Den Wandel des Arbeitsmarktes aufgrund neuer Technologien will das World Economic Forum beziffern können. In dem Report "The future of jobs - Employment, Skills and Workforce Strategy for the Fourth Industrial Revolution" nennen die Forscher konkrete Zahlen. Demnach werden bis 2020 insgesamt 7,1 Millionen Jobs überflüssig. Den Löwenanteil von 5,1 Millionen stellen Routinejobs in Büro und Administration. Es betrifft also vor allem sogenannte White Collar-Worker.
Grundlage des Reports sind Gespräche mit mehr als 370 Personalchefs und anderen Entscheidern aus insgesamt neun verschiedenen Branchen. Die Studienteilnehmer stammen aus 15 Ländern.
Neben Büroarbeitsplätzen sehen die Befragten Rückgänge bei Manufacturing und Produktion, im Baugewerbe und in Bereichen wie Design, Entertainment und Medien. Auf der anderen Seite werden Unternehmen aber auch Spezialisten suchen. Das gilt für Felder wie Business und Financial Operations, IT und Mathematik sowie Architecture und Engineering.
Außerdem erwarten die Studienteilnehmer einen verstärkten Bedarf an Sales-Repräsentanten. Hier wird es nicht mehr nur darum gehen, gut verkaufen zu können. Es geht um Fachwissen. Durch das Internet der Dinge werden Services und Produkte generell komplizierter, so die Befragten. Verkäufer müssen fähig sein, die Angebote zu verstehen. Darüber hinaus haben Data Analysts sehr gute Berufsaussichten, so die Befragten weiter.
Auch Manager stehen auf der Liste der künftig stärker gefragten Erwerbstätigen. Diese Angabe präzisiert sich auf bestimmte Eigenschaften, die diese mitbringen sollen. Es geht um Punkte wie Change-Kompetenz und Motivationsfähigkeit. So wird sich ein Manager in Zukunft mehr um die ständige Weiterqualifizierung der Belegschaft kümmern müssen. Das World Economic Forum spricht schon von einem neuen Typus des Senior Managers.
Die Befragten begründen die Veränderungen nicht nur mit der verstärkten Nutzung neuer Technologien. Sie nennen auch den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf Ressourcen ebenso wie demografische Veränderungen und den Aufstieg neuer Mittelklassen in vormaligen Schwellen- und Entwicklungsländern.
Mobiles Internet wirkt sich stärker aus als Internet der Dinge
Geht es um die Technologie im engeren Sinne, schreiben die Studienteilnehmer dem mobilen Internet und der Cloud größeren Einfluss zu als dem Internet der Dinge. Verhaltensänderungen wie Share-Economy und Crowdsourcing halten sie für wichtiger als Robotics, künstliche Intelligenz und 3D-Druck.
Die Studienautoren sehen das darin begründet, dass gesellschaftliche Trends wie Crowdsourcing, Urbanisierung und Flexibilisierung der Arbeitswelt jetzt bereits spürbar sind. Advanced robotics, selbstfahrende Autos und Biotechnologien dagegen werden sich erst in den Jahren 2018 bis 2020 auswirken.
Ein weiterer Aspekt der Studie kreist um den Fachkräftemangel. Die Befragten sollten einschätzen, wie leicht oder schwer es künftig sein wird, Mitarbeiter bestimmter Berufsgruppen einzustellen. Dem lag eine Skala von minus Zwei ("sehr schwer") bis plus Zwei ("sehr einfach") zugrunde. Fazit: Am "einfachsten" wird es im Bereich Business and Financial Operations - und "einfach" ist hier ein Wert von plus 0,02. Schwer wird es sein, Computerfachleute und Mathematiker an Bord zu holen, hier vergeben die Studienteilnehmer einen Wert von minus 0.7. Damit stehen diese allerdings nicht am untersten Ende der Skala - das sind Fachleute für Büro und Administration (minus 1,0). Genau der Bereich also, den die Industrie 4.0 überflüssig machen wird. Ein Paradoxon, dem die Studie nicht nachgeht.
Das World Economic Forum begnügt sich nicht mit dem Blick bis 2020. Die Studienautoren behaupten: zwei Drittel der Kinder, die jetzt in die Schule kommen, werden in Berufen arbeiten, die es heute noch gar nicht gibt.