Europaweit könnte der Fachkräftebedarf in drei Jahren bei rund 500.000 liegen, so die Schätzungen von IDC. Aktuell fehlen in Europa insgesamt rund 160.000 Netzwerkspezialisten, das sind rund acht Prozent des gesamten Bedarfs.
In Deutschland sind demnach zurzeit 5.300 oder sechs Prozent der Stellen nicht besetzt. In drei Jahren soll es knapp 18 Prozent oder 22.000 unbesetzte Stellen geben.
Diese Zahlen sind jedoch mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. IDC rechnet zu den Netzwerk-Experten alle IT-Fachkräfte, die mindestens 25 Prozent ihrer Arbeitszeit mit netzwerkspezifischen Tätigkeiten verbringen.
Dennoch könnte der Fachkräftemangel spürbare Folgen für die europäische Wirtschaft haben. Moderne Technologien könnten nicht optimal für den Ausbau von Geschäftsprozessen und die Kundenkommunikation genutzt werden. Das könnte die Wettbewerbsfähigkeit einschränken und das Wirtschaftswachstum behindern, so IDC.
Investitionsstau in der IT
Die Gründe für den aktuellen Expertenmangel im Netzwerkbereich sind vielfältig. In Deutschland hat es in den vergangenen Jahren eine Rezession mit einem hohen Stellenabbau gegeben. Der vorhandene IT-Investitionsstau beginnt sich erst allmählich aufzulösen.
Als Konsequenz daraus steigt der Bedarf an Netzwerkspezialisten. 89 Prozent der 950 Studienteilnehmer gehen nämlich davon aus, dass die IT-Vernetzung zunehmen wird.
Bereits jetzt gaben 60 Prozent aller Befragten an, dass sie Netzwerke einsetzen, um Geschäftsprozesse zu unterstützen. Auch für den Kontakt mit Kunden und Lieferanten oder Geschäftspartnern wollen sie nicht auf die Vorteile der Vernetzung verzichten.
Am geringsten ist die fortgeschrittene Nutzung von Netzwerken in Behörden und staatlichen Institutionen verbreitet (57 Prozent), am stärksten bei den Telekom-Service-Providern (87 Prozent).
Gesucht: qualifizierte Low-Cost-Mitarbeiter
Nach einer weiteren Untersuchung von IDC sollen die Investitionen in Netzwerkumgebungen in den kommenden drei Jahren europaweit um 9,5 Prozent steigen. Für sonstige Hardware soll die Steigerungsrate im gleichen Zeitraum bei 3,5 Prozent und für Software bei 6,8 Prozent liegen.
Die benötigten Fachkräfte wollen zumindest deutsche Firmen teilweise in europäischen Niedriglohn-Ländern anwerben. Das kann nach Meinung von IDC jedoch nur eine kurzfristige Lösung sein, da diese Länder selbst bereits unter einem Mangel an Netzwerkexperten leiden.
Rund drei Viertel der Befragten denkt zudem daran, Software-Entwickler und IT-Techniker zusätzlich zu qualifizieren. Für ein Drittel der Arbeitgeber ist eine entsprechende Qualifizierung und Zertifizierung sogar ein wichtiges Einstellungskriterium.
Am meisten Wert auf Zertifizierungen legen die Öffentliche Hand (27 Prozent) und die Telekommunikationsbranche (29 Prozent).
Für die Studie "Netzwerk-Kenntnisse in Europa" befragte IDC im Auftrag von Cisco mehr als 950 IT-Entscheider in Europa.