"In Indien gibt es einen starken Mangel an ausgebildeten IT-Fachkräften auf allen Ebenen", sagt Gartner-Analystin Linda Cohen. "Den indischen Anbietern fehlt die angemessene Ausrichtung auf einheimische Unternehmen, wodurch die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage noch vergrößert wird."
Und diese Lücke klafft immer deutlicher auseinander. Vor allem das indische "national e-governance-program" (NEGP) und indische Offshore-Service-Provider, die hungrig nach Personal sind, haben den Markt ausgedünnt. Die CIOs kämpfen mit Nachwuchsmangel, während ihre verschiedenen Unternehmensabteilungen immer mehr IT-Unterstützung fordern.
Das schnelle wirtschaftliche Wachstum Indiens verschlimmert das Problem. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im Geschäftsjahr 2006 (April 2006 bis März 2007) um 9,2 Prozent und war damit nur China unterlegen. Die Gartner-Studie ergab, dass die IT-Budgets in Indien weltweit am stärksten um 16,2 Prozent gewachsen sind. Im Rest der Welt legten die IT-Etats durchschnittlich um 3,2 Prozent zu.
Diese Marktlage zwingt indische CIOs, über die eigenen Grenzen hinauszublicken - so wie es ihre westlichen Kollegen schon lange tun. Gartner sagt vorher, dass indische Firmen immer stärker auslagern werden. In der Folge werden sie auch anspruchsvollere Services und Produkte outsourcen, zum Beispiel Design und Architektur sowie Wirtschaftsberatung.
"Dieses globale Sourcing-Modell wird für indische Organisationen Business-as-usual werden", sagt Arup Roy, Senior Research Analyst für die Gartner IT Services Market Group. "Indische Firmen werden zunehmend IT-Skills aus dem nahen Singapur und Hong Kong beziehen. Der Markt hat schon die ersten Anzeichen dieses Trends gesehen. Die indische Botschaft hat zum Beispiel ihre Abteilung für Visa-Einzug und -Ausgabe an eine US-Firma ausgelagert. Viele indische IT-Firmen, deren Tätigkeitsfelder sich über die USA und Europa ausdehnen, lagern jetzt einen Teil ihrer Verwaltung lokal aus."
Marktforscher Gartner empfiehlt indischen CIOs Folgendes:
Sie sollten innovative Programme entwickeln, um sich den Nachwuchs zu erhalten, den sie bereits haben. Auf der Suche nach neuen Talenten sollten sie sich nach Alternativen umschauen und Personal in Klein- und Mittelstädten rekrutieren. Die Unternehmen müssen stark in Ausbildung investieren, selbst wenn sie wissen, dass sie diese Investitionen später an Wettbewerber verlieren werden.
Die CIOs müssen Offshoring oder Mitarbeiter aus anderen Teilen der Welt in ihre Sourcing-Strategie einbeziehen. Das erzeugt einen Sinn für Wettbewerb unter den lokalen Anbietern und schärft möglicherweise ihren Fokus auf lokale Möglichkeiten.
Für ihre Schlüsselfertigkeiten in vielen Aspekten der IT-Dienstleistung müssen die CIOs indische Service Provider aus der zweiten oder dritten Reihe erwägen. Der richtige Provider kann heimische Ressourcen liefern und bringt speziellen Belangen und Ansprüchen vielleicht auch mehr Aufmerksamkeit entgegen.
Für die Studie sprach Gartner mit über 1.400 CIOs weltweit.