Rund 17 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland in einem Büro. Im Durchschnitt verbringt jeder von ihnen sieben Jahre seiner Lebenszeit dort, schreibt Jochen Mai in seinem kürzlich erschienenen Buch "Die Büro-Alltags-Bibel".
Wie muss so ein Bürogebäude aussehen, damit es sowohl den Anforderungen des Unternehmens als auch denen der Mitarbeiter gerecht wird? An der Schweizer Hochschule Luzern haben sich Wissenschaftler aus den Bereichen Architektur, Wirtschaft, soziale Arbeit und Arbeitspsychologie zusammengetan, um dieser Frage nachzugehen.
"Ein bisschen Privatsphäre und Selbstbestimmung müssen sein", fasst eine Hochschulpublikation die Studienergebnisse zusammen. Die Wissenschaftler schauten sich 46 Gebäude von 26 Unternehmen genauer an, beispielsweise bei Siemens und Novartis. Neben den Vor-Ort-Inspektionen befragte das Team 1.400 Menschen, die in diesen Büros arbeiten.
Obwohl die Büros sehr unterschiedlich sind, zitiert die Hochschulpublikation Kernthemen, die alle Büromitarbeiter mehr oder weniger stark beschäftigen: 78 Prozent von ihnen haben nach eigenen Angaben nicht genug Platz, um optimal zu arbeiten.
Bürolärm stört
Und 70 Prozent klagen über Lärm und Störungen. Bei fast 40 Prozent geht es so weit, dass sie durch Ablenkungen und Störungen "oft" bis "immer" unter Konzentrationsschwierigkeiten leiden.
Der Lärmpegel in den Büroräumen kommt auch von fehlenden Rückzugsräumen. Bei 49 Prozent der Befragten fehlt es an einem Raum für Besprechungen. Nur 39 Prozent der Büroangestellten haben die Möglichkeit, sich für ungestörtes Arbeiten zurückzuziehen.
Am meisten stören sich die Befragten an dem Lärm, den Stimmen verursachen. Besonders schlimm sei das in Großraumbüros, berichtet die Hochschulpublikation. Denn dadurch, dass man hier durch leisere Geräte und schallschluckende Böden eine verbesserte Raumakustik geschaffen hat, tritt der durch Stimmen erzeugte Lärm stärker hervor.
Schlechter als Großraumbüros schnitten in der Bewertung sogenannte Multi-Space-Büros ab, schreibt die Hochschulpublikation. Die Studienautoren vermuten, dass das an den mangelnden Rückzugsmöglichkeiten für Mitarbeiter liegt. Multi-Space-Büros verfolgen ein sehr offenes Raumkonzept mit Flächen für Arbeit, Kommunikation, Erholung und zum Nachdenken.
Die besten Noten erteilten die befragten Mitarbeiter abgegrenzten Kombi-Büros. Hier besteht die Möglichkeit zum Rückzug für ungestörteres Arbeiten.
Laute und leise Mitarbeiter trennen
Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass es positiv aufgenommen wird, wenn Bürostrukturen nach Tätigkeitsarten und Mitarbeitertypen organisiert sind. So gruppiert man dann etwa die Vieltelefonierer in einem Bereich und die Extrem-Konzentrierer in einem anderen.
Die Studie der Hochschule Luzern ist unter dem Titel "Human Building Office" veröffentlicht worden. Die Wissenschaftler forschten dafür über einen Zeitraum von zwei Jahren. Mehr Informationen unter www.humanbuilding.ch.