"Am Ende könnte eine Fabrik der Zukunft ohne den klassischen Fabrikarbeiter stehen", schreibt die DZ Bank in ihrem Papier "Industrie 4.0 - Folgen für die deutsche Volkswirtschaft". Die Studie beleuchtet Themen wie Wertschöpfung, Arbeitsmarkt und Produktivität. Sie basiert auf Daten, die die DZ Bank selbst erhoben hat, ebenso wie auf Analysen vom Fraunhofer IAO, dem Statistischen Bundesamt und weiteren Quellen.
Zunächst liefern die Studienautoren eine kurze Definition aller vier Stufen der industriellen Revolution. Phase eins kennzeichnete der Einsatz von Maschinen, Phase zwei die Arbeitsteilung am Fließband. In der dritten Phase ging es um eine immer schnellere Güterproduktion durch Automatisierung. Die vierte Stufe zielt auf eine höhere Flexibilität der Produktion durch die Vernetzung aller Teilbereiche ab, also von (Roh-)Materialien, Maschinen und Zwischen- und Endprodukten.
Bis 2025 nicht alle Unternehmen bei Industrie 4.0 angekommen
Das ist ein globaler Prozess. Was die Bundesrepublik betrifft, so schreibt die DZ Bank: "Bis zum Jahr 2025 können noch gar nicht alle deutschen Industrieunternehmen hin zur Industrie 4.0 umgeschwenkt haben." Das gelte zumal für Mittelständler und kleine Betriebe.
Die Auswirkungen von Industrie 4.0 werden die gesamte Wirtschaft betreffen, doch einzelne Branchen werden stärker profitieren können. Das sind namentlich Chemie, Maschinen, Elektrische Ausrüstungen, Automotive und IT/Kommunikation. Laut Prognosen des Fraunhofer IAO wird die Bruttowertschöpfung durch Industrie 4.0 in Deutschland binnen zehn Jahren um rund zwölf Prozent steigen.
Genauer: Im Vergleich 2013 bis 2025 sagt Fraunhofer einen Gesamtanstieg von 11,5 Prozent voraus. Für die Branchen Chemie, Maschinen und Elektrische Ausrüstungen erwarten die Analysten ein Plus von 30 Prozent, für Automotive von 20 Prozent und für IT/Kommunikation von 15 Prozent.
Werden diese hohen Zahlen auf einen jährlichen Rhythmus heruntergebrochen, ergibt sich eine erwartete jährliche Gesamtsteigerung von knapp einem Prozent. Für die Branchen Chemie, Maschinen und Elektrische Ausrüstungen rechnet Fraunhofer mit jeweils 2,2 Prozent, für Automotive mit 1,5 und IT/Kommunikation mit 1,2 Prozent.
Arbeitsplatzverluste und neue Jobs
Was die Entwicklung der Arbeitsplätze betrifft, zitiert die Studie Zahlen vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB. Demnach werden Produktivitätssteigerungen bis 2025 rund 490.000 Jobs kosten. Ihnen stehen aber 430.000 neue Jobs gegenüber, die aus einer neu generierten Nachfrage resultieren.
Den Verlust von etwa 60.000 Arbeitsplätzen halten die Studienautoren nicht für dramatisch. Denn aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland schrumpft ja auch die Zahl an Erwerbstätigen. Das Problem ist ein anderes: vor allem Routinetätigkeiten fallen durch Industrie 4.0 weg. Damit wird es für niedrigqualifizierte Menschen schwieriger, einen Job zu finden.
Qualifizierung ist auch Unternehmenssache
Gleichzeitig wächst der Bedarf an hochqualifizierten Mitarbeitern und damit der Fachkräftemangel. Die DZ Bank plädiert für umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen. Dafür will die Bank nicht nur Ausbildungsstätten und Weiterbildungseinrichtungen in die Pflicht nehmen, sondern auch die Unternehmen selbst.
Die Autoren der Studie zeigen sich als Mahner. Sie fordern neben Qualifizierungsmaßnahmen auch Investitionen in Industrie 4.0 - hier bestehe Nachholbedarf. Wenn das Land den Schritt zu Industrie 4.0 nicht schnell genug vollziehe, "werden andere Länder Deutschland dabei den Rang ablaufen", schreiben sie.