriereplanung Angestellte unter Umständen auf die Idee bringt, den Arbeitgeber zu wechseln. Pratt nennt dabei das Beispiel eines IT-Experten, der sich im Zuge der Planung dazu entschloss, eine neue Herausforderung bei einem anderen Unternehmen anzunehmen.