Analysten-Meinung zum neuen LG G3

"In Sachen Design liegt HTC vorn"

03.06.2014 von Jürgen Hill
Mit dem G3 hat der koreanische Elektronikkonzern ein Highend-Smartphone der oberen Preisklasse vorgestellt. Annette Zimmermann, Research Director und Analystin bei Gartner, diskutierte mit Redakteur Jürgen Hill über die Marktchancen des G3.
Annette Zimmermann, Research Director Mobile Devices bei Gartner.
Foto: Gartner

Mit dem LG G3 kommt ein weiteres Highend-Smartphone auf den Markt. Wer hat in Ihren Augen nun in der Oberliga die Krone auf?

Annette Zimmermann: Es gibt sicher keinen Hersteller, der in allen Aspekten vorne liegt. Es kommt immer darauf an, unter welchen Gesichtspunkten man die Hersteller betrachtet.

Und welche könnten das sein?

Annette Zimmermann: Das könnten etwa Punkte wie Imaging Technology, Display Technology, Design, Apps und Software, oder reine Verkaufszahlen sein. In Sachen Design liegt meiner Meinung nach HTC schon seit letztem Jahr mit dem One und jetzt mit der neuen Serie sehr weit vorn - zusammen mit Apple. Andere Hersteller wie Huawei versuchen dies nun nachzuahmen - wenn Sie sich mal die neuen Geräte von Huawei ansehen, die auf dem Mobile World Congress 2014 präsentiert wurden, die kommen einem ziemlich bekannt vor.

LG G3
LG G3
Um das selbstgesteckte Ziel zu erreichen, muss LG im Hintergrund dennoch absolute Hightech verbauen und betritt dabei mit dem G3 in etlichen Punkten Neuland im Smartphone-Bau. Besonders stolz ist der Konzern dabei auf die Bereiche Display, Kamera und Design.
LG G3
Unter dem Motto "Simple is the new smart" präsentierte LG sein neues Smartphone-Flaggschiff "G3".
LG G3
Mit dem Highend-Smartphone der oberen Preisklasse wollen die Koreaner in der Oberliga mitmischen und etwa dem iPhone, Samsungs Galaxy S5 oder HTCs One-Serie Paroli bieten.
LG G3
Im Rahmen eines globalen Launch-Events in London, New York, San Francisco, Seoul, Singapur und Istanbul, stellte LG sein neues Flaggschiff G3 vor. Dabei betreiben die Smartphone-Hersteller bei der Vorstellung ihrer Topmodelle mittlerweile einen Aufwand, den man früher nur von der Präsentation neuer Modelle der automobilen Premiumklasse kannte
LG G3
Premium, ist auch der Anspruch, den LG mit dem G3 erfüllen will - und zwar nicht nur in Sachen Technik wie Ramchan Woo, Head of Smartphone Planning, bei der Präsentation betonte. "Simple is the new smart", war dabei für LG laut Woo der Leitspruch bei der Entwicklung des G3, "denn die User wollen keine dicken Manuals lesen, um komplizierte Technik zu verstehen."
LG G3
So ist das G3 etwa das erste Smartphone, das mit einem QuadHD-Display (2560 x 1440 Pixel) auf den Markt kommt. Damit will LG auf dem 5,5 Zoll Display eine Auflösung von 538 ppi erreichen - und das mit Pixeln, die um 44 Prozent kleiner sind als bei klassischen HD-Displays. Den bei QuadHDs um 16 bis 20 Prozent höher liegenden Stromverbrauch will man beim G3 mit intelligenteren Stromsparmechanismen abfangen. Zudem ist der 3000 mAh starke Akku wechselbar.
LG G3
In Sachen Kamera wartet das G3 ebenfalls mit interessanten Neuerungen auf: Die 13 MP Kamera verfügt über einen Laser-Autofokus, der deutlich schneller scharf stellt als vergleichbare Smartphones. Zudem löst beim G3 der Autofokus-Prozess den Verschluss aus, sobald das Motiv scharf eingestellt ist. Für Selfies oder Videochats ist auf der Vorderseite eine 2,1 MP Kamera integriert.
LG G3
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Und wie sieht es mit dem Galaxy S5, einem anderen Oberliga-Modell aus?

Annette Zimmermann: Das Galaxy S5 finde ich, obwohl technologisch auf dem neuesten Stand, vom Design nicht sehr gelungen. Ich denke hier an die Rückseite.

Gibt es Favoriten in den anderen Bereichen?

Annette Zimmermann: Im Bereich Imaging Technology steht Nokia derzeit an der Spitze - aber Samsung, Huawei, Sony und Apple haben in diesem Bereich ihre Fähigkeiten ebenfalls weiter ausgebaut. In Sachen Customization und Apps hat sich Samsung, wenn Sie etwa an die Signature Apps denken, ebenfalls weiterentwickelt. Aber Apple hat nach wie vor das am besten funktionierende Ökosystem und wer mehrere Apple-Geräte besitzt wird wahrscheinlich dabei bleiben.

Hochpreisige Smartphone gelten derzeit als hipp und cool, hält dieser Trend an oder sehen Sie bereits ein Ende nahen?

Annette Zimmermann: Wir erwarten, dass in 2014 und den darauffolgenden Jahre das meiste Wachstum vom mittleren und unteren Preissegment kommen wird und weniger vom hochpreisigen Segment. Natürlich wird es das hochpreisige Segment weiter geben und wir gehen auch weiter davon aus, dass Apple dort erfolgreich sein wird, aber die anderen Segmente werden schneller wachsen.

Wird LG mit dem G3 und anderen Modellen seine Position bei den Smartphones ausbauen oder lediglich verteidigen können?

Annette Zimmermann: Nach unseren Analysen lag LG im vierten Quartal 2013 bei den weltweit verkauften Smartphones auf Platz 5. Vor dem Hintergrund obiger Markterwartungen beantwortet sich die Frage, ob LG seine Position im Markt mit einem sehr teuren Telefon ausbauen kann. Das LG G2 war allerdings nicht ganz so teuer (450 - 480 Euro im Vergleich zu den 600 Euro von Premiumgeräten anderer Hersteller), Daher kann ich mir dafür ganz gute Verkaufszahlen vorstellen, aber nicht ganz so hoch wie bei einem Gerät, das 250 Euro kostet.

Verdienen die Hersteller an ihren Highend-Smartphones überhaupt noch Geld?

Annette Zimmermann: Absolut. Insgesamt verdient die Branche gut an Smartphones, auch an den Günstigen.