Indische Venture-Capital-Unternehmen in den USA würden besonders häufig Firmen gründen, die Back-End-Bereiche nach Indien auslagern, berichtet Evalueserve. Seit März dieses Jahres haben über 150 US-amerikanische Startups Teile ihrer IT nach Indien ausgelagert, und die Zahl wird sich laut Studie bis März 2006 verdoppeln.
Diese Venture-Capital-Unternehmen sind Teil einer Diaspora, deren Grundstein in einer Einwanderungswelle gelegt wurde, so die Studie. Ab 1960 waren zahlreiche indische Ingenieure in die USA emigriert. 30 Jahre später, Anfang 1990 gründeten die Einwanderer IT-Firmen und Venture-Capital-Unternehmen oder wurden Manager in großen und mittleren Unternehmen.
Viele starteten eigene Firmen in Indien, andere überzeugten ihre Unternehmen, indische IT-Kräfte einzustellen. Das führte laut Evalueserve dazu, dass das Können der indischen IT-Fachkräfte sichtbar wurde und die indische Diaspora an Einfluss gewann. Ende 1999 waren beispielsweise ein Viertel der IT-Kräfte in Silicon Valley Inder.
Auch beim Internet-Boom sahnen indische Firmen ab
Kritiker entgegen, der Internet-Boom und das Jahr-2000-Problem würden zeigen, dass die indische Diaspora keine so große Rolle spielt. Die Nachfrage nach Fachkräften sei plötzlich enorm gewesen, die globale IT-Industrie habe einfach indische Techniker gebraucht – ungeachtet des Einflusses der indischen Diaspora.
Dem widerspricht ein Analyst von Evalueserve: "Länder wie Südafrika und Russland oder Osteuropa waren nicht einmal während des Internet-Booms so einbezogen wie Indien." Er glaubt, "dass der Einfluss der indischen Manager und IT-Facharbeiter ein Schlüsselfaktor ist." Diese Diaspora sei auch ein Grund dafür, dass Indien seine Position als Outsourcing-Spitzenreiter halten kann.
Die Kritiker: Am Ende entscheiden allein wirtschaftliche Gründe
Ob ein Bereich nach Indien ausgelagert wird, kann schon bis zu einem gewissen Grad davon beeinflusst werden, woher wichtige Angestellte kommen, berichtet ein Manager eines indischen Venture-Unternehmens. Doch am Ende würden ausschließlich wirtschaftliche Gründe entscheiden.
"Die Rolle der indischen Diaspora wird überschätzt," sagt Parkash Gurbaxani, Manager eines indischen IT-Unternehmens in Mumbai. Den Boom des Offshoring hätten nicht indische Auswanderer eingeläutet, sondern Firmen wie General Electric, die in den 90er Jahren den Wert des Outsourcing nach Indien erkannt haben.
"Die Entscheidung fällt allein aus wirtschaftlichen Gründen und weil Indien für niedrige Löhne und gute Qualität steht," sagt Gurbaxani. "Klar, dass man seine indischen Fachkräfte mit ihren Landeskenntnissen heranzieht, um die Auslagerung zu vereinfachen. Aber sie beeinflussen kaum die Entscheidung von großen internationalen Unternehmen, in welche Länder sie auslagern werden."
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